Forenthema: Gesundheitsvorsorge – Prävention – Krankheiten
Forentitel: Frauengesundheit (Frauenmedizin)
Beitrag: Suche nach Experten für Vulvodynie/Urethralsyndrom
Autor Frage an den Experten
Frau Marie vom 15.08.2012 17:33 Uhr
Liebes Doc Medicus Team, Diese Nachricht wird wahrscheinlich nicht gerade kurz ausfallen, aber ich möchte Sie trotzdem bitten, alles zu lesen, da es glaube ich wichtig ist, mein Problem möglichst genau zu beschreiben. Ich bin 22 Jahre alt und leide seit nun fast 6 Jahren an Schmerzen im Scheidenbereich bzw. der Harnröhre, die mir das Leben zunehmend schwer machen. Die Beschwerden haben im Sommer 2006 begonnen, als ich an den letzten Tagen meiner Periode beim Einführen von Tampons ein Brennen gespürt habe und die Haut sich sehr gereizt anfühlte. In den folgenden Tagen spürte ich das Brennen und Ziehen auch immer wieder beim Sex mit meinem Freund und suchte daraufhin meinen Frauenarzt auf. Dieser diagnostizierte eine Pilzinfektion, gegen die er Tabletten und Zäpfchen verschrieb, welche ich wegen der langen Dauer der Beschwerden über 2 Wochen hinweg verwenden sollte, um sicher zu gehen, dass „nichts zurück bleibt“. Außerdem verschrieb er Linola Fettsalbe gegen die trockene Haut am Scheideneingang. Die Schmerzen wurden jedoch schnell immer schlimmer, ohne dass ich einen Zusammenhang sehen oder mir irgendjemand diesen erklären konnte. Ich wechselte den Frauenarzt und die neue Ärztin war sehr engagiert (ich bin bis heute ihre Patientin) und verschrieb mir nacheinander Östrogen- und Cortisonsalben sowie verschiedene Pflegecremes wie Vagisan, Deumavan und MulitGynGel. Die Beschwerden wurden aber nicht weniger sondern eher stärker. Wir beschlossen, dass ich die Pille für einige Zeit weglassen sollte, da die Beeinflussung des Hormonspiegels laut meiner Ärztin die Haut in der Scheide verändern könnte. Als auch nach mehreren Monaten keine Besserung eintrat, überwies mich meine Frauenärztin an einen Spezialisten in der Uniklinik Freiburg. Dieser untersuchte mich genauer und machte auch einen Bluttest, konnte aber nur feststellen, dass ich völlig gesund sei. Der Östrogenspiegel im Blut war normal, lediglich der Progesteronspiegel zu niedrig. In den folgenden zwei Jahren suchte ich immer mehr Ärzte auf und auch meine Frauenärztin, die noch recht jung ist, holte sich Rat bei erfahreneren Kollegen ein, aber niemand schien die Beschwerden zuordnen zu können oder Patientinnen mit ähnlichen Symptomen zu haben. Da ich die schmerzende Stelle genau lokalisieren konnte, (etwa 3 Zentimeter am Scheideneingang, die sich für mich wie ein Riss in der Haut anfühlten, obwohl äußerlich wohl absolut keine Hautveränderung zu sehen war) rieten mir die Ärzte schließlich zu einer chirurgischen Ausschneidung, weil sie hofften, die schmerzenden Haut-und Nervenzellen so einfach entfernen zu können. Ich ließ mich im Dezember 2010 operieren und hatte danach zunächst noch mehr Schmerzen, bevor die Narben zum Glück verheilten. Die Schmerzen wurden aber immer heftiger und inzwischen konnte ich fast keine Tampons mehr benutzen (wenn sie erst mal an Ort und Stelle sind tut es nicht weh, beim Einführen aber sehr stark) und an Sex war gar nicht mehr zu denken. Bei einer erneuten Untersuchung in der Uniklinik Freiburg sagte der Arzt recht entnervt, dass man da nun mal „nicht viel machen könne“. Da er in einem Nebensatz erwähnte, dass die schmerzende Stelle an der Rückseite der Harnröhre läge, kam ich auf die Idee, dass mein Problem vielleicht dort liegen könnte. Vielleicht war der „Riss“, den ich zu fühlen glaubte ja doch keine Hautveränderung sondern nur die angeschwollenen Harnröhre? Ich hatte in den letzten Monaten immer wieder ein Brennen beim Wasser lassen gespürt, was aber nicht so schlimm war wie bei einer Blasenentzündung und was ich deshalb auch nicht weiter beachtet hatte. Ich hatte auch bis dahin nie urologische Probleme oder Harnwegsinfektionen. Ich vereinbarte einen Termin beim Urologen, der im Urin nichts ungewöhnliches feststellen konnte, mich aber zur Blasenspiegelung ins Krankenhaus überwies. Auch die Zystoskopie ergab kein Ergebnis (nicht wie vermutet Fistelungen an den Wänden der Harnröhre) außer dass es furchtbar weh tat und ich deshalb in der Vermutung bestätigt wurde, dass die Schmerzen von der Harnröhre ausgehen. Der Arzt verschrieb mir starke Schmerztabletten, die ich aber nicht einnahm, da sie gegen die äußerlichen Schmerzen absolut nicht halfen, sowie eine Vitamin B Kur. In den folgenden Monaten wurden die Schmerzen beim Wasserlassen stärker und ich hatte einige Male das Gefühl, eine Blasenentzündung zu bekommen. Im Urin konnten allerdings nie Bakterien nachgewiesen werden. Die Blase fühlte sich aber immer sehr angespannt an und schmerzte, vor allem beim Sport, manchmal richtig. Seit der Operation hatte ich auch immer mehr Probleme bei stundenlangem sitzen oder dem Tragen von engen Jeans, da mir die Scheide beziehungsweise der Harnröhreneingang sehr weh taten. Da ich die Schmerzen im Alltag nun nicht mehr einfach verdrängen konnte, wurde ich zunehmend verzweifelter. Ich forschte nicht zum ersten Mal im Internet nach, wurde aber diesmal endlich fündig, in dem ich die Bücher von Frau Dr. Ines Ehmer entdeckte. Nach der Lektüre war ich mir ziemlich sicher, entweder an Vulvodynie oder dem Urethral-Syndrom zu leiden. Ich zeigte die entsprechenden Kapitel meiner Frauenärztin, die ehrlich zugab, von diesen Krankheitsbildern noch nie gehört zu haben, da sie wohl nicht Teil der herkömmlichen Ausbildung sind. Sie war aber gerne bereit, mir die empfohlenen Medikamente zu verschreiben und so begann ich die Anwendung der Estriol/Amitryptilinsalbe sowie die Einnahme von Antidepressiva. Meine Frauenärztin riet mir, die Dosierung sehr niedrig zu halten, da ich trotz allem absolut nicht depressiv bin und so nehme ich nun seit einigen Monaten jeden Abend zwei Amitryptilin-neuraxpharm 10 mg Tabletten.(vielleicht ist diese Dosierung doch zu niedrig, um die Nerven dauerhaft zu beeinflussen?) Die spannenden Schmerzen in der Blase nahmen daraufhin wieder ab, was meinen Alltag normalisierte und die Beschwerden einigermaßen erträglich machte. Ich habe das Gefühl, dass auch die Salbe gut tut, da die bloße Berührung der Haut an der betroffenen Stelle nicht mehr so stark schmerzt. Beim Einführen von Tampons oder beim Geschlechtsverkehr sind die Schmerzen aber unverändert stark. Es ist auch nicht so, dass die Schmerzen sich an manchen Tagen verschlechtern oder verbessern. Die betroffene Stelle tut einfach immer weh. Außerdem ist die Haut sehr gereizt und juckt und brennt ständig, obwohl ich keine Pilzinfektion habe. Obwohl auch einige der Symptome von Interstitieller Cystitis auf mich zutreffen, würde ich diese Option eher ausschließen, da ich nicht überdurchschnittlich oft auf die Toilette muss. Was ich mir nicht erklären kann, ist dass ich fast 4 Jahre lang die Schmerzen nur beim Geschlechtsverkehr, dem Einführen von Tampons oder der direkten Berührung spürte und das Sitzen oder Wasser lassen überhaupt nicht weh tat, während die Schmerzen jetzt von der Harnröhre auszugehen scheinen und so viel schlimmer sind. vielleicht haben Sie eine Idee, was ich noch versuchen könnte bzw. kennen einen Kollegen, der sich in diesem Bereich auskennt und eine Diagnose stellen könnte? Vielen, vielen Dank für Ihre Zeit und Hilfe!
Herr Dr. med. Tomás Bühler Antwort vom 16.08.2012 00:55 Uhr

Sehr geehrte Frau Marie,

danke für Ihre Anfrage an unser Expertenteam.

Tja da haben Sie bereits eine Odyssee hinter sich und teilen das Leid einiger Frauen, bei denen man trotz aller Untersuchungen keine erfolgreiche Therapie findet, die das Problem aus der Welt schafft. Ich gehe davon aus, dass bei der Diagnostik sowohl Streptokokken-, als auch Chlamydieninfektionen des Muttermunds und der Harnröhre ausgeschlossen wurden. An der richtigen Stelle für die Expertendiagnostik und Therapie "schwieriger" Fälle waren Sie auch schon. Die Abteilung für gynäkologische Infektiologie an der Universitäts Frauenklinik Freiburg hat hier einen sehr guten Namen. Der ehemalige Chefarzt der Abteilung,                           Herr Prof. H. Petersen ist leider schon im Ruhestand, verfügt aber sicherlich diesbezüglich über die vergleichsweise größte berufliche Erfahrung.

Mir fällt leider zu Ihrem Problem auch nichts anderes/ neues an Behandlungsoptionen ein. Östriolcreme am Scheideneingang und in der Scheide ist sicherlich vorteilhaft. Was ich in Ihrem Fall noch probieren würde ist der Einsatz einer lokal anästhesierenden Creme auf den Punkt wo Ihre Schmerzen ausgelöst werden; Sie sagten ja, dass es konstant immer die gleiche Stelle wäre. Für die Schleimhaut anzuwendende Lokalanästhetika gibt es zum Beispiel für die Behandlung von Aphten im Mundschleimhautbereich, eine andere Creme wäre Anaesthesin (gibt es in verschiedenen Stärken; derApotheker sollte eine Schleimhaut-verträgliche Creme abgeben). Eine andere Methode  der Naturheilmedizin wäre eine Procain-Injektion des betroffenen "Schmerzpunktes". Dieses ist jedoch in dem sensiblen- und gut durchbluteten Bereich eine heikle Angelegenheit. Selber verfüge ich über keine Erfahrung damit. Die Methode zählt am Ehesten zum Behandlungsrepertoire spezialisierter Heilpraktiker; ich verfüge leider über keine Kontaktadresse. 

Ich wünsche Ihnen alles Gute, hoffentlich finden Sie die Therapie, die Ihr Problem am besten lindert oder sogar zum Verschwinden bringt. Eine Information über eine solche erfolgreiche Behandlung würde ich dann gerne von Ihnen erhalten. Mit freundlichen Grüßen,

Dr. med. Tomás Bühler
Frauenarzt


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