Forenthema: Gesundheitsvorsorge – Prävention – Krankheiten
Forentitel: Zahn- und Zahnhalteapparaterkrankungen
Beitrag: Gingivarezession
Autor Frage an den Experten
Frau Anna vom 21.10.2011 23:04 Uhr
Mein Sohn (10) ist seit 2 Jahren in kieferorthopädischer Behandlung wegen zu kleiner Kiefer und eines ausgeprägten Tiefbisses. Seit ca. 4 Monaten fällt uns eine Gingivareduktion (ca. 4 mm) an beiden unteren Schneidezähnen auf, die neu aufgetreten ist (auf den Photos vom Beginn der Behandlung ist das Zahnfleisch unauffällig). Der Kieferorthopäde meint, dass das vom falschen Zähneputzen kommt oder genetisch sei; an der Spange könne es nicht liegen, da der Unterkiefer zwar geweitet wurde und die Frontzähne nach vorne geschoben wurden, aber keine Kippung der Zähne nach vorne passiert sei (was wohl häufiger zu Zahnfleischrückzug führe). Er hat aber trotzdem entschieden, dass ab sofort einen Spangenpause für 3 Monate eingehalten wird.
Meine Frage: Kann nicht durch die Weitung des Unterkiefers und das Vordrücken der Front so viel Zug auf das Zahnfleisch gekommen sein, dass das sich zurückzieht? (Immerhin passen jetzt alle Schneidezähne in den Unterkiefer, während vorher 1 1/2 Zähne in 2. Reihe standen.) Können wir etwas tun, um die hoffentlich mögliche Regeneration zu unterstützen? Kommen Zahnfleischplastiken schon in diesem Alter in Frage? Danke!
Herr Daniel P. Grotzer Antwort vom 25.10.2011 16:45 Uhr

Sehr geehrte Frau Anna,

rein theoretisch kommen alle bisher von Ihnen angesprochenen und einige Möglichkeiten mehr in Frage:

  • eine iuvenile Parodontitis
  • extrem starkes und falsches Putzen der Zähne
  • eine zu schnelle kieferorthopädische Bewegung der Zähne
  • damit einhergehend sehr schnelle Weitung der Gingiva für die Zähne
  • Fehlfunktionen wie Knirschen oder Pressen
  • Angewohnheiten (sog. Habits) wie z.B. Daumenlutschen

Da Ihr Sohn ja noch sehr jung ist und das Kieferwachstum und das Wachstum der Schleimhäute in keinster Weise abgeschlossen ist, bestehen sehr gute Möglichkeiten, daß sich die Gingiva im Laufe der Zeit wieder erholt. Voraussetzungen sind eine sehr gute Mundhygiene und Entzündungsfreiheit, v.a. was eine Parodontitis angeht. Unterstützend kann Ihr Sohn mit einer sehr weichen speziellen Zahnbürste die Gingiva massieren und so einen gewissen Wachstumsreiz auf diese Schleimhaut ausüben. Dafür mit dieser speziellen soften Bürste das Zahnfleisch von unten nach oben zum Zahn hinwärts und aufwärts bürsten. Aber Vorsicht: Dies sollte ohne Druck erfolgen, quasi soll das Zahnfleisch mehr gestreichelt werden.

Aufgrund der oben erwähnten natürlichen Wachstumstendenzen im Kinder- und Jugendalter führt man in solchen Fällen noch keine Zahnfleischplastiken durch. So etwas kommt dann nach Abschluß des Wachstums in Frage, sofern das Problem fortbesteht. Wichtiger ist allerdings, die Ursache für den Zahnfleischrückgang zu identifizieren und dann abzustellen.

Mit freundlichen Grüßen,

D.P. Grotzer



Daniel P. Grotzer
Fachspezialist für Oralchirurgie und Implantologie • Parodontologie - Ästhetische Zahnheilkunde


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