Forenthema: Gesundheitsvorsorge – Prävention – Krankheiten
Forentitel: Schilddrüsenerkrankungen
Beitrag: Hashimoto
Autor Frage an den Experten
Frau Klaudia Niedballa vom 11.05.2009 20:48 Uhr
hallo, bei mir wurde vor 6 wochen eine hashimoto erkrankung festgestellt. bei sehr hohen MAK wert von 6726 U/ml 
waren die anderen werte ok-FT4  1.4 ng/dl,  FT3  2.7 pg/ml.
trotzdem geht es mir nicht gut, ich habe starke gelenkschmerzen, konzentrationschwäche, bin ständig müde und am frieren,
fühle mich nur noch schlapp und manchmal kaum belastbar. zur zeit nehme ich 50mg thyromizien.                                                         was kann ich tun,dass es mir wieder besser geht?
gruß klaudia



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Herr Dr. med. Hans-Peter Hasler Antwort vom 15.05.2009 19:29 Uhr

Liebe Frau Niedballa,

Eine hashimoto-Thyreoiditis kann zu Müdigkeit führen, wenn in der Folge der Schilddrüsenentzündung eine Schilddrüsenunterfunktion sich entwickelt. Dies ist aufgrund Ihrer Angaben ( normales fT4 und fT3 ) momentan nicht der Fall. Sie können das Thyroxin 50 ruhig weiter nehmen und zusätzlich Selen 200 mikrogramm täglich einnehmen. Kein Jod !

Prinzipiell kann eine chron. Entzündung einer Drüse auch Müdigkeit verursachen. Es sollte jedoch zuerst nach anderen Gründen für das ganze Bündel von Beschwerden gefahndet werden. Dazu sollten Sie sich bei Ihrem Arzt nochmals umfassend untersuchen lassen. Dann wird der Arzt Ihnen sagen können, wie Sie die Beschwerden angehen können.

Gruß Dr.Hans-Peter Hasler




 


Dr. med. Hans-Peter Hasler
Allgemeinmediziner


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Herr Udo Glatzner Antwort vom 16.05.2009 15:44 Uhr
Sehr geehrte
Frau Klaudia Niedballa ,
in Ergänzung zu den Aussagen von Dr. Hasler kann noch folgendes angefügt werden:
1.Schilddrüsenantikörper entwickeln sich, wenn das Immunsystem des Patienten fälschlicherweise Anteile der Schilddrüse als fremd (nicht-eigen) erkennt und können zu einer chronischen Thyreoiditis (einer Entzündung der Schilddrüse), Gewebsschäden und Störungen der Schilddrüsenfunktion führen.
Die Ursache der Autoimmunerkrankungen ist weitgehend unbekannt, aber es scheint in vielen Fällen eine genetische Prädisposition zur Entwicklung dieser Immunstörungen zu geben. Bei einigen Arten der Autoimmunerkrankungen (wie dem rheumatischen Fieber), stößt ein Bakterium oder Virus eine Immunantwort an und die Antikörper oder T-Lymphozyten greifen im Folgenden auch normale Zellen an, weil diese eine Teilstruktur tragen, die der Struktur des Infektionskeimes ähnelt. Man geht gegenwärtig davon aus, daß Autoimmunerkrankungen durch unterschiedliche Mechanismen ausgelöst werden können, für viele dieser Erkrankungen eine familiäre / genetische Disposition besteht und auch Umwelt- und Lebensfaktoren, wie z.B. bestimmte Infektionen oder eine Schwangerschaft, als Auslöser der Erkrankung eine Rolle spielen. Auch z.B. eine Therapie mit Lithium, Amiodaron, Interferon Alpha oder Interleukin-2.
Die Erkrankung verläuft chronisch und die Schilddrüse verliert über Jahre immer mehr an Funktion. Bei etwa 25% der Erkrankten finden sich weitere autoimmune Krankheiten.

Die Beschwerden sind individuell sehr unterschiedlich ausgeprägt. 80% der Betroffene haben mit einer angepassten hormonellen Behandlung keine oder geringe Beschwerden. 20% der Erkrankten zeigen zahlreiche Beschwerden, die mit einer Hormontherapie nicht immer vollständig verschwinden. Typische Symptome sind:

    * Müdigkeit
    * Frieren
    * Gewichtszunahme
    * Konzentrationsstörungen
    * Depression
    * trockene Haut
    * Muskel und Gelenkschmerzen
    * bei Frauen Zyklusstörungen

Daneben können vielfältige andere Symptome auftreten:
ein gestörter Zuckerstoffwechsel (Insulinresistenz). Hier ist eine Behandlung durch einen spezialisierten Arzt erforderlich (Diabetologe) um das Entstehen einer Zuckerkrankheit (Diabetes Typ2) zu verhindern.
Bei Frauen mit zusätzlichen Störungen der weiblichen Hormone (Symptome z.B. Zyklusstörungen, männlicher Haarwuchs, Brustspannen), ist eine Behandlung durch einen erfahrenen Frauenarzt wichtig.
Bei einer unklaren Knotenbildung in der Schilddrüse (im Ultraschall oder im Szintigraphie) sind regelmäßige Kontrollen unerlässlich.
Unklare zusätzliche Symptome sollten immer Anlass sein, andere autoimmune Erkrankungen auszuschließen.

2.Nach neueren Untersuchungen hat möglicherweise die Einnahme von Selen und Zink einen günstigen Effekt auf die Erkrankung.
Eine Therapie die die Ursache der Erkrankung behandelt und die zugrunde liegende Störung des Immunsystems heilt ist nicht bekannt.Weitere wissenschaftliche Untersuchungen sind erforderlich.

Frau Barbara Gasnier hat sich an der Medizinischen Fakultät LMU München in ihrer Dissertation (2002) mit dem Einfluß einer Selen-Substitution auf den Verlauf einer Autoimmunthyreoditis befaßt.
Mit dieser Studie wird nachgewiesen, daß eine signifikante Senkung der Entzündungsaktivität bei einer schilddrüsenspezifischen Autoimmunerkrankung durch Selensubstitution möglich ist.  



Dr. med. Udo Glatzner
Haus- und Familienarzt, Facharzt f.Allgemeinmedizin • Naturheilkunde. Chirotherapie und Akupunktur, Psychosomatik
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Schilddrüsenerkrankungen

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