Forenthema: Gesundheitsvorsorge – Prävention – Krankheiten
Forentitel: Speiseröhren-, Magen- und Darmerkrankungen
Beitrag: Behandlung SIBO sinnvoll?
Autor Frage an den Experten
Frau Liesel vom 31.07.2018 01:28 Uhr

Sehr geehrters Expertenteam,

ich habe letzten Donnerstag von meinem Arzt die Diagnose SIBO erhalten und er hat mir Rifaximin verschrieben. Ich fühle mich damit etwas überfahren und weiss nicht, ob dies der richtige Weg ist.

 

Hier die Vorgeschichte: Ich habe meinen Arzt im Mai diesen Jahres aufgesucht, da ich seit geraumer Zeit unspezifische Bauchschmerzen am rechten Rippenbogen verspürte. Diese Schmerzen sind jedoch nicht abhängig von meiner Nahrungsaufnahme und haben einen stechenden Charakter. Ich hatte oft überlegt ob es organisch oder doch eher eine Folgeerscheinung von meinen Bandscheibenvorfällen in der BWS und HWS ist, die ich mir im Vorjahr zugezogen habe.

 

Zusätzlich hatte ich noch immer Probleme mit einem extrem trockenen Mund/Rachen, den ich bereits ein halbes Jahr davor von einem HNO anschauen liess, der mir PPIs verschrieb, wegen Reflux. Diese nahm ich nur kurzzeitig, da ich starke Kopfschmerzen davon bekommen habe und ich nur wenig bis keine Besserung verspührte.

 

Jedenfalls hat mein Arzt dann im Mai ein Blutbild gemacht und allgemeine Blutwerte, Leberwerte und Lipase getestet. Alle Werte waren in Ordnung. Ein zusätzlicher Atemtest auf Heliobacter Pylori war negativ. 

 

Es folgte ein Ultraschall. Leber, Gallenblase, Nieren und Bauchspeicheldrüse unauffällig.

 

Dann kam eine Magenspiegelung: Speiseröhre - Irreguläre Z Linie, kein Barrett; Magen - milde foveoläre Hyperplasie, kein Heliocobacter pylori; Zwölffingerdarm - normal, keine Glutenunverträglichkeit

 

Ich habe dann einen Lactulose Atemtest erhalten und der hat folgende H2 Ergebnisse (Methan war immer bei 0) geliefert:

0min // 0ppm

15min // 9ppm

30min // 10ppm

45min // 16ppm

60min // 28ppm

75min // 51ppm

90min // 81ppm

105min // 63ppm

120min // 89ppm

135min // 109ppm

 

Ich muss sagen, ich hatte während dem gesamten Test keinerlei Symptome. Und genau hier liegt mein Problem. Ich fühle mich selten aufgebläht. Ich habe keine Durchfälle und kein Völlegefühl. Meine Symptome beschränken sich auf das Stechen im rechten Oberbauch, Sodbrennen (noch nicht so lange) und extreme Müdigkeit.

 

Um ehrlich zu sein, hatte ich seit meiner Jugend (bin nun 32) Probleme mit Verstopfung und seltenem Stuhlgang. Seit etwa einem Jahr kann ich regelmässig aufs WC gehen und ich habe mich sehr darüber gefreut. Mir ist aufgefallen, dass mein Stuhl manchmal etwas streng riecht und ab und an recht weich ist (manchmal aber auch hart). Nun frage ich mich, ob mein regelmässiger Stuhlgang dem SIBO "verschuldet" ist.

 

Ich befürchte einfach, dass mir die Behandlung mit Antibiotika eher schadet und dass ich dann wieder an Verstopfung leiden werde. Ausserdem sind die Rückfallraten bezüglich SIBO sehr hoch und die richtige Ernährungsweise umstritten. 

 

Und wenn tatsächlich eine SIBO vorliegt, sollte mein Arzt dann nicht auch nach der Ursache suchen?

Ich würde mich über Ihre Meinung sehr freuen. Herzlichen Dank.

 
Herr Dr. med. Frank Hertrich Antwort vom 31.07.2018 08:15 Uhr

Hallo,

die Situation ist sicherlich recht komplex. Der Atemtest spricht tatsächlich für eine bakterielle Fehlbesiedlung, die Symptome passen aber nicht so recht ( sondern eher zu den Bandscheibenvorfällen). Dennoch lohnt sich ein Behandlungsversuch. Ich persönlich würde hier allerdings zunächst einen Versuch mit Probiotica unternehmen (z.B. Eucell probiot, Innovall oder Symbioflor) und erst dann - nach erneutem Atemtest - zum Rifaximin greifen. Auch muss man sich hier mindestens 3 Monate Zeit geben, um die Wirkung abzuschätzen. Zusätzlich sind pro-oder präbiotische Nahrungsmittel zu empfehlen (Actimel, Activia und ähnliches)

Zum Sodbrennen: Hier kenn man bei dem gastroskopischen Befund nur eine Bedarfsmedikation mit PPI (wenn einer nicht vetragen wird, einen anderen versuchen; also nur bei Beschwerden einnehmen....

mfg

FHertrich

Herr Dr. med. Frank Hertrich Antwort vom 31.07.2018 08:15 Uhr

Hallo,

die Situation ist sicherlich recht komplex. Der Atemtest spricht tatsächlich für eine bakterielle Fehlbesiedlung, die Symptome passen aber nicht so recht ( sondern eher zu den Bandscheibenvorfällen). Dennoch lohnt sich ein Behandlungsversuch. Ich persönlich würde hier allerdings zunächst einen Versuch mit Probiotica unternehmen (z.B. Eucell probiot, Innovall oder Symbioflor) und erst dann - nach erneutem Atemtest - zum Rifaximin greifen. Auch muss man sich hier mindestens 3 Monate Zeit geben, um die Wirkung abzuschätzen. Zusätzlich sind pro-oder präbiotische Nahrungsmittel zu empfehlen (Actimel, Activia und ähnliches)

Zum Sodbrennen: Hier kenn man bei dem gastroskopischen Befund nur eine Bedarfsmedikation mit PPI (wenn einer nicht vetragen wird, einen anderen versuchen; also nur bei Beschwerden einnehmen....

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