Forenthema: Gesundheitsvorsorge – Prävention – Krankheiten
Forentitel: Hals-, Nasen- und Ohren-Erkrankungen
Beitrag: Mein Gehör lässt nach!
Autor Frage an den Experten
Frau Lena C. vom 09.12.2006 13:16 Uhr

Lieber Experte, was kann ich tun - bin 56 Jahre alt - und mein Ohrenarzt sagt ich benötige bald ein Hörgerät! Woran liegt das? Was kann die Ursache dafür sein? Was kann ich selber dafür tun, dass es wieder besser wird?

Dankeschön für Ihre Antwort.

 

mfg lc

Herr Dr. med. Werner G. Gehring Antwort vom 10.12.2006 13:02 Uhr

Lieber Frau Lena C., gern beantworte ich Ihre Fragen:

Risikofaktoren für eine Hörstörung sind:

 

Folgende Risikofaktoren tragen zur Entstehung einer Schwerhörigkeit im Alter bei

Biographische - unveränderbare – Risikofaktoren

  • Genetische Belastungen durch Eltern, Großeltern
  • Alter – durch den Verschleiß von Haarzellen und die Schädigung von Membranen geht die Leistungsfähigkeit des Gehörs zurück
  • Viruserkrankungen oder bakterielle Infektionen in der Kindheit
    Scharlach, Masern oder Meningitis können Hörprobleme verursachen. Selbst eine Otitis – Ohrentzündung kann bleibende Hörverluste hervorrufen


Modifizierbare - durch das Verhalten veränderbare - Risikofaktoren

  • Rauchen führt zu einem 1,7fachen Risiko des Hörverlustes vor allem im Bereich der hohen Frequenzen
  • Alkoholkonsum - in hohen Dosen und dauerhaft führt zu verstärkten Hörverlusten. Moderater Alkoholkonsum wirkt einem Hörverlust jedoch eher entgegen!
  • Mangelnde körperliche Fitness - Menschen mit guten kardiovaskulären Werten hören besser und sind auch unempfindlicher gegen Lärm


Behandelbare Risikofaktoren – Erkrankungen

  • Otosklerose – Verknöcherung des Steigbügels


Ototoxische Medikamente
- Medikamente, die das Hörorgan schädigen, wie z. B.

  • Antibiotika - Aminoglykoside und Makrolide wie z. B. Gentamicin
  • Chemotherapeutika - Cisplatin, Bleomycin und Vincristin
  • Diuretika - Furosemid, Acetazolamid, Bumetanid, Etacrynsäure
  • Nicht-steroidale Antiphlogistika - Acetylsalicylsäure-Überdosis (reversibel nach dem Absetzen)
  • Anti-Malaria-Medikamente - Chloroquin, Chinin
  • Sonstige Toxine - Blei, Kohlenmonoxid, Quecksilber, Schwefelkohlenstoff, Zinn


Umweltbelastungen

  • Lärm, z. B. besteht bei konstantem oder jahrelangem Schallpegel von 85 dB(A) die Gefahr der Lärmschwerhörigkeit; auch kurzzeitiger starker Lärm wie laute Diskomusik - 110 dB - sollte vermieden werden



Ursachen einer Altersschwerhörigkeit sind:

Ursache der Altersschwerhörigkeit sind insbesondere Veränderungen an den Haarzellen des Innenohres sowie neurodegenerative Veränderungen der zentralen Hörbahn.

 

Weitere Ursachen einer Altersschwerhörigkeit sind

 

Informationen zum Thema Hörgeräte:

 

Noch immer sind Hörgeräte bei Altersschwerhörigkeit die Therapie der ersten Wahl.

Moderne Geräte sind klein, haben eine ausgereifte mikroelektronische Technik und können entweder hinter dem Ohr oder auch im Gehörgang getragen werden.

Sie können heute nahezu jede Art der Hörminderung so weit ausgleichen, dass ein ausreichendes Sprachverständnis und dadurch die Kommunikation mit den Mitmenschen gesichert ist.

 

Folgende Hörgerätetypen sind derzeit verfügbar

  • Hinter-dem-Ohr-Geräte
  • In-dem-Ohr-Geräte
  • Concha-(Ohrmuschel)-Geräte
  • Gehörgangsgeräte

 

Des Weiteren gibt es Hörbrillen

  • Knochenleitungshörbrille
  • Luftleitungshörbrille

 

Bei der Knochenleitungshörbrille wird der Schall vom Brillenbügel auf den Knochen hinter dem Ohr übertragen und gelangt so zum Innenohr. Diese Art der Hörbrille wird eingesetzt bei hochgradiger Schwerhörigkeit oder bei chronischen Ohrentzündungen, aber auch bei Ekzemen des Gehörganges.

 

Die Luftleitungshörbrille wird eingesetzt bei mittelgradiger Schwerhörigkeit.

 

Eine neuartige Behandlungsmethode bei mittel- bis hochgradiger sensorineuraler Schwerhörigkeit sind Hörsysteme, welche in das Mittelohr implantiert werden können.

Vorteile dieser Systeme sind Unsichtbarkeit, verbesserte Klangqualität, bessere Sprachverständlichkeit und bessere Toleranz gegenüber lauten Geräuschen.

Diese Systeme befinden sich aber teilweise noch im experimentellen Stadium.

 

Dennoch können auch so genannte Hörtherapien bei ausgebildeten Ärzten zu einer Verbesserung der akustischen Fähigkeiten und somit zu einer Steigerung der Lebensqualität im Alter betragen.

 

Eine medikamentöse Therapie ist derzeit kaum verfügbar, es stehen aber Substanzen in der Entwicklung, die evtl. einen fördernden Effekt auf das Wachstum der empfindlichen Haarzellen haben könnten.

 

 

Für weitere Fragen stehe ich gern zur Verfügung - mit freundlichen Grüßen - Dr. med. Werner G. Gehring

 

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