Forenthema: Gesundheitsvorsorge – Prävention – Krankheiten
Forentitel: Leber-, Gallenblasen- und Bauchspeicheldrüsenerkrankungen
Beitrag: Cholangitis oder Klatskin-Tumor?
Autor Frage an den Experten
Herr kapewo vom 26.01.2008 16:02 Uhr

Ich -m 46 Jahre 177 cm- leider unter einer Cholelithiasis die seit ca. 10 Monaten Beschwerden macht. Die Beschwerden treten meist postpradial verzögert nach schweren Mahlzeiten auf.

Meist äußerten sich die Beschwerden in starken, meist spontan beginnenden, rechtsseitigen Oberbauchschmerzen unter dem re. Rippenbogen, ausstrahlend in den Rücken und unter das re. Schulterblatt. Nachdem die Schmerzen ein bestimmtes Plateau erreicht haben blieben sie in dieser Plateauhöhe für einige Stunden und nahmen dann rasch ab. Danach war der rechte Oberbauch noch für ca. 1-2 Tage druckschmerzhaft. Danach konnte wieder eine völlige Symptomfreiheit verzeichnet werden.

Nach Ultraschalluntersuchung und Steinnachweis vor ca. 10 Monaten erfolgte die Diagnose > Cholelithiasis. Die Gallenblase müsse demnächst mal entfernt werden.

Ich stellte daraufhin meine Ernährung um und vermied fettreiche, gebratene Kost und verzichtete auf jegliche Art von Süßigkeiten und Fruchtsäften wegen des hohen Zuckergehaltes. Durch diese Ernährungsumstellung verlor ich innerhalb der letzten 10 Monate ca. 14kg Körpergewicht. Ich wiege jetzt 80 kg bei 177 cm Körpergröße.

Es erfolgten mehrere Kontrollsonos sowie Laboruntersuchungen.

Seit Anfang November war die Gallenblase unter dem re. Rippenbogen meist schmerzhaft permanent tastbar.

Alle Laboruntersuchungen, auch die Letzte kurz vor Weihnachten ergaben GOT, GPT, G-GT, BILI, AP, LDH, LIP, CRP nicht erhöht alles in der Norm, keinerlei Anzeichen für eine Cholestase..

Vor Weihnachten 2007 entschloss ich mich im Neuen Jahr zur Cholezystektomie.

Am 4.1.2008 stellte ich mich diesbezüglich in der Chirurgischen Ambulanz, eines meinem Wohnort nahen Krankenhauses, vor. Bei einer Ultraschalluntersuchung durch den Chirurgen wurde ein Gallenstein im D. Cysticus gesehen. Der Übergang zum D. Choledochus konnte nicht dargestellt werden. Der Gallengang würde im Sono abbrechen.

Daraufhin sollte am 10.01.2008 ein CT mit i.v. Kontrastmittelgabe, zur Darstellung der Gallengänge und der Pankreas gemacht werden.

Am 07.01.2008 bekam ich nachts schlimmste Oberbauchbeschwerden wie oben geschildert,

die sich aber erst am 09.01.2008 nachmittags besserten. Am gleichen Abend noch hatte ich einen Verschlußikterus (gelbe Skleren, gelbe Haut, bierbraunen Urin, grauen Stuhl).. Ich konnte die gesamten drei Tage nichts essen und hatte ein schweres Krankheitsgefühl.

Am 10.01.2008 wurde nun das CT geschrieben. Die Anamnese/Indikation durch den Chirurgen lautete Gallenblasenhydrops mit Gewichtsverlust von ca. 14 kg. Man ging wohl davon aus, dass der Gewichtsverlust nicht wie oben beschrieben begründet war.

Der CT-Befund ergab eine normale Pankreas sowie einen Kalibersprung im D. Choledochus in Höhe der Eintrittsstelle in den Pankreaskopf. Die Gallengänge oberhalb der Stelle sowie auch die intrahepatischen Gallengänge seien deutlich erweitert.

Bei der beschriebenen Läsion könne nicht zwischen einem Tumor oder einer Striktur nach Gallensteinabgang unterschieden werden. Ein verkalkender Stein ließe sich im CT im Gallengang nicht nachweisen.

Es wurde für den 14.01.2008 eine Blutabnahme vereinbart (die Erste seit ich dem Ikterus hatte) und für den 16.01.2008 eine ERCP terminiert.

Das Laborergebnis ergab : GOT 125 U/L (0-50), GPT 302 U/L (0-50), G-GT 604 (0-60),

BILI 10,43 (0,00-1,10), AP 233 (40-130), LDH 178 (0-250), LIP 6 (o-60), CRP 1,0 (0,0-1,0).

Die ERCP ergab : D. Hepatocholedochus : Langstreckige Stenose von der Hepaticusgabel bis unmittelbar präpapillär, Papille unauffällig, intrahepatische Gallengänge deutlich erweitert mit Konkrementsnachweis DD: Luft, mehrere Konkremente in der Gallenblase.

Bild eines Klatskintumors (Bismuth II) DD: entzündliche Stenose.

Es erfolge eine Probenentnahme sowie Zytologie. Die PE sowie die Gallengangszytologie nach Pap und May-Grünwald-Giemsa waren alle ohne Hinweis auf Malignität.


Des weiteren wurde eine Stenteinlage gesetzt um den Gallenabfluss sicherzustellen.

Der Ikterus ist seither verschwunden.


Die Ärzte geben auf Grund des Histo/Zytologischen Befundes trotzdem keine Entwarnung und haben mich für den 05.02.2008 stationär einbestellt. Dann soll der Stent entfernt werden und nochmals unter ERC eine EUS (Ultraschall) gemacht werden....und dann sehen wir weiter.

Ich bin fix und fertig.

Lassen die beschriebenen Symptome und Beschwerden sowie die immer in Wochenabstand gemachten Untersuchungsergebnisse nicht eher als Ursache eine komplizierte Cholezystolithiasis mit Choledocholithiasis und Cholangitis vermuten?

Es hat bisher leider keiner der Ärzte mal den gesamten Erkrankungsverlauf gesehen. Jeder sieht nur die Momentaufnahme seiner Untersuchung.


Herr Helge Jany Antwort vom 31.01.2008 17:42 Uhr

Herzlichen Dank für die ausführliche Schilderung Ihrer Anamnese. Sie haben sich ausführlich mit medizinischen Sachverhalten befasst.

Eine langstreckige Stenose der Gallengänge spricht eher gegen die Choledocholithiasis. Eine Cholangitis ist fast immer mit langem hohen Fieber verbunden, Schüttelfrost und relativ plötzlichem Beginn. Eine Bewertung Ihrer Beschwerden ist nur durch ihre behandelnden Ärzte möglich. Bitte suchen Sie vertrauensvoll nochmals ein ausführliches Gespräch mit den Kollegen.

Dr. med. Helge Jany



Dr. med. Helge Jany
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Herr kapewo Antwort vom 31.01.2008 20:13 Uhr

Hallo Herr Dr. Jany,

zuerst einmal herzlichen Dank für Ihre Antwort. Wie schon geschildert erfolgt die weitere Abklärung ja nach der stationären Aufnahme am 05.02. Die Verdachtsdiagnose Klatskintumor, auch wenn sie durch die histo- und zytologische Begutachtung vorerst nicht bestätigt werden konnte, bereitet mir langjährig exam. Krankenpfleger natürlich einiges Kopfzerbrechen. Was ich nicht verstehen kann ist, dass eine tumorbedingte langstreckige Stenose einen derartig spontanen Verschlußikterus hervorrufen kann wie ich ihn nach meinen 3 beschwerdereichen Tagen hatte. Vor diesen drei Tagen waren niemals Cholestasezeichen da, die Laborwerte der GGT, GOT, GPT, AP, BILI, LDH etc. waren alle durchweg im unteren Referenzbereich. Sicher bin ich mir auch dessen bewusst, dass es sich um „Läuse und Flöhe“ handeln könnte. Momentan, 2 Wochen nach Stentsetzung ist der Ikterus verschwunden, die Laborwerte sind runter auf : GGT 166, GOT 62, GPT 131, BILI ges. 1,45, BILI dir. 0,70. Lediglich Leukos minimal erhöht und Thrombos ebenfalls etwas erhöht auf 430 /nl. Aber das kann ja auch wieder vieles bedeuten wie Entz./Infekt oder Tumor!?

Lediglich leichte postpradiale Beschwerden im re. Oberbauch bestehen weiterhin. Nachts und morgens praepradial ist nichts zu spüren.

Na, werde mal aggressiv auf den 05.02. zuwarten.


kapewo

Herr Helge Jany Antwort vom 02.02.2008 09:13 Uhr

Ihe Nachfrage ist durchaus berechtigt.Manchmal reicht ein Tropfen aus, um ein fass zum Überlaufen zu bringen.Andererseits ist es immer schwer, wenn man zu sehr in den eigenen Behandlungsprozess involviert ist, die richtigen Antworten zu finden.

wenn sie eine zusätzliche naturheilkundliche Behandlungsoption wünschen, so können Sie auch gern in unsere Praxis kommen.

mit freundlichen Grüssen

Dr. Jany



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Herr kapewo Antwort vom 02.02.2008 14:39 Uhr

Hallo Herr Dr. Jany,

...das ist sicherlich richtig. Was mich irritiert sind die Ergebnisse der bildgebenden Verfahren die ja alle rund eine Woche auseinander liegen und alle eine unterschiedliches Bild werfen. Die Sono sieht einen Stein im Cysticus. Eine Woche darauf sieht das Spiral-CT einen erweiterten Cystikus und hepatocholedochus oberhalb der Eintrittsstelle in den Pankreaskopf wo ein Kalibersprung gesehen wird. Wieder eine Woche später ergibt die ERC eine Stenose ab Hepaticusgabel bis kurz vor die Papille. Sollte durch einen Klatskintumor eine Stenose im Bereich der Hepaticusgabel und darunter entstanden sein, die dann schlußendlich den Ikterus hervorgerufen hat, kann ich mir die schmerzhaft tastbare Gallenblase die ich seit November hatte nicht vorstellen.

Gruß

kapewo

Herr kapewo Antwort vom 15.03.2008 08:41 Uhr

Hallo,

ich möchte nun einmal kurz berichten wie Sache bei mir ausgegangen ist.
Ich hatte am 13.02. nocheinmal eine ERCP diesmal mit IDUS und "Stentwechsel" sowie nochmaliger Zytologie. Der Befund war nun gänzlich anders und deckte sich mit meiner Vermutung. Der DHC hatte wieder ein normales Lumen. Es zeigte sich ein Verschluß des D. cysticus mit dem Bild eines Mirizzi-Syndroms. Hierdurch lässt sich im Nachhinein wohl auch die (entz.) Stenose im Bereich unterhalb der Hepaticusgabel erklären. Die Zytologie ergab auch hier wieder keinen malignen Befund. Die vorbefundlichen, nun nicht mehr vorhandenen, Stenosen im Bereich des DHC sind wohl durch Steinabgänge hervorgerufen worden.
Im Übrigen wurde eine offene Cholezystektomie geplant um den DHC manuell abtasten zu können. Die Cholezystektomie wurde nun vor 14 Tagen mit eingehender Choledochusrevision, intraoperativer Cholangiographie, Entfernung der Endoprothese (Stent) sowie Einlage eines T-Drains durchgeführt.
Man kam schlußendlich zu folgender Diagnose : Cholezysto- Choledocholithiasis.
Die Histologie ergab eine Stauungsgallenblase mit ausgeprägter chronisch fibrosierender Cholezystitis und keinen Anhalt für Malignität.
Nach Ziehen der T-Drainange und des Easyflows konnte ich dann am 12 PostOP-Tag entlassen werden.

Gruß

 

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