Forenthema: Gesundheitsvorsorge – Prävention – Krankheiten
Forentitel: Zahn- und Zahnhalteapparaterkrankungen
Beitrag: Druckgefühl und Schwellung nach Weisheitszahn-OP
Autor Frage an den Experten
Frau Julia vom 14.07.2010 18:10 Uhr

Hallo,

mir wurden vor 5 Wochen auf der rechten Seite der untere und obere Weisheitszahn entfernt.

Nach der OP verlief die Heilung normal, also nach ein paar Tagen keine Schmerzen mehr und nach ca.10 Tagen war die Schwellung komplett zurück gegangen.

3 Wochen nach der OP bekam ich plötzlich wieder eine Schwellung (mittlere Hamsterbacke), aber ohne Schmerzen oder Fieber o.ä.

Mein Kieferchirurg verschrieb mir dann Clindamycin 600 für 10 Tage. Er meinte, dass es sich um eine Entzündung handelt, bedingt durch die sehr warmen Temperaturen.  Es wurde auch ein Röntgenbild gemacht, wobei man nur die Mulde sehen konnte wo vorher der Zahn im Knochen saß. Der Kieferchirurg begründete es so, dass sich in der Mulde noch Blut sammelt, dass unten nicht so schnell abfliessen kann, und dadurch Bakterien vorhanden sind die die Schwellung hervorrufen.

Seit 3 Tagen nehme ich jetzt kein Antibiotika, die Schwellung ist schon deutlich zurück gegangen, aber einen harten Knubbel fühle ich noch immer am Kiefer.

Da ich in 10 Tagen in den Urlaub fliegen möchte, mache ich mir Sorgen, dass es sich doch um etwas "Größeres" handeln könnte.

Ist es normal, dass das Abheilen bei einer harten Schwellung länger dauert?

Bei der OP wurde auch etwas vom Knochen abgefräst. Stimmt es, dass der Knochen sich wieder nachbildet und deshalb manchmal ein Druckgefühl auf die anderen Zähne ausübt???

Ich freue mich auf eine Antwort.

Herr Daniel P. Grotzer Antwort vom 15.07.2010 14:33 Uhr


Liebe Frau Julia,
bei einer chirurgischen Entfernung von Weisheitszähnen kann - auch nachdem die erste Wundheilung komplikationslos verlief - eine Spätinfektion auftreten. Das Wetter ist momentan auch nicht gerade optimal, um eine reizfreie Heilung zu unterstützen. Feuchte Hitze kann eine vorhandene leichte Infektion durchaus noch befördern. Als weitere Möglichkeit kommt auch noch eine sog. Osteomyelitits in Frage. Hierbei handelt es sich um eine spezifische (aber relativ selten) auftretende Knochenentzündung, welche mit chir. Eingriffen am Knochen einhergehen kann und durch ein Antibiotikum behandelbar ist.
Auch das von Ihrem Kieferchirurgen erwähnte Blut (das Blutkoagel, welches zur Heilung in der Wunde erforderlich ist oder das Hämatom in der Wange) kann sich infizieren. Meist läßt sich dies durch die Antibiotikagabe in den Griff bekommen.
Der vollständige Abbau eines Hämatomes kann durchaus auch bis zum restlosen Verschwinden ein wenig länger dauern.
An der Stelle im Knochen, an welcher sich vorher Ihr Zahn befand, bildet sich aus dem oben erwähnten Blutkoagel in den nächsten Monaten wieder neuer Knochen. Dieser verursacht allerdings kein Druckgefühl. Abhängig vom erforderlichem Vorgehen des Chirugen bei dem operativen Eingriff kann ein Druckgefühl auf die benachbarten Zähne aber einige Zeit andauern.
Genießen Sie Ihren Urlaub.
Mit besten Grüßen,
D.P. Grotzer


Daniel P. Grotzer
Fachspezialist für Oralchirurgie und Implantologie • Parodontologie - Ästhetische Zahnheilkunde
Bödekerstr. 11
D - 30161 Hannover
Telefon 49 511 341100
Telefax 49 511 341104
Homepage

Frau Julia Antwort vom 15.07.2010 15:29 Uhr

Hallo Herr Grotzer,

vielen Dank für Ihre schnelle Antwort.

Jetzt habe ich doch nochmal ein oder zwei Fragen :)

1. Falls es diese Knochenentzündung ist, dann müsste es doch sehr schmerzhaft sein, oder?

2. Durch die Einnahme von Clindamycin müsste doch die Knochenentzündung (wenn es eine ist) schon verheilt sein, oder?

3. Wie lange dauert eigentlich die vollständige Heilung nach einer operativen Entfernung der Weisheitszähne ? Also kein Ziehen, Drücken oder sonstiges?

Vielen Dank im Voraus.

PS. Ich finde es klasse, dass Sie so schnell und verständlich Ihre Antworten senden.

Herr Daniel P. Grotzer Antwort vom 15.07.2010 16:20 Uhr


Hallo, Frau Julia
Vielen Dank für das Kompliment.
Nun zu Ihrem Probelm:
  • Eine Osteomyelitis muß anfangs nicht zwingend schmerzhaft sein. Sie äußert sich oft in einer Rötung, Schwellung der Region und Knochenverdickung.
  • Sie haben Recht: Clindamycin wäre das Antibiotikum der Wahl zur Behandlung dieser Infektion. Machen Sie sich also in dieser Hinsicht nicht allzuviele Sorgen.
  • Die Heilung ist bei jedem Menschen unterschiedlich. Bei manchen sieht die operierte Stelle bereits nach einer Woche aus, als sei dort nie etwas gewesen. Bei manchen dauert es mehrere Wochen bis eine völlige Beschwerdefreiheit eintritt.
  • Eine weitere Möglichkeit, welche ich gerade einem anderen Forumsteilnehmer schilderte, sei hier auch noch erwähnt: Bei der Heilung einer Wunde nach Weisheitzahnentfernung findet sich zumeist hinter dem letzten Zahn eine kleine Öffnung zur Wundhöhle (was völlig normal ist). In dieser Höhle können sich allerdings Nahrungsreste sammeln, welche sich zersetzen und somit eine Entzündung und unangenehme Gerüche hervorrufen. Diese Stelle sollte noch einmal von einem Kollegen gespült werden. Desweiteren können Sie diese Höhle selbst bei der häuslichen Zahnpflege mit einer Plastikspritze und aufsteckbarer biegsamer Kanüle spülen. Damit verhindern Sie eine erneute Ablagerung von Nahrungspartikeln. Wir geben unseren Patienten dieses Material immer mit entsprechender Einweisung mit nach Hause. Sicher erhalten Sie dies auch von dem Zahnarzt Ihres Vertrauens.

Schönen Nachmittag,
D.P. Grotzer

Daniel P. Grotzer
Fachspezialist für Oralchirurgie und Implantologie • Parodontologie - Ästhetische Zahnheilkunde
Bödekerstr. 11
D - 30161 Hannover
Telefon 49 511 341100
Telefax 49 511 341104
Homepage

Frau Julia Antwort vom 16.07.2010 13:39 Uhr

Hallo Herr Grotzer,

vielen Dank für Ihre Nachricht.

Jetzt kann ich beruhigt in den Urlaub fahren.

Ich wünsche Ihnen ein schönes Wochenende.

 

Weitere Informationen zu diesem Thema finden Sie im DocMedicus Gesundheitsportal unter
Zahn- und Zahnhalteapparaterkrankungen

Experten aller Facharztrichtungen beantworten Ihnen kostenfrei und auf Wunsch auch anonym Ihre persönlichen Fragen.

Beachten Sie bitte, dass der Expertenrat nicht den Arztbesuch ersetzt. Gehen Sie in akuten Krankheitsfällen bitte immer sofort zu Ihrem Arzt.


Die Experten, die Sie ehrenamtlich beraten, sind Mitglieder des wissenschaftlichen Beirates der Deutschen Gesellschaft für Nährstoffmedizin und Prävention (DGNP) e. V.

Sie setzen in ihrer Arztpraxis das DocMedicus Arzt- und Patienteninformationssystem ein.