Forenthema: Gesundheitsvorsorge – Prävention – Krankheiten
Forentitel: Zahn- und Zahnhalteapparaterkrankungen
Beitrag: Mundgeruch
Autor Frage an den Experten
Herr MM vom 10.09.2007 16:00 Uhr
Sehr geehrte Experten,

ich habe eine Frage zum Thema Mundgeruch. Vor einiger Zeit stellte sich ein unangenehmer Mundgeruch bei mir trotz ausreichender und regelmäßiger Zahnpflege ein. Anfangs versuchte ich es durch noch häufigere und intensivere Zahnpflege zu beseitigen. Ebenfalls nutze ich Zahnseide und eine Zungenbürste. Leider ließ es sich dadurch auch nicht beheben. Mein Zahnarzt und auch ein Internist stellten leider auch nichts fest. Sie befanden alles für okay. Leider liegt das Problem noch immer vor und ich bin ratlos. Es ist für mich und wahrscheinlich auch für andere sehr unangenehm und daher bitte ich hier um Hilfe. Vielen Dank für Ihre Bemühungen im Voraus.

P.S. Ich bin für jeden Tipp dankbar und würde auch alles versuchen, es in den griff zu bekommen.

Viele Grüße

MM
Herr Daniel P. Grotzer Antwort vom 10.09.2007 19:52 Uhr

Sehr geehrter Herr MM,

Statistiken gehen von einem Bevölkerungsanteil von über 50% aus, welcher durch chronischen Mundgeruch -im Fachausdruck "Halitosis"- geplagt wird. Die Ursachen hierfür können unterschiedlichster Art sein und reichen von undichten, bereits leicht kariös unterminierten Zahnkronen, über Nebenwirkungen bestimmter Medikamente bis zu Magen-Darm-Erkrankungen. Weiter unten in dieser Antwort finden Sie eine umfassende Zusammenstellung von Ursachen und möglichen diagnostischen Maßnahmen. Unter Umständen entdecken Sie dort einen auf Ihre Situation zutreffenden Punkt, an welchem Sie dann bei Ihrem nächsten Arztbesuch einhaken können. Es gibt Zahnärzte, die sich auf die Diagnostik und Therapie der Halitosis spezialisiert haben. Ich bin sicher, es findet sich auch in Ihrer Nähe ein Spezialist für diese Beschwerden.

Bei weiteren Fragen stehe ich Ihnen gerne auch persönlich zur Verfügung. 

Mit freundlichen Grüßen,

D.P. Grotzer

Mundgeruch
Halitosis
Halitosis bezeichnet man einen üblen Mund- oder Atemgeruch. Der üble Geruch tritt dabei auch beim Ausatmen durch die Nase auf.

Eine andere Bezeichnung für Mundgeruch ist Foetor ex ore - Gestank, moderiger Geruch-, der ausschließlich die aus dem Mund ausgeatmete übel riechende Luft bezeichnet.

 

Man geht davon aus, dass etwa 50 % der Bevölkerung an chronischem - dauerhaftem - Mundgeruch leiden.

 

Einteilung

  • Echte Halitosis
       -   Physiologische Halitosis
       -   Pathologische Halitosis
  • Pseudo-Halitosis
  • Halitophobie 

Bei einer Pseudo-Halitosis wird der Mundgeruch nur vom Betroffenen selbst, nicht aber durch Außenstehende wahrgenommen. Durch objektive Untersuchungen lernt der Patient, dass kein Mundgeruch vorhanden ist. 

Von Halitophobie  - Mundgeruchsangst - spricht man, wenn ein Patient nachweislich nicht an Mundgeruch leidet und dennoch nicht davon zu überzeugen ist, dass sein Atem normal riecht.

 

 

Symptome - Beschwerden

  • Übler Geruch aus Mund und/oder Nase
  • Unangenehmer Geschmack im Mund
  • Psychische Belastung

 

Risikofaktoren

 

Modifizierbare – durch das Verhalten veränderbare oder vermeidbare – Risikofaktoren sind

  • Zungenbelag
  • Schlechte Mundhygiene
  • Mundatmung - da sie zur Mundtrockenheit führt
  • Schnarchen - kann ebenfalls zur Mundtrockenheit führen

Erkrankungen

  • Infektionen - Gingivitis - Zahnfleischentzündung, Stomatitis - Schleimhautentzündung, Parodontitis - Entzündung des Zahnhalteapparates
  • Xerostomie - Mundtrockenheit
  • Candidiasis - Soor
  • Karies - Zahnfäule
  • Pathologische Prozesse innerhalb der Mundhöhle - z.B. Abszesse, Tumoren
  • Pemphigus - blasenbildende Hauterkrankung
  • Zahnfleischveränderungen - z.B. Nekrosen - Absterben von Gewebe, gingivale Fibromatose - gutartige Vermehrung des Bindegewebes
  • Hals-, Nasen- und Ohrenerkrankungen - z. B. chronische Tonsillitis - Mandelentzündung, chronische Sinusitis - Nasennebenhöhlenentzündung
  • Allgemeinerkrankungen - z. B. Diabetes mellitus, Urämie - Harnvergiftung, Leberzirrhose - Schrumpfleber, eitrige Bronchitis, Pneumonie - Lungenentzündung, Magen-Darm-Erkrankungen, Tumoren

 

Ursachen

 

Die Ursachen für die physiologische Halitosis finden sich direkt im Mund. Der üble Geruch kommt vom Zungenrücken oder von konsumierten Nahrungs- und Genussmitteln, wie Knoblauch oder Alkohol.

 

Eine pathologische Halitosis kann sowohl orale - den Mund betreffende - als auch extraorale - außerhalb des Mundes liegende - Ursachen aufweisen.

 

Orale Ursachen

  • Zungenbelag
  • Infektionen - Gingivitis - Zahnfleischentzündung, Stomatitis - Schleimhautentzündung, Parodontitis - Entzündung des Zahnhalteapparates
  • Xerostomie - Mundtrockenheit
  • Candidiasis - Soor
  • Karies - Zahnfäule
  • Offene Wurzelkanäle
  • Ungepflegte Prothesen
  • Schlechte Mundhygiene
  • Pathologische Prozesse innerhalb der Mundhöhle - z.B. Abszesse, Tumoren
  • Pemphigus - blasenbildende Hauterkrankung
  • Zahnfleischveränderungen - z.B. Nekrosen - Absterben von Gewebe, gingivale Fibromatose - gutartige Vermehrung des Bindegewebes

Extraorale Ursachen

  • Mundgeruch aus dem Hals-, Nasen- und Ohrenbereich - z.B. chronische Tonsillitis - Mandelentzündung, chronische Sinusitis - Nasennebenhöhlenentzündung
  • Mundgeruch aus dem Atmungstrakt
  • Mundgeruch aus dem Verdauungstrakt - z.B. langes Nüchternbleiben
  • Mundgeruch durch Allgemeinerkrankungen - z.B. Diabetes mellitus, Urämie - Harnvergiftung, Leberzirrhose - Schrumpfleber, eitrige Bronchitis, Pneumonie - Lungenentzündung, Magen-Darm-Erkrankungen, Tumoren


In
aller Fälle ist die Ursache für den Mundgeruch der bakterielle Abbau von organischem Material in der Mundhöhle.

Die Bakterien verstoffwechseln vor allem Proteine und scheiden als Stoffwechselendprodukt übel riechende Schwefelverbindungen aus - z.B. Schwefelwasserstoff (H2S), Cadaverin und Methylmercaptan.

 

Zu 41 % liegt die Ursache für Mundgeruch auf der Zunge, wo sich bis zu 60 % aller in der Mundhöhle existierenden Bakterien befinden.

An nächster Stelle steht die Zahnfleischentzündung mit einer Häufigkeit von 31 % sowie die Parodontitis, welche bei 28 % der Patienten die Ursache für den Mundgeruch darstellt.

 

Raucher weisen ebenfalls einen typischen Mundgeruch auf, der als Smoker´s breath bezeichnet wird und durch die Bestandteile des Tabaks verursacht wird.

Des Weiteren haben Raucher ein hohes Risiko, eine Parodontitis zu entwickeln, welche ebenfalls Mundgeruch verursacht.

 

Medikamentöse Ursachen

Einige Medikamente führen direkt oder indirekt durch Erzeugung einer Xerostomie - Mundtrockenheit - zu Mundgeruch.

 

Folgende Medikamente können die Speichelproduktion hemmen und so zu Mundgeruch führen

  • Antiadiposita, Anorektika - Appetitzügler
  • Antiarrhythmika - bei Herzrhythmusstörungen
  • Antiepileptika, Sedativa - Beruhigungsmittel
  • Antidepressiva - bei Depressionen
  • Antihistaminika - Histaminwirkungen
  • Antihypertonika - blutdrucksenkend
  • Antiparkinsonmittel - bei Parkinson - Krankheit
  • Anxiolytika, Ataraktika - angstlösend
  • Diuretika - harntreibend
  • Hypnotika - Schlafmittel
  • Muskelrelaxantien - muskelkrampflösend
  • Neuroleptika - bei Psychosen
  • Spasmolytika - krampflösend

Des Weiteren kann die Einnahme schwefelhaltiger Medikamente - z.B. Disulfiram oder Dimethylsulfoxid - zu Mundgeruch führen.

 

 

Diagnostik

 

Die Diagnostik setzt sich aus folgenden Verfahren zusammen.

  • Organoleptische Messung
  • Instrumentelle Messung

Organoleptische Messung

Hierbei wird der Mundgeruch durch den behandelnden Arzt beurteilt. Der Patient spricht den Buchstaben A, während der Arzt in immer weiterer Entfernung des Patienten überprüft, ob ein Mundgeruch wahrnehmbar ist oder nicht.

Ist der Mundgeruch im Abstand von zehn Zentimetern wahrnehmbar, sprich man von Grad I der Halitosis. Kann der behandelnde Arzt auch auf eine Distanz von 30 Zentimetern etwas wahrnehmen, liegt Grad II vor und wenn bei einem Abstand von einem Meter ein Mundgeruch feststellbar ist, handelt es sich um Grad III.

Diese Form der Messung ist sehr subjektiv und sollte von speziell dafür ausgebildetem Personal erfolgen.

Wenn Sie selbst testen möchten, ob Sie unter Mundgeruch leiden, hilft folgender Schnelltest. Lecken Sie über ihren Handrücken, dann warten Sie fünf Sekunden ab und riechen daran. Stellen Sie einen unangenehmen Geruch fest, leiden Sie wahrscheinlich unter Mundgeruch.

 

Instrumentelle Messung

Sulfidmonitore – Halimeter

Sulfidmonitore sind die gängigsten Geräte zur Halitosis-Diagnostik und werden auch als Halimeter bezeichnet. Mit Hilfe eines Kunststoffhalmes wird etwas Luft aus dem Mund des Patienten angesaugt, wobei für kurze Zeit die Luft angehalten wird.

In der Regel wird ein Mittelwert aus drei Messungen gebildet. Die Messung kann bei Bedarf mit Luft aus der Nase wiederholt werden.

 

Gaschromatographen

Ein Gaschromatograph misst Quantität und Qualität der Schwefelverbindungen, die für Mundgeruch verantwortlich sind. Hierzu atmet der Patient in einen Kunststoffbeutel, dessen Inhalt durch das Gerät analysiert wird.

 

Elektronische Nase

Eine elektronische Nase ist ein Gerät, welches in der Lage ist, Düfte zu analysieren.

Diese Geräte finden erst seit neuester Zeit Anwendung in der Halitosis-Diagnostik.

 

 

Therapie

 

Die Therapie der Halitosis stützt sich auf folgende Pfeiler

  • Sekundärprävention, das heißt Reduktion der Risikofaktoren
  • Medikamentöse Therapie
  • Weitere Therapie

  

Reduktion der Risikofaktoren

 

Eine gute Mundhygiene ist eine optimale Voraussetzung, Mundgeruch zu verhindern oder bestehenden Mundgeruch zu beseitigen. Dabei sollte auf die tägliche Zungenreinigung besonders viel Wert gelegt werden. Des Weiteren sollten die Zahnzwischenräume, in denen sich oft Nahrungsreste ansammeln - aus denen die Bakterien die unangenehmen Schwefelverbindungen herstellen - mittels Zahnseide oder Zwischenraumbürstchen entfernt werden.

 

Prothesen - ganz gleich ob Teilprothesen oder Totalprothesen - müssen täglich gründlich gereinigt werden. Die Schleimhaut im Mund wird ständig erneuert und normalerweise können die alten Hautschüppchen problemlos abtransportiert werden. Bei Prothesenträgern lagern sich die alten Hautschüppchen der Prothese auf, was mit der Zeit - falls die Prothese nicht täglich gereinigt wird - einen sehr unangenehmen Mundgeruch zur Folge hat.

 

Raucher, die unter dem oben genannten „smoker´s breath“ leiden, können mit Hilfe einer Raucherentwöhnung Abhilfe schaffen.

 


Medikamentöse Therapie

 

Mundspüllösungen

Zur Linderung des Mundgeruchs können zahlreiche Mundspüllösungen eingesetzt werden.
Als wirkungsvoll gegen Halitosis
- beziehungsweise gegen die Bakterien - haben sich Präparate mit folgenden Wirkstoffen erwiesen

  • Chlorhexidindigluconat
  • Aminfluorid, Zinnfluorid
  • Triclosan
  • Wasserstoffperoxid
  • Cetyl-Pyridin-Chlorid (CPC)
  • Essentielle Öle
  • Metallsalzlösungen - z.B. Zinkchlorid

Zahncremes

Regelmäßiges Zähneputzen mit Zahncreme reduziert ebenso den Mundgeruch. Dabei sind Zahncremes mit dem Zusatz von Zink oder Zinnfluorid besonders effektiv.

 

 

Weitere Therapie

 

Parodontaltherapie

Patienten, die unter parodontalen Erkrankungen wie Gingivitis - Zahnfleischentzündung - oder Parodontitis - Entzündung des Zahnhalteapparates - leiden, können mit Hilfe einer Parodontaltherapie erreichen, dass sich die Anzahl der im Mund lebenden Bakterien verringert, was somit indirekt zu einer Reduktion des Mundgeruchs führt.

 

Erkrankungen

Wird eine nicht-orale Erkrankung als Ursache des Mundgeruchs festgestellt, so gilt es diese zunächst  ursächlich zu behandeln und dann den weiteren Verlauf abzuwarten.

 





Daniel P. Grotzer
Zahnarzt - Fachspezialist für Oralchirurgie und Implantologie


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