Forenthema: Gesundheitsvorsorge – Prävention – Krankheiten
Forentitel: Speiseröhren-, Magen- und Darmerkrankungen
Beitrag: Starke Blähungen nach Gastritis-Behandlung
Autor Frage an den Experten
Frau studentin27 vom 07.04.2008 10:37 Uhr
Hallo, da ich schon seit Jahren Probleme mit Blähungen habe und im letzten halben Jahr auch noch Übelkeit und Magenschmerzen hinzukamen, wurde bei mir vor ca. 2 Monaten eine Magen-Darm-Spiegelung durchgeführt. Festgestellt wurde eine mittelschwere Gastritis. Musste dann eine Woche lang Clarithromycin und Amoxicillin nehmen und 30 Tage lang Omep. Ich habe auch seitdem meine Ernährung komplett auf leichte Vollkost umgestellt, kein Alkohol, kein Kaffee. Allerdings wurde es mit den Blähungen und den damit verbundenen Bauchkrämpfen von Tag zu Tag schlimmer. Dachte anfangs dass es die Nebenwirkungen von den Medikamenten sind, allerdings nehme ich diese ja nun seit 2,5 Wochen nicht mehr. Mittlerweile ist es so unerträglich (v.a. abends), dass ich kaum mehr das Haus verlasse und nur noch auf der Couch liege mit meiner Wärmflasche. Früher bekam ich die Blähungen immer nur nach dem Essen, jetzt bekomme ich sie auch wenn ich nichts gegessen habe, im Laufe des Tages halt. Nachdem ich auf der Toilette war, hab ich immer für eine halbe Stunde/ Stunde so ein Ziehen im Bauch, allerdings hab ich danach wenigstens immer ein paar Stunden Ruhe vor den Blähungen. Kann es sein, dass die Antibiotika-Behandlung irgendwie meinen Darm angegriffen hat? Musste vor ca. 8 Monaten auch 1-2 Wochen Antibiotika nehmen wegen einer Nasen-Nebenhöhlenentzündung. Bei der Darmspiegelung wurde übrigens nichts festgestellt. Schon im Voraus Vielen Dank! mfg studentin27
Herr Dr. med. Frank Hertrich Antwort vom 07.04.2008 15:41 Uhr

Hallo, das Problem kann sich sicherlich durch die Antibioticabehandlung der Helicobacter-assoziierten gastritis ( es war ja wohl eine sog. Eradikationstherapie )verschlimmert haben; hier wäre zunächst die konsequente Einnahme von Probiotica ( entweder als Actimel oder als Probiot von Eu-cell ) zu versuchen. Kurzfristig käme symptomatisch die Gabe von Domperidon 10mg abends ( oder MCP zu denMahlzeiten ) infrage. Was verstehen Sie unter "leichter Vollkost" und wie unterscheidet sich das von Ihrer Ernährung vorher? Liegt hier das Problem? Was ist mit Bewegung?

mfg

FHertrich


Dr. med. Frank Frieder Hertrich
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Frau studentin27 Antwort vom 07.04.2008 16:53 Uhr
Vielen Dank für Ihre schnelle Antwort! Momentan esse ich fettarme schonend zubereitete Speisen, also Salat, Fisch, fettarme Fleisch- und Wurstsorten, Joghurt,... und trinke 2-3 Liter Kräuter-,Kamillen-,Fencheltee/Wasser ohne Kohlensäure. Ich meide blähende Lebensmittel, Süßigkeiten, Kaffee, Nikotin und Alkohol. Auch Vollkornprodukte lasse ich mittlerweile lieber weg, davon wurden meine Blähungen meist noch schlimmer... Vorher habe ich zwar schon auch versucht, mich gesund und fettarm zu ernähren, allerdings waren desöfteren auch mal eine Pizza, ein fetter Braten und Naschereien dabei. Kaffee habe ich auch täglich (2-3 Tassen) getrunken, habe geraucht und hin und wieder auch Alkohol getrunken. Momentan bewege ich mich nicht so viel. Durchschnittlich schätzungsweise 15-20 Minuten am Tag. Ich sitze eigentlich die meiste Zeit, da ich gerade an meiner Abschlussarbeit schreibe. Ich habe gerade gelesen, dass man nach einer Antibiotikabehandlung Darmpilze bekommen kann. Könnte dies bei mir vielleicht der Fall sein? Wenn ja, wie kann dies festgestellt werden? mfg
Herr Dr. med. Frank Hertrich Antwort vom 07.04.2008 19:00 Uhr

Nun, das mit den Darmpilzen ist so eine Heilpraktiker-Life style-In-Philosophie, die glücklicherweise langsam wieder verschwindet. Die Darmpilze ( im wesentlichen candida-Species ) gehören zur nomalen Darmflora, eine zuckerarme Kost lässt sie langam aber sicher schwinden. Von krankhafter Bedeutung sind Darmpilze nur in Zusammenhang mit immunsuppressiver behandlung ( Cortison, chemotherapie etc), dann werden sie mit einer Blutkultur nachgewiesen. In der Stuhlkultur findet man sie immer- auch bei Gesunden! Durch Antibiotica kann sich die natürliche Darmflora aber durchaus verändern und zwar meist hin zu den gasbildenden Bakterien, die dann eben auch vermehrt Blähungen und Krämpfe machen ( schlimmstefalls kann auch eine sogenannte pseudomembranöse Colitis entstehen, die ein lebensbedrohliches akutes Krankheitsbild darstellt und bei ihnen mit sicherheit nicht vorliegt ). Hier schafft eine Behandlung mit Probiotica Abhilfe ( Hickson, M. et al (2007) Use of probiotic Lactobacillus preparation to prevent diarrhoea associated with antibiotics. British medical journal. 335(7610):80. Dort auch weitere Literatur). gegebenenfalls kann eine "bakterielle Fehlbesiedlung" auch mit einem H2-Atemtest festgestellt werden.

Grundsätzlich kann aber bei Ihnen auch ein Reizdarmsyndrom vorliegen; dem entspricht die normale Coloskopie und die tatsache, dass ähnliche Beschwerden auch vor der Antibioticatherapie schon vorlagen.

 

Also versuchen Sie es doch mit den Probiotica, vielleicht zusammen mit 1 Portionsbeutel Flosa pro Tag - nicht zum Abführen sondern zur Ballaststoffzufuhr( es gehen auch 3 Esslöffel Weizenkleie, aber die schmecken halt wie Staub).

 

Ansonsten ist ihre derzeitige Kostform natürlich ideal!

 

mfg

FHertrich



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