Forenthema: Gesundheitsvorsorge – Prävention – Krankheiten
Forentitel: Zahn- und Zahnhalteapparaterkrankungen
Beitrag: Eiter unter der Zahnwurzel
Autor Frage an den Experten
Frau Anna Ehlers vom 14.10.2008 20:40 Uhr
Liebe Experten,
heute hatte ich einen Routine-Termin bei meinem neuen Zahnarzt. Eine mindestens acht Jahre alte Kunststoff-Füllung am letzten Zahn oben links sollte ausgewechselt werden. Als ich dem Zahnarzt darüber berichtete, dass ich nach der damaligen Behandlung wochenlang Schmerzen im Gesichtsnerv hatte, wurde er plötzlich stutzig.
Er prüfte, ob dieser Zahn noch "lebt", was leider nicht der Fall war. Daraufhin wurde eine neue Röntgenaufnahme des Zahnes angefertigt. Diese zeigte einen dunklen Schatten um die Wurzel des betreffenden Zahnes. Nach Aussage des Arztes bedeutet dies Eiter und der Entzündungsherd geht wohl schon bis an den Knochen. Eine Wurzelbehandlung sei in diesem Stadium nicht mehr möglich, sondern es müsse der Zahn gezogen werden. Wegen einer Kiefer-Fehlstellung würde ich ohnehin nur am Rand auf diesen Zahn beißen.
Ich bin nun etwas geschockt über diese radikale Maßnahme. Sollte ich vielleicht noch eine 2. Meinung einholen, oder ist eine monate- oder jahrelang schlummernde Entzündung wirklich nicht mehr anders zu behandeln? Können sich die anderen Zähne dann nicht alle nach hinten verschieben, wenn der letzte Zahn entfernt wird?
Für Ihren Rat wäre ich Ihnen sehr dankbar!
Anna
P.S. Übrigens habe ich meine Zähne immer sehr pingelig gepflegt. Kann man solchen Dingen überhaupt 100ig vorbeugen?
Herr Daniel P. Grotzer Antwort vom 15.10.2008 14:32 Uhr

Sehr geehrte Frau Ehlers,

ohne Sie klinisch untersucht und die entsprechenden Röntgenbilder gesehen zu haben, kann ich natürlich keine Aussage über die Erhaltungswürdigkeit Ihres Zahnes treffen.

Aber folgende Informationen könnten Ihnen weiterhelfen.

·         Durch eine endodontische Behandlung (Wurzelkanalbehandlung) kann man oftmals auch sehr massive Entzündungen im Knochenbereich unter Kontrolle bekommen und den entsprechenden Zahn erhalten.

·         Sollte trotz erfolgter Wurzelkanalbehandlung ein Zahn noch eine Entzündung aufweisen, so besteht die Möglichkeit einer Wurzelspitzenresektion (WSR). Dieses ist die letzte Möglichkeit einen an der Wurzelspitze entzündlich beherdeten Zahn vor der Extraktion zu retten. Dabei wird die Wurzelspitze des Zahnes im Knochen abgetrennt und mit dem entzündlichen Gewebe ringsumher entfernt. Für eine WSR gibt es keine Erfolgsgarantie; d.h.  auch eine technisch perfekt ausgeführte WSR ist kein Garant für einen Zahnerhalt. So ist es auch möglich, daß resezierte Zähne Jahre später wieder eine ähnliche Problematik entwickeln, da sich eine Entzündung im Knochen hält bzw. wiederauftritt- man sagt rezidiviert. Unter den entsprechenden Voraussetzungen kann der behandelnde Arzt  eine erneute WSR in Erwägung ziehen, schlimmstenfalls allerdings muß ein solcher Zahn entfernt werden.

Ob eine der genannten Maßnahmen bei Ihnen in Frage kommt, kann ich ohne die genaue Kenntnis aller diagnostischen Maßnahmen natürlich nicht abschätzen. Deshalb wäre eine zweite Meinung keine schlechte Idee.

Zu Ihrem P.S.: Eine gute Zahnpflege ist die Grundvoraussetzung für gesunde Zähne – aber keine Garantie. Denn es handelt sich dabei ja um lebendes Gewebe, welches bei keinem Menschen gleich aufgebaut ist oder gleich reagiert; und jeder Mensch verfügt über eine andere Mundflora, andere belastende Faktoren und allgemeinmedizinische Parameter. Deshalb hat auch ein jeder ein individuelles Kariesrisiko. Daß dies nicht unbedingt fair und gerecht verteilt ist, dessen sind wir uns bewußt. Dieser Umstand läßt sich aber leider nicht ändern.

In der Hoffnung, Ihnen ein wenig weitergeholfen zu haben,

Ihr D.P. Grotzer





Daniel P. Grotzer
Fachspezialist für Oralchirurgie und Implantologie • Parodontologie - Ästhetische Zahnheilkunde
Bödekerstr. 11
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