Forenthema: Gesundheitsvorsorge – Prävention – Krankheiten
Forentitel: Herz- und Gefäßerkrankungen
Beitrag: Extrasystolen und der plötzliche Herztod
Autor Frage an den Experten
Herr Frido vom 03.10.2013 18:29 Uhr
Guten Abend und einen schönen Feiertag,

ich habe hin und wieder Extrasystolen, mir wurde gesagt jeder hätte diese, nur die einen bemerken sie, die anderen widerum nicht. Bisher wurde bei mir ein Ruhe-EKG, ein Langzeit-EKG, ein Belastungs-EKG, eine Ruhe-Echokardiographie, eine Belastungs-Echokardiographie, ein Röntgenbild des Herzens, ein CT des Herzens (im Rahmen einer Rippenuntersuchung, also kein Kalk-Score, oder Kontrastmittel), Gefäßultraschall der Halsarterien und ein Blutbild. Es wurde nur ein paar vereinzelte Extrasystolen gesehen (SVES und VES monomorph., keine Salven, keine Couplets, keine Triplets, kein Bigeminus) wieviele es waren kann ich nicht mehr sagen, vielleicht insgesamt 20, oder 30, ist das eigentlich viel pro Tag? Mir wurde gesagt, dass ich Herzgesund bin mit meinen jungen Jahren (29 J), mittlerweile kommen sie nur noch selten vor, vlt. 1-5mal die Woche gefühlt wahrgenommen! Ich solle sie vergessen und ignorieren lernen, da sie für mich sehr beängstigend sind. Jetzt bin ich durch das Internet gesurft und habe diese Seite entdeckt, in welcher eine Frau berichtete:

Zitat:

Hallo Moonlight,
erstmal herzlich willkommen hier im Forum - wir sind uns ja gestern bereits kurz im Chat begegnet.
Wie ich schon erwähnte, hatte auch ich einige Zeit mit ES zu tun, die mich ebenso wie dich beunruhigten und auch bei jedem harten Extraschlag die Angst auslösten, einfach tot umzukippen. Was ich Jahre später dann auch tat.
Langzeit-EKG ergab damals ES und "merkwürdiges Herzrasen" - es ergab sich die Frage: Was hast du nachts um 4Uhr gemacht? Ich hatte einfach nur geschlafen, aber mein Puls war auf 240. Man nahm das dann als eventuelle Fehlmessung des Geräts.
Natürlich bot man mir auch die Psycho-Ursache an -ich hatte einigermaßen Stress privat und im Job. Auch die Schilddrüse wurde als eventueller Auslöser dann untersucht. Aber auch da -schon seit geraumer Zeit mit L-Thyroxin- alles im grünen Bereich.
Ich bekam -wie du- Betablocker und versuchte, die Ängste und die ES einfach zu ignorieren. Das ging ein paar Jahre gut.
Vor 3 Jahren dann der plötzliche Herztod. Übrigens ohne auffindbare organische Ursache, also keine Herzinsuffizienz oder dergleichen.
Ich hoffe, solch eine Erfahrung bleibt dir erspart, ich will dir auch keine zusätzliche Angst machen, aber wenn auch du psychische Hintergründe in Betracht ziehst, dann würde ich dringend zu einer Therapie auf diesem Gebiet raten -Autogenes Training oder dergleichen, vll. auch Unterstützung von dem Psycho. Wenn du meinst, deine Psyche wäre -ohne die ES- vollkommen okay, dann solltest du die Ärzte weiterhin nerven oder auch mal einen anderen Arzt zu Rate ziehen, der vll. gründlichere Ursachenforschung betreibt.
Jedenfalls würde ich diese ES Ernst nehmen, und zwar völlig egal, ob sie psychischer oder organischer Natur sind -das gehört einfach abgeklärt.
Sicher bekommst du noch weitere Antworten hier - und wenn du Fragen hast oder dich einfach mitteilen willst: Immer rein ins Forum und/oder auch in den Chat.
deine Fragen sind nicht unangenehm, jedenfalls nicht innerhalb dieses Forums.
Überlebt habe ich den PHT durch das sofortige Reagieren meiner Chefs (Ärzte) und die darauf folgende 5-oder 6-fache Reanimation durch den Notarzt.
Gemerkt habe ich vorher nur, dass mir "komisch" war, irgendwie schwummerig. Habe meine Kollegin angerufen mit der Bitte, mich früher als normal vom Dienst abzulösen - und während des Telefonats war''s dann auch schon passiert.
Im Vorfeld waren immer mal ein paar ES, die aber schon fast zur "Gewohnheit" geworden waren und mich kaum noch in Angst und Schrecken versetzt hatten. Lagen zum Teil auch an einer Funktionsstörung der Schilddrüse, die dann medikamentös eingestellt worden war. Außer Mega-Stress hatte ich zum damaligen Zeitpunkt nichts Dramatisches an Krankheiten im Vorfeld zu bieten, keine KHK, kein genetisch bedingtes Etwas am Herzen.
Nach meinem Koma, in dem ich alles Mögliche an Untersuchungen (Herzkatheter, CT, Kardio-MRT etc.) absolviert hatte, war man auch nicht schlauer und riet mir zur Implantation eines Defis, da "das unter Stress wohl jederzeit wieder passieren könnte". Da mir ein PHT erst mal reichte, habe ich mir den Defi einbauen lassen und komme bisher gut mit ihm zurecht. Demnächst steht ein Defi-Wechsel an, aber das ist nach fast 7 Jahren normal.
Was du von deinen ES schreibst, war bei mir früher auch so: Aussetzer, "Stolperer", ein paar superschnelle Schläge in Folge, Schwindel, nach Luft schnappen - und es ist heute auch noch so, wenn ich mir, unbelehrbar wie ich bin, wieder Stress unterjubeln lasse. Netterweise setzt nun halt mein Defi solchen HRS ein sanftes bis energisches Ende und hat mich entsprechend schon ein paarmal vor Schlimmerem bewahrt."
 
Zitat Ende

Das beunruhigt mich doch sehr, da diese Person hier erzählt außer Extrasystolen keine anderen Herzrhythmusstörungen gehabt zu haben und auch keinerlei kardiale Grunderkrankung, auch im Nachhinein waren, wie sie berichtet die Untersuchungen ergebnislos. Mir wurde gesagt, dass wenn es zu Salven kommt, die anhalten, dann kann es zu diesem R-auf-T Phänomen kommen und das widerum kann zum Kammerflimmern führen und zum plötzlichen Herztod, wie sie erzählt:"schnelle Schläge hintereinander, welche der Defi beendet". Ich bin sehr verunsichert und habe nach diesem Beitrag sehr große Angst, dass mir selbiges widerfahren könnte, ich dachte immer ein gesundes Herz würde Extrasystolen verkraften, auch habe ich gelesen, dass selbst nach einem Herzinfarkt Extrasystolen harmlos verbeleiben, so lange sie nicht gehäuft hintereinander auftreten.
Bitte antworten sie mir.

Es grüßt Sie herzlich,

Frederik

Editiert: "Was du von deinen ES schreibst, war bei mir früher auch so: Aussetzer, "Stolperer", ein paar superschnelle Schläge in Folge" klingt doch nach Salven.
Herr Dr. med. Frank Hertrich Antwort vom 03.10.2013 19:33 Uhr
Hallo,

Sicherlich gibt es immer wieder sehr seltene Fälle von Plötzlichem Herztod ohne irgendeine feststellbare Ursache. Einfache Extrasystolen sind hier aberdie Ursache noch als ein Risikoindikator zu gebrauchen.
Risikoindikatoren wären neben einer nachgewiesenen organischen Herzerkrankung ( Echo, Stress-Echo, Ergometrie) ein pathologisches LZ-EKG ( wie in dem zitierten Fall mit "merkwürdigem Herzrasen") und eine Familienanamnes mit plötzlichem Herztod.

Beim gesunden Menschen darf ungefähr jeder hundertste Schlag "aus der Reihe tanzen". Das entspricht bei durchschnittlich 100 000 Herzschlägen pro Tag ca 1000 "erlaubten" einfachen Extrasystolen.
Eine Behandlungsindikation besteht da in keinem Fall, wenn bei unauffälliger Familienanamnese höhergradige Extrasystolen ( als Salven oder Couplets) ausgeschlossen sind und keine organische Herzerkrankung vorliegt.

Ursächlich sollte immer auch eine Schilddrüsenstörung ausgeschlossen werden (Labor, Ultraschall, evtl. Szintigramm)...und natürlich hoher Blutdruck ( denn hätte man im Belastungds-EKG aber bemerkt).

Ansonsten stehen hier Allgemeinmaßnahmen im Vordergrund: Stressreducktion, Nikotinstopp, gemäßigtes Ausdauertraining, evtl. Magnesium....

mfg
FHertrich



Dr. med. Frank Hertrich
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Herr Frido Antwort vom 03.10.2013 20:01 Uhr
Guten Abend Herr Dr. Hertrich,

Schilddrüse ist so weit in Ordnung, rauchen tue ich nicht, Blutdruck ist normal und Puls ist zwischen 70 und 80 in Ruhe und bis auf die paar einzelnen ES war bisher nichts erkennbar, was in irgendeinem Zusammenhang stehen könnte, ich schaue jedoch, dass in meiner Ernährung häufig Bananen, oder ähnliche Kalium-/Magnesiumlieferanten vorkommen. "Merkwürdiges Herzrasen", oder wie die Frau beschreibt schnelle Schläge hintereinander (von Ihnen als Salven beschrieben?!) gab es auch nicht, also gleicht sich der Fall und meiner nichtmal im geringsten, oder lese ich das falsch.

Danke für Ihre beruhigenden Worte und dass Sie sich die Zeit genommen haben.

Es grüßt erneut herzlich,

Frederik
Herr Dr. med. Frank Hertrich Antwort vom 03.10.2013 20:52 Uhr
Hallo,
Ihr "Fall" gehört mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit ins Spektrum des Gesunden!

Mit freundlichen Grüßen
FHertrich




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