Forenthema: Gesundheitsvorsorge – Prävention – Krankheiten
Forentitel: Nieren-, Harnblasen- und Harnwegserkrankungen
Beitrag: Probleme mit Blasenleerung nach Kaiserschnitt
Autor Frage an den Experten
Frau Rarah vom 08.10.2020 21:06 Uhr

Liebe Experten,

beim Notkaiserschnitt im März wurde meine Harnblase verletzt. Seitdem fühlt sich die Blase immer leicht gereizt an. Das eigentliche Problem ist aber, dass ich nun öfter Blasenentzündungen habe - eine langwierige im Sommer, die letztendlich durch meine Gynäkologin mit Fosfomycin behandelt wurde, und nun wieder eine.

Gestern war ich beim Urologen. Ich zweifle nicht an seiner Kompetenz, aber leider kommuniziert er schlecht und hatte es auch ein bisschen eilig, so dass ich einige Zusammenhänge nun nicht durchblicke. Er vermutet, meine Probleme kommen daher, dass meine Blase sich nicht vollständig entleert.

Frage 1: Kommt das nach Schwangerschaften häufiger vor? Oder kann es mit dem Kaiserschnitt zusammenhängen? Oder mit einer "beleidigten" Blase nach der Verletzung?

Beim Ultraschall sagte der Urologe, meine (vor einer Stunde geleerte) Blase sei so voll, als wäre sie zuletzt vor 3 Stunden geleert worden.

Frage 2: Ist das realistisch? Dann hätte ich die Blase zuvor nicht einmal zur Hälfte leeren können.

Er empfahl mir, die Blase nun alle 2-3 Stunden zu leeren. Dadurch würde sie sich nach einiger Zeit wieder vollständig leeren lassen. Den Zusammenhang erklärte er mir nicht.

Frage 3 (die wichtigste): Wie soll eine regelmäßige Leerung dazu führen, dass weniger Flüssigkeit in der Blase zurückbleibt?

Meine akute Blasenentzündung, die durch Nitrit im Urin nachgewiesen war, wollte der Urologe nicht sofort behandeln. Er meinte, Nitrit würde erst einmal "überhaupt nichts aussagen". Er wollte warten, bis das Ergebnis der Bakterienkultur vorliegt.

Frage 4: Ist Nitrit doch kein sicherer Nachweis eines Harnwegsinfekts? Bzw. behandelt man bei Nachweis von Nitrit noch nicht medikamentös?

Vielen Dank und freundliche Grüße!

Herr Dr. med. Werner G. Gehring Antwort vom 10.10.2020 12:14 Uhr

Sehr geehrte Frau Thelen

Zu Frage 1: nach einer normalen Geburt, nach einem Kaiserschnitt, auch nach einer Verletzung der Blase kann die Blasenfunktion für einige Zeit irritiert sein. Meist regulieren sich diese Irritationen innerhalb von 4-6 Monaten. Auffällig sind allerdings die wiederholten Blaseninfektionen, sie sollten urologisch engmaschig betreut werden.

Zu Frage 2: ob sich die Blase vollständig entleert lässt sich nur mittels einer Ultraschalluntersuchung nach Entleerung der Blase wirklich beurteilen.

Zu Frage 3: ob sich die Blase vollständig entleert oder eine Funktionsstörung besteht, lässt sich, wenn bei mehreren Ultraschallkontrollen pathologische Restharn-Mengen bestehen, nur mittels einer eingehenden Funktionsprüfung der Blase näher differenzieren (sog. Urodynamic)

Frage 4: Nitrit im Urin bedeutet grundsätzlich, dass Bakterien vorhanden sind und diesen Stoff bilden. Häufig ist dies mit einer Blaseninfektion assoziiert. Es gibt aber auch Störfaktoren z. B. wenn der Urin nicht sofort untersucht wird und längere Zeit steht kann es zu Verunreinigungen durch nitritbildende Bakterien führen. Gleiches gilt wenn es sich bei der Urinprobe nicht um einen Mittelstrahlurin handelt. Grundsätzlich behandelt man man bei einem Verdacht auf Harnwegsinfektion nicht primär mit Antibiotika, sondern geht konservativ vor mit Blasen- und Nierentee, Mannose, Cranberry etc. Die wichtigste Aussage ist allerdings eine Urinkultur, weil, falls notwendig, und durch konservative Therapiemaßnahmen nicht erfolgreich, spezifisch mit Antibiotika behandelt werden kann.


Ich hoffe, Ihnen mit diesen Aussagen geholfen zu haben.

Mit freundlichen Grüßen

Gerd Grospietsch

Prof. Dr. med. G. Grospietsch

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