Forenthema: Gesundheitsvorsorge – Prävention – Krankheiten
Forentitel: Schilddrüsenerkrankungen
Beitrag: Perikarderguss durch Hashimoto?
Autor Frage an den Experten
Frau Pfauenauge vom 05.12.2012 10:41 Uhr

Hallo!

Bei mir (34) wurde vor ca. 10 Jahren (zufällig) eine Hashimoto Thyreoiditis diagnostiziert, ich nehme eine sehr geringe Menge L-Thyroxin ein (eine halbe von 75)und lasse die Werte regelmäßig kontrollieren. Zusätzlich wurde vor 5 Jahren eine chronische Glomerulonephritis (ohne histologischem Befund und bisher ohne Niereneinschränkung) diagnostiziert.

Nun hat mein Internist einen geringen Perikarderguss per Ultraschall festgestellt, weil ich ihm berichtet habe, dass ich oft Extraschläge spüre und auch Herzklopfen habe, was sich beklemmend anfühlt. Der Kardiologe hat den Befund bestätigt, aber nicht sagen können, woher der Erguss kommt, er vermutet, dass es etwas mit der Hashimoto zu tun hat - kann das sein?

Ich solle nun mein Schilddrüsenhormon höher dosieren (da mir auch immer kalt ist, ich niedrigen Blutdruck habe, immer erschöpft bin, zu Depressionen neige - aber das ist bei mir sowieso der Fall, glaube ich, außerdem nehme ich Trittico). Einfach die doppelte Dosis nehmen, auch wenn die Werte eigentlich passen? Dann komm ich ja in eine Überfunktion, oder?

Ich bin ein bisschen ratlos, weil ich mehrere Probleme habe, die aber vielleicht ja alle zusammenhängen.

Vielleicht könnten Sie mir einen Rat geben?

Mit lieben Grüßen

"Pfauenauge"

 

Herr Udo Glatzner Antwort vom 12.12.2012 23:34 Uhr
Sehr geehrte Frau Pfauenauge,
die Hashimoto-Thyreoiditis ist eine chronische (langandauernde) Autoimmun-Schilddrüsenentzündung, die meist zwischen dem 3.-6. Lebensjahrzehnt auftrit und Frauen bis zu 10-mal häufiger als Männer betrifft. Es ist eine genetische Veranlagung und das familiär gehäufte Auftreten belegt. Die Schilddrüse schmerzt bei dieser Form der Entzündung i.d.R. nicht, kann jedoch mit einer Vergrößerung des Organes einhergehen. Die Stoffwechsellage kann mit ausgeglichener, einer erniedrigten, ja sogar einer erhöhten Funktion der Schilddrüse verbunden sein. Eine Form tritt meist bei einer Hormonumstellung -wie z.B. nach der Geburt (1-3(-6) Monate nach der Entbindung) - auf. Diese ist mit einer Funktionsstörung verbunden: erst eine Überfunktion, die dann nach ca. 2- 3 Monaten in eine Unterfunktion der Schilddrüse übergeht.
Grundsätzlich besteht eine Störung des eigenen Immunsystems, bei der Autoantikörper Zellen körpereigener Organe angreifen und zerstören. Hierbei wird auch die Schilddrüse betroffen. Es muss aber immer auch nach kombiniert auftretenden anderen Autoimmunkrankheiten (z.B. im Blut, Nebenniere, Bindegewebe, Bauchspeicheldrüse, Darm u.a. Organen) geforscht werden.

Bei Ihnen besteht nun eine längerandauernde Thyreoiditis mit einer Schilddrüsenunterfunktion und einer vermutlich autoimmunen feuchten Perikarditis (d.h. mit Perikarderguß) sowie  einer vermutlichen Immunkomplex-Glomerulonephritis durch die Störung des Immunsystems.
Eine Behandlung dieser Erkrankungen sollte also in erster Linie dem Immunsystem zugutekommen. Dabei sollte grundsätzlich auf regelmäßigen Konsum von Alkohol und Tabak verzichtet und ein geregeltes körperliches Training absolviert werden. Zudem setzen wir Vitamine, Mineralstoffe und Spurenelemente, wie sog. Antioxidantien, Vitamin B(1), Vitamin D, Selen/Zink, Calcium, Kupfer und evtl. Eisen ein. Näheres dazu finden sie unter: http://www.gesundheits-lexikon.com. Natürlich sollten auch die Schilddrüsenhormone zugesetzt werden. Dies sollte mit niedriger Anfangsdosierung begonnen und nur langsam gesteigert werden, da es sonst zu z.B. Herzrhythmusstörungen kommen kann. Ein Perikarderguß bildet sich voll, jedoch nur sehr langsam zurück.

Durch die Glomerulonephritis kommt es in der Regel zu einer Störung des Salzhaushaltes (Kochsalz wird im Körper zurückgehalten - dafür eher andere Salze, wie z.B. Calcium ausgeschieden), des Blutbildes und Verlustes von Roten Blutkörperchen und Eiweiß im Urin. Das kann zu Wasseransammlung im Gewebe, etwas erhöhtem Blutdruck und möglicherweise einer gewissen Blutarmut führen.
Ihr Hausarzt wird sich sicherlich gerne um die diesbezügliche Abklärung kümmern.

Es grüßt



Dr. med. Udo Glatzner
Haus- und Familienarzt, Facharzt f.Allgemeinmedizin • Naturheilkunde. Chirotherapie und Akupunktur, Psychosomatik
Am Weiher 2
D - 73630 Remshalden
Telefon 49 7151 71345
Telefax 49 7151 75293
e-Mail info@arzt-remshalden.de
Homepage

Frau Pfauenauge Antwort vom 13.12.2012 11:00 Uhr

Lieber Herr Dr. Glatzner!

Vielen Dank für Ihre ausführliche Antwort!

Also, Alkohol und Tabak konsumiere ich nicht, körperliche Aktivitäten sollte ich ohnehin erhöhen (ich habe leider auch zusätzlich Probleme mit der gesamten Wirbelsäule und Muskelverspannungen). Schilddrüsenhormone nehme ich schon seit der ersten Diagnose, momentan nun 3/4 von 75 L-Thyr. statt vorher die 1/2. Ich hoffe nur, dass ich nicht in eine Überfunktion komme, aber das merkt man ja recht bald.

Ja, ich habe fast immer zuviel Eiweiß im Harn, manchmal auch etwas Blut, das lass ich regelmäßig kontrollieren. Und ich hab eine geringradige Leukopenie und manchmal auch Thrombopenie. Der Blutdruck ist leider immer sehr niedrig (das ist, glaub ich, auch eher deshalb so, weil ich sehr schlank bin).

Ich würde nun wirklich gerne wissen, welche Vitamine etc. ich einnehmen soll, da ich schon verschiedene Meinungen dazu gehört habe. Momentan nehme ich nur regelmäßig Vitamin D (Osteopenie) und nun wieder ein pflanzliches Eisen (da der Wert immer recht niedrig ist, da ich Vegetarierin bin). Welche anderen Stoffe sind ratsam, auch wenn ich keinen Mangelzustand habe (Zink und B12 sind im Normbereich)? Kann man z.B. Selen (100) bedenkenlos einnehmen? Ich ernähre mich ansonsten recht ausgewogen, eben ohne Fleisch, aber schon mit Milchprodukten. Aber ich möchte unbedingt etwas für mein Immunsystem tun, da ich mich körperlich immer schlechter fühle. Und man die Autoimmunerkrankungen ja nicht "heilen" kann. Ich habe auch mal gelesen, dass man bei solchen Erkrankungen aber nichts nehmen soll, das das Immunsystem stimuliert. Da sind dann aber andere bestimmte Mittel gemeint, nehm ich an, oder?

Ich bin ansonsten (nehm ich zumindest an) in guten internistischen Händen, aber was die Einnahme von zusätzlich stärkenden Mitteln betrifft, fühle ich mich leider eher schlecht beraten. Vielleicht könnten Sie mir nochmal einen Tipp geben?!

Lieben Gruß

Pfauenauge

 

Weitere Informationen zu diesem Thema finden Sie im DocMedicus Gesundheitsportal unter
Schilddrüsenerkrankungen

Experten aller Facharztrichtungen beantworten Ihnen kostenfrei und auf Wunsch auch anonym Ihre persönlichen Fragen.

Beachten Sie bitte, dass der Expertenrat nicht den Arztbesuch ersetzt. Gehen Sie in akuten Krankheitsfällen bitte immer sofort zu Ihrem Arzt.


Die Experten, die Sie ehrenamtlich beraten, sind Mitglieder des wissenschaftlichen Beirates der Deutschen Gesellschaft für Nährstoffmedizin und Prävention (DGNP) e. V.

Sie setzen in ihrer Arztpraxis das DocMedicus Arzt- und Patienteninformationssystem ein.