Forenthema: Gesundheitsvorsorge – Prävention – Krankheiten
Forentitel: Schwangerschaft – Stillzeit
Beitrag: EU-CELL Natal: Fragen zu den Inhaltstoffen (Retinol, Jod etc.)
Autor Frage an den Experten
Frau c. vom 18.11.2008 10:28 Uhr
Hallo,

Nachdem ich die Zusammensetzung von EU-CELL Natal gelesen habe, bin ich verunsichert.
Ist die Vitamin A Menge wirklich unbedenklich in der Schwangerschaft? Sie erscheint mir sehr hoch zu sein und ich habe Angst vor einer Fehlgeburt/Missbildungen.
Im selbem Forum wird im Beitrag "Schwanger - wie soll ich mich ernähren?" von Herrn Dr. med. Werner G. Gehring darauf hingewiesen, dass Nicht-Schwangere nicht mehr als 100 µg Jod täglich einnehmen sollen. In EU-CELL Natal sind aber 150 enthalten.

Können Sie mich beruhigen und mir die Dosierung plausibel machen?
Herzlichen Dank,
c.



Herr Dr. med. Werner G. Gehring Antwort vom 18.11.2008 13:06 Uhr

Liebe Frau  C.,

gerne beantworte ich Ihre Fragen

EU-CELL NATAL ist gemäß dem deutschen Lebensmittelrecht in optimaler Weise auf die Belange der Schwangeren und dem ungeborenen Kind sowie der Stillenden eingestellt.

Zur Fragestellung „Retinol“:

EU-CELL NATAL enthält kein so genanntes „präformiertes“ Vitamin A. Präformiertes Vitamin A findet sich hingegen unter der chemischen Bezeichnung „Retinol“ in vielen gewöhnlichen Lebensmitteln oder ist bspw. als „Retinylpalmitat“ Lebensmitteln zugesetzt. Entsprechend werden Sie diese Begriffe im Verzeichnis der Zutaten von EU-CELL NATAL nicht finden.

EU-CELL NATAL enthält 2 mg Beta-Carotin, dass auch als so genanntes „Provitamin A“ bezeichnet wird. Dieser alternative Begriff „Provitamin“ weist darauf hin, dass Beta-Carotin in gewisser Weise ein Vorläufer bzw. ein Ausgangspunkt für die Synthese von Vitamin A (=Retinol) ist.

Tatsächlich wandelt der Körper aus Beta-Carotin nach Bedarf Vitamin A um. Aus 2 mg Beta-Carotin kann der Körper so bis zu 1/6tel der Ausgangsmenge an Vitamin A gewinnen. Das wären bis zu 333 µg Vitamin A.

Die Kennzeichnungspflicht für Lebensmittel verlangt nun, dass alle Quellen von Vitamin A gekennzeichnet werden. Das ist auch bei EU-CELL NATAL geschehen. Diese Kennzeichnungspflicht gilt europaweit für Lebensmittel. Für EU-CELL NATAL bedeutet dies, dass wir in der Nährstoff-Tabelle unter „Vitamin A (RE)“ die berechneten 333 µg anzugeben haben. Diesen Wert haben Sie gefunden. Er hat Sie verunsichert. Eine kleine Fußnote klärt über den Zusammenhang auf, wird aber oft übersehen.

„RE“ ist eine Verpflichtung des Gesetzgebers zur Kennzeichnung: Es steht für „Retinol-Äquivalent“ und soll praktisch die „gemeinsame Währung“ an Vitamin A ausdrücken.

Wichtig für Sie: Nach den Ergebnissen der Nationalen Verzehrsstudie 2008 in Deutschland (www.nationale-verzehrsstudie.de), besteht für Schwangere gegenüber Nichtschwangeren ein Mehrbedarf an Vitamin A von ca. 300 µg! Der tägliche Gesamtbedarf steigt damit auf ca. 1.100 µg Vitamin A.

Leider erreichen bereits 10-15 % der Frauen im gebährfähigen Alter die „normalen“ Empfehlungen für Vitamin A nicht. Unter Berücksichtigung des Mehrbedarfs an Vitamin A in der Schwangerschaft (+300 µg Vitamin A) und dann später in der Stillzeit (+700 µg Vitanin A) besteht also eigentlich sogar die Empfehlung zu einer moderaten Nahrungsergänzung mit Vitamin A und/oder Beta-Carotin, um den Bedarf sicher zu decken.

Eine Gefährdung durch zuviel Vitamin A kann nur durch exzessive Zufuhr von Vitamin A-haltigen (tierischen) Lebensmitteln bedingt sein (Lebertran, Innereien). Die gefährdenden Zufuhr-Mengen, um die es sich hier handelt, liegen jenseits 7.500 µg Retinol/Tag in der Schwangerschaft. Zur Erinnerung: Die aus 2 mg Beta-Carotin berechneten 333 µg RE (Retinol-Äquivalente) sind nur 1/22tel dieser Menge!

 

Zur Fragestellung „Jod“:

Die Nationale Verzehrsstudie 2008 weist auch für die Zufuhr von Jod jüngste Werte aus. So sind bereits 50-60 % der Frauen im gebährfähigen Alter mit Jod unterversorgt. In der Schwangerschaft steigt der tägliche Zufuhr-Bedarf von 200 µg auf 230 µg. In der Stillzeit auf 260 µg Jod am Tag. Der Fehlbetrag für Schwangere und Stillende kann sich bei den am schlechtesten Versorgten auf bis zu 170 µg erweitern.

Tatsache ist auch, dass ca. 40% aller Frauen in Deutschland nahe an einer Schilddrüsenunterfunktion stehen. Das bedeutet, dass sich die Jod-Speicher in der Schilddrüse in der Schwangerschaft bzw. Stillzeit ohne unterstützende Jod-Zufuhr sehr schnell vollständig entleeren können. Die Bedeutung einer funktionierenden Schilddrüse der Mutter ist für das heranwachsende Kind ist nicht zu unterschätzen. Jod-Mangel kann zu Kretinismus führen.

Die im Forum an anderer Stelle genannten 100 µg Jod gelten als ergänzende tägliche Höchstzufuhr über Nahrungsergänzungsmittel für Erwachsene, empfohlen durch das Bundesministerium für Risikobewertung. Schwangere und Stillende sind davon explizit ausgenommen, da hier ein Mehrbedarf besteht, der sich bis zu 60 µg höher berechnet.

Entsprechend sind die in EU-CELL NATAL ausgewiesenen 150 µg Jod sicher und angemessen und dienen der Gesundheit von Mutter und Kind.

Mit EU-CELL NATAL haben Sie somit eine gute Entscheidung für Ihre Schwangerschaft getroffen.

Wir wünschen Ihnen einen angenehmen Verlauf der Schwangerschaft und alles Gute für die Geburt.

Mit herzlichen Grüßen

Dr. med. Werner G. Gehring
Frauenarzt

 

 

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