Forenthema: Gesundheitsvorsorge – Prävention – Krankheiten
Forentitel: Schilddrüsenerkrankungen
Beitrag: schilddrüse, prolaktinom, cortisolwerte...
Autor Frage an den Experten
Frau Dornröschen vom 10.03.2010 17:50 Uhr
Hallo! Bin weiblich, 42, ein Kind. Habe seit 5 Jahren ein Mikroprolaktinom, dass mit Cabergolin behandelt wird. Prolaktinwerte sind immer normal. Vor kurzem hat der Endokrinologe noch eine latente Schilddrüsenunterfunktion mit leicht erhöhten TSH Wert diagnostiziert. Ich habe keine Antikörper und auch Ultraschallbild war unauffällig. Die Schilddrüse ist jedoch klein, 6,3 ml, doch laut Arzt habe ich keine Hashimoto. Ich nehme seit Dezember 2009 L-Thyroxin 50. In den ersten Wochen der Einnahme besserte sich mein Allgemeinbefinden sehr- ich kriegte mehr Energie, war weniger müde, Muskelschmerzen verschwanden, genau so leichte Depressionen. Die erste Blutkontrolle zeigte, dass sich das TSH wert normalisiert hat. Doch in den letzten Wochen geht es mir wieder schlechter- wieder Erschöpfung und Müdigkeit ohne Ende, Muskelschmerzen, Haarausfall. Dazu kamen noch Unterzuckerungen mit Heißhungerattacken, Schlafstörungen, kaum Libido, Schwindel. Die neue Blutwerte waren vor einer Woche wie folgend: TSH 0,7 FT3 2,20 ( 2,00-4,40) FT4 11,00 ( 9,30- 17,00) Cortisol 69 ( 62-194) ACTH 8,4 ( 0-46) DHEAS 3,30 ( 0,40- 4,30) Ferritin 48 ( 15-150) IGF-1 104 (115-307) Prolaktin 17 ( 4,79-23 TSH Wert ist im Vergleich mit den vorletzten Werten von 0,9 auf 0,7 gesunken, FT3 sank auch von 2,60 auf 2,20. Auch Cortisolwert ist gesunken, genau so IGF-1 und ACTH. Der Arzt meinte, die Werte sind alle in Ordnung. Doch ich frage mich, warum haben sich sowohl meine Werte wie auch mein Befinden trotz L-Thyroxins verschlechtert? Eigentlich müsste es mir besser gehen, oder? Ich überlege LT wieder abzusetzen, weil es mir eigentlich vor der Behandlung sogar etwas besser als jetzt ging. Ist mein niedriger Cortisolspiegel vielleicht ein Zeichen für eine Nebennierenschwäche? Und wieso ist mein IGF-1 Wert so niedrig? Können in den beiden Werten die Ursachen für meine schlechtes Befinden liegen? Ich wäre sehr dankbar für eine Erklärung. Mit freundlichen Grüßen, Dornröschen
Herr Udo Glatzner Antwort vom 25.03.2010 23:26 Uhr
Liebe Frau Dornröschen,

wie sie in Ihrem Beitrag feststellen, handelt es sich bei Ihnen in erster Linie um eine Störung der Funktion der sog. Hypophyse (Hirnanhangsdrüse) und nur in zweiter Linie einer Störung der Schilddrüse. Daher ist Ihr behandelnder Endokrinologe auf jeden Fall der richtige Ansprechpartner.

Allgemein ist folgendes zu Ihrer Erkrankung zu sagen:
Die wesentliche Funktion von Prolaktin ist die Förderung der Laktation (Produktion von Muttermilch in den Brustdrüsen).
Neben der Schwangerschaft ist das Prolaktinom, ein Prolaktin produzierender Tumor der Hypophyse, Hauptursache einer erhöhten Prolaktin-Konzentration. Prolaktinome sind die häufigsten Tumoren der Hypophyse und meist gutartig. Sie kommen häufiger bei Frauen als bei Männern vor.

Beim Prolaktinom kann ebenso die Bildung der anderen Hypophysenhormone beeinträchtigt werden. Bei Frauen kann das Prolaktinom zu Infertilität und unregelmäßiger Menstruation, bei Männern zu Verlust der sexuellen Funktion und der Libido führen.

Definition einer "Schilddrüsenunterfunktion" (Fachbegriff = Hypothyreose):
Die Hypothyreose ist eine Unterfunktion der Schilddrüse, die durch die zu geringe oder ganz fehlende Bildung von Schilddrüsenhormonen gekennzeichnet ist. Typischerweise ist das TSH stark erhöht und die Schilddrüsenhormone T4 sowie T3 sind erniedrigt.

Bei Verdacht auf einen generellen Hypopituitarismus (=Unterfunktion der Hirnanhangsdrüse) (niedrige Hypophysenfunktion, die erniedrigte Schilddrüsen- und Nebennierenhormonkonzentrationen zur Folge hat) wird neben anderen Hormonen die Prolaktin-Konzentration bestimmt. Bei einer Erkrankung oder bei Einnahme von Medikamenten, die das Dopamin (Botenstoff des Gehirns, der die Prolaktin-Konzentration reguliert und deren Produktion hemmt) beeinflussen, kann ebenfalls zur Überwachung der Prolaktin-Test sinnvoll sein.


Störfaktoren und Hinweise auf Besonderheiten

Angst vor Krankheiten, Verletzungen und sogar Angst vor einer Blutuntersuchung können zu leicht erhöhten Prolaktin-Konzentrationen führen !!
Die Blutentnahme sollte in stressfreiem Zustand erfolgen. Unmittelbar vorher sollte die Brust nicht palpiert worden sein.
Bei Patienten unter Therapie mit hohen Biotin-Dosen (> 5 mg/Tag) sollte die Probenentnahme mindestens acht Stunden nach der letzten Applikation erfolgen.


Die Prolaktin-Konzentrationen müssen abhängig von der Tageszeit, an der sie bestimmt worden sind, beurteilt werden. Die Konzentrationen schwanken binnen 24 Stunden, steigen während des Schlafens an und haben ihren höchsten Wert am Morgen. Idealerweise sollte die Blutprobe einige Stunden nach dem Aufstehen abgenommen werden, am besten nachdem man 30 Minuten absolute Ruhe hatte.

Hohe Prolaktin-Konzentrationen (Hyperprolaktinämie) sind während der Schwangerschaft und nach der Geburt, in der Zeit des Stillens, normal. Erhöhte Konzentrationen werden auch beobachtet bei:

    * Anorexia nervosa (=spez.Form einer Eßstörung);
    * Medikamenten: Östrogen, trizyklische Antidepressiva und Medikamenten, die die Wirkung von Dopamin (Bo- tenstoff des Gehirns, der die Prolaktin Konzentration reguliert und deren Produktion hemmt) hemmen, wieTran-quilizer, einige Blutdruckmedikamente und einige Medikamente, die bei gastroösophagealen Reflux eingesetzt werden;
    * Erkrankungen des Hypothalamus;
    * Hypothyreose;
    * Nierenerkrankungen;
    * Stimulation der Brustwarzen (leichte Erhöhung);
    * andere Tumoren und Erkrankungen der Hypophyse;
    * das Polyzystische Ovar Syndrom;
    * Prolaktinome.

Wie Sie bei sich selbst erkennen können, ist die Zufuhr von LT alleine keine Lösung Ihrer Probleme. Bitte wenden Sie sich an den Endokrinologen!

Viele Grüsse
U.G.



Dr. med. Udo Glatzner
Haus- und Familienarzt, Facharzt f.Allgemeinmedizin • Naturheilkunde. Chirotherapie und Akupunktur, Psychosomatik
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Herr Helge Jany Antwort vom 29.03.2010 15:17 Uhr
Herzlichen Dank für Ihre Anfrage.

Ihre Beschwerden erlauben keine Zuordnung zu den Laborwerten.

Sie können z. B. durch einen Mikronährstoffmangel, eine gestörte Verdauungsleistung im Magen-Darmbereich, allgemeine Überforderung, chronische Infektionen ausgelöst werden – Schwindel kann z. B. auch eine Nebenwirkung von Cabergolin sein.

Manchmal ist die klinische Wirksamkeit von Schilddrüsenhormonen L-Thyroxin paradox. Wahrscheinlich liegt das daran, dass die Produktion von körpereigenen Hormonen durch die „Ruhigstellung“ der Schilddrüse vermindert wird und trotz normalen TSH-Spiegel eine scheinbare „Unterfunktion“ zu beobachten ist.

Die Notwendigkeit zur L-Thyroxin Substitution ist ab einem TSH über 10 erst gegeben.

Mikronährstoff-Supplementierung (Selen, Omega 3-Fettsäuren, Grundversorgung von Vitaminen und Spurenelementen), allgemeine gesundheitsfördernde Maßnahmen (Darmsanierung, Säure-Basen-Haushalt, baubiologische Schlafplatzbewertung etc.) sind einige Anregungen, die Ihnen helfen können.

Eine Therapie von „Laborwerten“ ist wenig hilfreich, hier sollten Wiederholungsmessungen mit klaren Abweichungen vor einer Therapie stehen.

Mit freundlichen Grüßen

Helge Jany





Dr. med. Helge Jany
KINDERWUNSCHBEHANDLUNG, Klassische Homöopathie • Neuraltherapie, Moderne F.X.Mayr-Medizin
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