Forenthema: | Gesundheitsvorsorge – Prävention – Krankheiten |
Forentitel: | Speiseröhren-, Magen- und Darmerkrankungen |
Beitrag: | Niemand kann helfen: Entzündungsschübe und OP-Schmerzen |
Autor | Frage an den Experten | |
Frau Nathalie | vom 08.11.2020 15:07 Uhr | |
Liebe Experten, ich schreibe im Namen meiner Mama, da Sie seit mehreren Jahren und insbesondere nach einer OP unter extremen Schmerzen leidet und einfach nicht mehr weiter weiß. Es kann ihr bisher kein Arzt helfen und ich erhoffe mir über diesen Weg, hilfreiche Tipps und Hinweise zu erhalten, um die Lebensfreude meiner ansonsten sportlich sehr aktiv gewesenen Mama wieder zurückzuholen. Leitet das Schreiben gerne an Ärzte oder Bekannte weiter, wir sind für jede Rückmeldung dankbar.
Ich hatte sofort nach der OP starke Schmerzen im gesamten Bauch, insbesondere im Unterbauch. Ich konnte mich wochen- bis monatelang nicht aufrichten und nur ganz vorsichtig bewegen. Mein Bauch fühlte sich an, als ob durch die OP das Gewebe zerrissen wäre. Seitdem wechselt das Gefühl im Bauch und vor allem am Gebärmutterstumpf von Spannung, Reißen, Brennen über Jucken. Je nach aktuellem Zustand. Bei starken reißenden Schmerzen habe ich einen metallischen Geschmack im Mund. Wenn ich das Gefühl habe, die Reizung lässt nach, empfinde ich ein Jucken in dem Bereich. Für mich fühlt es sich so an, als ob bei der OP im Unterbauch etwas verletzt wurde und bisher nicht stabil zusammengewachsen ist, bzw. etwas so verwachsen ist, dass eine freie Bewegung nicht mehr möglich ist, ohne dass der Bereich bei der kleinsten Dehnung spannt und/oder reißt. Auch 2,5 Jahre nach der OP kann ich den OP-Verlauf vom Bauchnabel über die Bauchmitte bis zum Gebärmutterstumpf deutlich spüren. Das einzige, was keine Schmerzen verursacht, ist nichts zu tun. Das heißt, mich nicht bewegen, nicht sitzen. Lediglich Liegen in angewinkelter Position macht keine Reizung. Bringt jedoch auch keine Besserung, wenn die Schmerzen da sind.
Besuche und Behandlungen bei verschiedenen Osteopathen, Heilpraktikern und Kinesiologen haben keine Verbesserung gebracht. Schmerzmittel helfen nicht, Akkupunktur war ohne Erfolg. Bei Untersuchungen in Form von CT, MRT, Ultraschall oder Abtasten können die Ärzte nichts Auffälliges feststellen.
In den letzten Jahren konnte kein Arzt helfen. Wir sind über jeden Hinweis oder Tipp dankbar, der uns hilft, die OP-Schmerzen oder die Entzündungsschube in den Griff zu bekommen. Vorab vielen Dank für eure Mühe Marco
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Herr Dr. med. Werner G. Gehring | Antwort vom 10.11.2020 10:19 Uhr | |
Sehr geehrte Frau, ich habe ich Krankengeschichte mehrfach gelesen und hoffe, dass sich noch weitere Kollegen dazu melden werden. Was ich nicht verstehe, ist dass bislang anscheinend keine Koloskopie (Darmspiegelung) durchgeführt wurde, da bei Ihren Beschwerden eine Divertikulitis vorliegen kann. Bei einer akuten Divertikulitis kommt es einem Entzündungsprozess, der von den Kolondivertikeln (Peridivertikulitis) ausgeht, auf die Darmwand übergreift (fokale Perikolitis) und schwere Komplikationen (Abszess- und/oder Fistelbildung, gedeckte Perforation, offene Perforation mit Peritonitis, Stenosierung, divertikulitischer Tumor) zur Folge haben kann. Weitere mögliche Komplikationen der Divertikelkrankheit sind Kolondivertikelblutungen. Eine chronische Divertikulitis ist gekennzeichnet durch rezidivierende (wiederkehrende) oder persistierende (andauernde) Entzündungsschübe, die zu Komplikationen (Stenose, Fisteln) führen können. Folgende Symptome und Beschwerden können auf eine Divertikelkrankheit/Divertikulitis hinweisen: Leitsymptome
Nach Nahrungsaufnahme kann es zu einer Zunahme der Symptomatik (wg. Motilitätssteigerung) kommen. Die klassische Symptomtrias der Divertikulitis besteht aus:
Mit freundlichen Grüßen - Ihr Dr. Werner G. Gehring
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Frau Nathalie | Antwort vom 10.11.2020 20:36 Uhr | |
Sehr geehrter Herr Gehring, erstmal vielen Dank für Ihr Feedback und Ihre Zeit. Nach Absprache mit meiner Mutter müssen wir ergänzen, dass in der Vergangenheit mehrere Darmspiegelungen durchgeführt und entzündliche Prozesse und Divertikel festgestellt wurden. Morbus Crohn und colitis ulcerosa konnten durch Gewebeproben bei Darmspiegelungen ausgeschlossen werden. Damals wurde trotzdem die Gebärmutter und der rechte Eileiter entfernt, da man den Ursprung hier erhofft hatte. Nun kommen wir an einer weitere OP und Entfernung des betroffenen Darms vermutlich nicht mehr rum, irgendetwas muss geschehen. Können Sie daher einen guten Gastro-Enterologen empfehlen, der einen derartigen Eingriff machen kann? |
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Herr Dr. med. Werner G. Gehring | Antwort vom 11.11.2020 09:26 Uhr | |
Sehr geehrte Frau, eine namentliche Empfehlung kann ich Ihnen leider nicht geben. Suchen Sie sich in Ihrer Region einen Chirurgen/Chirurgin mit großen Erfahrungen auf dem Gebiet der Laparoskopie. Beachte: Die elektive Sigmaresektion (zeitlich freiwählbare operative Entfernung des Sigma-Darms; s. u.) sollte stets als primär laparoskopische Operation erfolgen. Ich wünsche Ihnen alles Gute. Mit freundlichen Grüßen - Dr. Werner G. Gehring |
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Speiseröhren-, Magen- und Darmerkrankungen
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