Forenthema: Gesundheitsvorsorge – Prävention – Krankheiten
Forentitel: Frauengesundheit (Frauenmedizin)
Beitrag: Unerträgliche Regelschmerzen
Autor Frage an den Experten
Frau Hibiscus vom 12.02.2009 18:47 Uhr

 

Hallo und vielen Dank, dass sie sich Zeit nehmen, meine Frage zu beantworten.

 

Ich bin 20 Jahre alt habe schon seit Jahren sehr starke Regelschmerzen, die sich in letzter Zeit noch verschlimmert haben. Die Schmerzen beginnen schon bis zu drei Tage vor der Regel und sind dann mehrere Tage so schlimm, dass ich es kaum aushalte und es mir unmöglich ist, zur Arbeit zu gehen. Schmerzmittel helfen kaum und ich habe schon Tage vorher Angst vor den Schmerzen.

 

Der Frauenarzt konnte keine Ursache finden und sieht als einzige Möglichkeit die Pille, die ich jedoch aufgrund meines hohen Thromboserisikos nicht nehmen kann. Bei einer MRT-Untersuchung stellte man nun  kürzlich zufällig fest, dass beide Ovarien vergrößert und mit zahlreichen Zysten besetzt sind. Zudem sagte man mit, dass mein Uterus sehr kräftig sei. Der Frauenarzt schien sich bei meinem nächsten Besuch angegriffen zu fühlen und meinte, das habe er bei seiner Untersuchung auch am Rande wahrgenommen, aber das hätten viele Frauen und das seien vermutlich keine richtigen Zysten. Meine Beschwerden tat er gleichgültig ab und ich solle halt Schmerzmittel nehmen.

 

Nach diesen Erlebnissen scheue ich davor zurück eine zweite Meinung einzuholen, aus Angst noch einmal das gleiche zu erleben. Aber ich kann nicht glauben, dass es keine Erklärung für diese unerträglichen Schmerzen gibt und ich mich mit diesen Schmerzen abfinden muss.

 

Können Sie mir einen Rat geben?

 

Vielen Dank.

Herr Dr. med. Tomás Bühler Antwort vom 18.02.2009 02:04 Uhr

Liebe Frau Hibiscus,

zunächst möchte ich Ihnen sagen, dass Ihr Problem mit den Schmerzen vor den "Tagen" keine Seltenheit ist, in der von Ihnen beschriebenen Heftigkeit jedoch einer spezifischen Behandlung bedarf, nach weiterer Abklärung.

Im Einzelnen:

Die beschriebenen Symptome sprechen meines Erachtens für das Vorliegen einer Endometriose. Typischerweise führen Absiedelungen von Gebärmutterschleimhaut (Endometrium) außerhalb der Gebärmutter (etwa am Bauchfell des kleinen Beckens, an der Außenfläche der Gebärmutter und der Eierstöcke) oder in der Gebärmuttermuskulatur zu kleinen Blutzysten, welche sich etliche Tage vor der Periode durch die hormonellen Einflüsse vergrößern, dabei zunehmende Schmerzen verursachen, und mit Abfall der Hormone zum Beginn der Periode sich wieder zurückbilden. Eine "innere Endometriose der Gebärmutter" könnte die Vergrößerung derselben (wie im MRT diagnostiziert) zum Beispiel verursachen. Eine "äußere Endometriose" lässt sich nur in sehr ausgeprägte Fälle mittels Ultraschall oder MRT nachweisen. Hier wäre zum sicheren Beweis, bzw. Ausschluß die Durchführung einer Bauchspiegelung (Laparoskopie) erforderlich.

Bei Bestätigung meiner Verdachtsdiagnose wäre allerdings, auch in Hinsicht auf späteren Kinderwunsch eine gezielte-, ggf. auch hormonell eingreifende Behandlung notwendig. Hierbei müsste das bei Ihnen "erhöhte Thromboserisiko" ggf. durch eine Zusatzbehandlung Berücksichtigung finden. Bezüglich der Behandlung von Regelschmerzen durch Einnahme der Pille:  dieses ist eine erfolgreiche Maßnahme, die Schmerzen deutlich zur verringern. Eine erfolgreiche Behandlung kann hierbei im Umkehrschluss den Verdacht auf eine durch übliche Diagnostik nur schwer nachweisbare "innere und/oder äußere Endometriose" erhärten. Falls keine Allergie/Unverträglichkeit gegen Ibuprofen vorliegt, sollte eine Behandlung der Schmerzen möglichst 1-2 Tage vor dem Beginn der zu erwartenden Schmerzen einsetzen (zB.3-4x400mg). Höhere Dosierungen bedürfen der ärztlichen Verordnung und Überwachung.

Bezüglich der kleinen Zystchen in den Eierstöcken (im Ultraschall typischerweise von der Größe von 3-4mm) kann man sagen, dass diese, bei regelmäßigen Zyklusverhältnissen bei jungen Frauen zunächst keine krankhafte Bedeutung besitzen. Hier stimme ich Ihrem Frauenarzt zu.

Ich würde Ihnen empfehlen, doch noch einmal das Gespräch mit Ihrem Frauenarzt über eine weitere Abklärung einer Endometriose zu suchen.

In der Hoffnung Ihnen hiermit weiter geholfen zu haben grüße ich Sie, Ihr





Dr. med. Tomas Bühler
Frauenarzt
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Telefax 49 7141 929795
e-Mail drtbuehler@t-online.de
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