Forenthema: Gesundheitsvorsorge – Prävention – Krankheiten
Forentitel: Allergien – Nahrungsmittelunverträglichkeiten – Pseudoallergien
Beitrag: Vollkornprodukte
Autor Frage an den Experten
Frau widderbine vom 20.11.2006 11:23 Uhr
Seit 5 Jahren habe ich mit Fasten 40 kg abgenommen. Im Jahr 2-3 mal, nicht länger als 6 Tage. 2003 habe ich meine Fettschürze (OP) wegmachen lassen und es fällt ziemlich schwer das Gewicht zu halten. Wollte aber als Ersatzmahlzeit keine Pülverchen, Breie oder Säfte einnehmen.Wiege immer noch zuviel 20kg Übergewicht. Nun habe ich selbst viel getestet und über mich volgendes herausbekommen: ich nehme von Brot, Reis, Obst systematisch zu! Gibt es eine Untersuchung ( Labor)  die herausfinden kann, was für Lebensmittel mein Körper nicht umsetzt wie er sollte? Bin über 50, Wechseljahre vorbei( total-OP) und wollte eigentlichmal mit Fasten aufhören.Was halten sie von Trennkost, wäre das auch eine Alternative?    Mit freundlichen Grüßen   Widderbine
Herr Dr. med. Werner G. Gehring Antwort vom 22.11.2006 13:02 Uhr

Liebe Frau Widderbine, das Problem Übergewicht ist ein vielschichtiges Problem.

Die Risikofaktoren dafür sind folgende:

Biographische unveränderbare – Risikofaktoren

  • Familiäre Disposition – Adipositas in der Familie
  • Erblich bedingte Krankheiten z.B. Prader-Willi-Syndrom, Bardet-Biedl-Syndrom, Leptinresistenz, Beta-3-Rezeptor-Defekt
  • Alter Sowohl bei Männern wie bei Frauen steigt im Alter der BMI - Body-Mass-Index/Körpermassen-Index
  • Sozio-kulturelle Umgebung – Menschen, die in einem Umfeld mit niedrigem Bildungsstand beziehungsweise niedrigem Sozialstatus aufgewachsen sind, weisen ein höheres Risiko für Adipositas auf
  • Kinder, die nicht gestillt wurden, weisen ebenfalls ein höheres Risiko auf [1] 


Modifizierbare - durch das Verhalten veränderbare – Risikofaktoren

  • Bewegungsmangel - es resultiert ein reduzierter Grundumsatz
    Bei gleichem Essverhalten entsteht eine positive Energiebilanz (= Gewichtszunahme)
  • Zu hohe Kalorienzufuhr, z. B. durch zu fettreiches Essen
    Dadurch erfolgt eine Stimulation der Leptin- und Insulinsekretion. Diese hat zur Folge, dass die Beta-Rezeptoren anfangs zwar stimuliert werden, aber es dann zu einer Down-Regulation kommt, sodass die kompensatorische Aktivierung des Sympathikus - ein Energieverbrauch erhöhender Mechanismus – ausbleibt
  • Übermäßiger Alkoholkonsum
  • Bei Kindern zeigten sich weiterhin übermäßiges Fernsehen und Videospielen sowie Schlafmangel als weitere Risikofaktoren [1]


Behandelbare Risikofaktoren – Erkrankungen

  • Cushing-Syndrom
  • Hypothyreose Unterfunktion der Schilddrüse
  • Essstörungen z.B. Binge Eating Disorder
  • PCO-Syndrom Syndrom der polycystischen Ovarien – Eierstöcke


Labordiagnosen
Laborparameter, die als unabhängige Risikofaktoren gelten

  • Altersbedingte Hyperleptinämie die sich bis zur Leptinresistenz - siehe oben - entwickeln kann


Medikamente

  • Antidepressiva
  • Neuroleptika
  • Antidiabetika
  • Glukokortikoide
  • Betablocker


Operationen

  • Einige Operationen können zu Immobilisation (Bettlägerigkeit) führen und dadurch Adipositas begünstigen


Sonstige Risikofaktoren

 

Literatur

  1. Chaput JP, Brunet M, Tremblay A. Relationship between short sleeping hours and childhood overweight/obesity: results from the ''Quebec en Forme'' Project. Int J Obes (Lond). 2006 Mar 14; [Epub ahead of print]

Die Therapie der Adipositas - Übergewicht - stützt sich auf folgende Pfeiler


Reduktion der Risikofaktoren

  • Moderner Lebensstil - z.B. Fehlernährung, Bewegungsmangel
  • Essstörungen - z.B. Binge Eating Disorder
  • Endokrine Erkrankungen - z.B. Hypothyreose, Cushing-Syndrom
  • Medikamente - z.B. einige Antidepressiva, Neuroleptika, Antidiabetika, Glukokortikoide, Betablocker
  • Nikotinverzicht, Alkoholkonsum (Gewichtszunahme durch Alkoholaddition)
  • Seelische Gründe - Frustration, Langeweile, Depressionen
  • Schlafdauer < 5 Stunden
  • Sonstige Erkrankungen - Polyzystisches Ovar-Syndrom, Hypothalamischer Symptomenkomplex
  • Sonstige Ursachen - z.B. Immobilisation, bestimmte Operationen, Schwangerschaft

 
Verhaltenstherapie - Ernährungstherapie

 

Zunächst muss wie bei jeder Essstörung der Wille des Betroffenen vorhanden sein, das Übergewicht und damit auch die zahlreichen damit verbundenen Gesundheitsrisiken zu reduzieren. Dies wird mit Hilfe von Verhaltenstherapie erreicht.

Ist dieser Schritt getan, so gilt es, die Ernährung sinnvoll umzustellen.

 

Diäten ohne ärztliche Betreuung führen fast nie zum gewünschten Ergebnis.

 

Nur eine dauerhafte Umstellung der Ernährung kann dazu führen, das Gewicht gesund zu reduzieren und anschließend dauerhaft zu halten.

 

Informationen zum Gewichtsmanagement

 

Das Thema Lebensmittelunverträglichkeiten finden Sie umfangreich beschrieben unter: http://www.gesundheits-lexikon.com/Allergien-Lebensmittel-unvertraeglichkeiten/Lebensmittelintoleranz/

Folgender Test gibt Hinweise auf Hinweise auf IgG-vermittelte Nahrungsmittel-Unverträglichkeiten vom Allergie-Typ III  - Select 181 - siehe dazu unter - http://www.gesundheits-lexikon.com/Allergien-Lebensmittel-unvertraeglichkeiten/Select-181-Test/

Für weitere Fragen stehe ich gerne zur Verfügung.

Mit freundlichen

Dr. med. Werner G. Gehring

PS: Es liegen keine ernährungsmedizinischen Hinweise dafür vor, dass die Trennkost eine geeignete Maßnahme zur Gewichtsreduktion ist.

Weitere Informationen zu diesem Thema finden Sie im DocMedicus Gesundheitsportal unter
Allergien – Nahrungsmittelunverträglichkeiten – Pseudoallergien

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