Forenthema: Gesundheitsvorsorge – Prävention – Krankheiten
Forentitel: Umwelterkrankungen
Beitrag: Chronischer Husten - Feinstaub???
Autor Frage an den Experten
Herr Alexander D. vom 15.08.2007 14:11 Uhr

Ich wohne in Berlin an einer stark befahrenden Kreuzung: bin Nichtraucher und habe seit einigen Jahren chronischen Husten. Mein Hausarzt hat mich untersucht - die Lungen wurden auch geröngt - alles ist in Ordnung - aber der Husten bleibt? Kann das was mit dem Feinstaub zu tun haben?

Ich bitte um Antwort. Dankeschön - mfg Alexander D.

Herr Dr. med. Werner G. Gehring Antwort vom 15.08.2007 19:19 Uhr

Lieber Herr Alexander D., Feinstaub und Smog etc. wird immer häufiger für Atemwegserkrankungen und neuerdings sogar für Arterienverkalkung (Atherosklerose) verantwortlich gemacht.

Gase Sowohl im Sommer als auch im Winter kommt es gerade in großen Städten aufgrund der windschwachen Lage und dichten Besiedlung zum so genannten Smog. Dieser bezeichnet eine Luftverunreinigung und wird unter anderem durch Abgase von Verkehrsmitteln, Verbrennungskraftwerken (Emissionen) sowie durch UV-Strahlung verursacht.

Smog enthält zahlreiche Schadstoffe in hohen Konzentrationen
, die insbesondere für ältere Menschen und Kinder gefährlich sein können. Dazu zählen unter anderem Schwefeldioxid, schweflige Säure,
Kohlenmonoxid, Wasserstoffperoxid und Methan.

Smog und hohe Ozonwerte können zu folgenden Erkrankungen oder Beschwerden führen


Partikel


Als Feinstaub definiert man Partikel mit einer Größe von unter zehn Mikrometern. Dabei gelten vor allem Partikel mit einem Durchmesser von weniger als 2,5 Mikrometern als besonders gesundheitsgefährdend, da sie als „lungengängiger Feinstaub" tief in die Lungen eindringen.

Frauen, die in der Schwangerschaft höheren Konzentrationen an lungengängigem Feinstaub ausgesetzt waren, brachten überdurchschnittlich viele Kinder mit einem Geburtsgewicht von weniger als 3000 Gramm zur Welt. Untersucht wurden 1016 Mütter und ihre Kinder, die zwischen 1998 und 1999 in München geboren wurden. Daten aus Messungen an 40 Standorten in München konnten die Belastung der Mütter durch verkehrsbedingte Luftschadstoffe, darunter lungengängige Feinstaubpartikeln, bestätigen [1].

Wer an stark befahrenen Straßen wohnt, bekommt eher eine Atherosklerose [2].
Die Ursache dafür wurde inzwischen von Wissenschaftlern der Universität Kalifornien, Los Angeles (UCLA) gefunden. Sie kombinierten in einem in vitro-Experiment Partikel aus Dieselabgasen und den Fettsäuren, die in LDL-Cholesterin enthalten sind, zusammen mit Zellen aus der inneren Auskleidung von menschlichen Blutzellen (Endothel). Einige Stunden nach Beginn des Experimentes wurde die DNA der Zellen analysiert. Das Ergebnis zeigte, das die Gene aktiviert, das heißt angeschaltet worden waren, die eine Entzündung auf zellulärer Ebene fördern.


Fazit!
Dieselpartikel, die im Regelfall zudem mit Chemikalien überzogen sind, können zu Gewebeschädigungen und Entzündungen von Nase und Lungen führen. Des Weiteren zu vaskulären Entzündungen, die wiederum Ursache von Myokardinfarkten (Herzanfällen) und Apoplexen (Schlaganfällen) sein können.


Literatur

  1. GSF-Forschungszentrums für Umwelt und Gesundheit, Neuherberg;
    Institut für Gesundheit und medizinische Forschung INSERM, 2007
  2. Forscher der Universitäten Duisburg-Essen und Düsseldorf,
    Analyse der Heinz-Nixdorf-Recall-Studie
  3. Ke Wei Gong, Wei Zhao, Ning Li, Barajas B, Kleinman M, Sioutas C, Horvath S, Lusis AJ, Nel AE, Araujo JA.
    Air pollutant chemicals and oxidized lipids exhibit genome wide synergistic effects on endothelial cells
    Genome Biology 2007, 8:R149

Es ist also denkbar, dass Ihr chronischer Husten mit der Lage Ihrer Wohnung an der Kreuzung in Berlin im Zusammenhang steht.

Machen Sie doch mal einen längeren Urlaub an der Nord- oder Ostsee - das wird Ihnen möglicherweise helfen und falls die Beschwerden nachlassen bzw. aufhören, wäre die Wahrscheinlichkeit hoch, dass Ihre Beschwerden mit der Lage Ihrer Wohung in Beziehung stehen.

Ich wünsche Ihnen gute Besserung.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. med. Werner G. Gehring

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