Forenthema: Gesundheitsvorsorge – Prävention – Krankheiten
Forentitel: Chronische Schmerzen
Beitrag: Chron.Schmerzsyndrom R 52.2.
Autor Frage an den Experten
Frau Sibylla vom 25.01.2022 12:52 Uhr

Hallo, 

meine Schmerztherapeutin gab mir heute Ihre Diagnose R52,2 mit Stadium 3 und Achsenstadiensumme 10 gem. MPSS mit zum Aufnahmegespräch für die stationäre Psychiatrie mit. Ich bin seit Jahren bei Ihr in Behandlung ohne dass meine Schmerzen aufhören nehme Gabapentin, Venlafaxin und ein 10er Schmerzpflaster. 

Was bedeuted diese Diagnose ich finde zu R52,2 niemals den Verweis auf Stadium und Achsenstadiensumme ??

Des weiteren ist bei mir eine Fibromyalgie seit Jahren bekannt, die aber immer mit Gewichtsreduktion behandelt werden soll. 
Mir schmerzen vor allem die Handgelenke, Finger ,HWS und LWS teils auch per Röntgen und MRT begründet.  Sollte diese Diagnose nicht auch bekannt werden? 

Meine sonstigen Diagnosen sind F33.2 G, F24.1 G, F45.1 G. sowie insulinabhängige Diabetis Typ2 , 'COPD Stadium 4 mit nächtlicher Sauerstoffgabe und eine ausgeprägte Schlafproblematik - ich schlafe stundenlang nicht ein und nicht durch, Bluthochdruck, Herzrasen mit dokumentierten Vorhoffflimmern......... Schilddrüsenunterfunktion etc..... 

Wie kann mir am besten geholfen werden? 

Lt. Psychiater soll ich nun Buproprion 150mg beginnen und gleichzeitig mit Quetiapin von 25 auf bis zu 100 mg steigern. 

Ich habe nach Studium der Medikamentenzettel ernsthafte Probleme dies alleine zuhause umzusetzen, da ich so und so jede Menge Tabl. einnehmen muss und würde das lieber unter Aufsicht problieren.  Gibt es Alternativen? zu weiteren Tabletten?

Herzlichen Dank für Ihre Antwort im voraus.  P. S. ich war vorher schon in Behandlung und da lag ein Hauptaugenmerk immer auf den somatischen Beschwerden. Ich habe das Gefühl, dass diese auch jetzt wieder die Oberhand gewonnen haben. 

Mit freundlichen Grüßen Sibylla

Herr Dr. med. Werner G. Gehring Antwort vom 31.01.2022 10:34 Uhr

Hallo, 

ich versuche gern aus der Ferne behilflich zu sein, aber die Chancen dafür erscheinen schwierig. 

Sie haben es mit einem kombinierten schweren Krankheitsbild zu tun, welches nicht nur somatisch (orthopädisch und internistisch)

 sondern auch psychosomatisch,psychisch/psychiatrisch und auch funktionell  zu sein scheint.

Zur Diagnose R 52.2.:

Anders als beim akuten Schmerz ist die Ursache beim chronischen Schmerz meist nicht mehr klar erkennbar. Als Chronisches Schmerzsyndrom werden Schmerzen bezeichnet: die seit drei bis sechs Monaten vorhanden sind oder immer wiederkehren. und die den Patienten körperlich, psychisch und sozial beeinträchtigen.

Bei chronischen Schmerzen sind vor allem Bewegung, Entspannung und Methoden zur Schmerzbewältigung aus der kognitiven Verhaltenstherapie hilfreich. Oft werden sie in einer sogenannten multimodalen Schmerztherapie kombiniert.

Hier hilft häufig nur noch die kombinierte ambulante und stationäre multimodale Schmerztherapie, die Sie ja offenbar jetzt auch beginnen sollen. 

Stadium 3 bedeutet ein in jeder Hinsicht fortgeschrittenes, schwierig zu therapierendes Schmerzproblem, aus diesem Grund auch die stationäre Behandlung. 

DAs Achsenstadium und das MPPS bezieht sich auf das Mainzer Schmerzmodell. 

Auch hier haben Sie es leider mit einem sehr fortgeschrittenen Verlauf zu tun in Bezug auf Häufigkeit des Auftretens, der Dauer, des Intensitätswechsels, der Örtlichkeit der Schmerzen , dem Medikamenteneinnahmeverhalten und der individuellen Patientenkarriere. 

Das Mainzer Stadienmodell der Schmerzchronifizierung (Mainz Pain Staging System [MPSS]) wurde überwiegend bei Menschen in mittlerem Alter und mit chronischen Rückenschmerzen validiert und soll zur Prognoseeinschätzung und zur Steuerung des Ressourceneinsatzes bei Therapiebeginn dienen.

Zu den anderen von Ihnen angegebenen Diagnosen kann ich Ihnen folgendes mitteilen:

F33. 2 Rezidivierende depressive Störung, gegenwärtig schwere Episode ohne psychotische Symptome. Eine Störung, die durch wiederholte depressive Episoden gekennzeichnet ist, wobei die gegenwärtige Episode schwer ist, ohne psychotische Symptome (siehe F32. 2) und ohne Manie in der Anamnese.

F24: Induzierte wahnhafte Störung

Wenn man sich von einer feststehenden Idee nicht abbringen lässt, dann hat man eine Wahnvorstellung. Diese feststehende Idee hat aber nichts mit der Wirklichkeit zu tun. Man kann zum Beispiel überzeugt sein eine berühmte Persönlichkeit zu sein, betrogen zu werden oder verfolgt zu werden. Eine Wahnvorstellung kann ganz verschieden aussehen. Man kann dabei jedoch von niemandem überzeugt werden, dass die Wahnvorstellung nicht der Wirklichkeit entspricht.

F 45.1.

Undifferenzierte Somatisierungsstörung. Wenn die körperlichen Beschwerden zahlreich, unterschiedlich und hartnäckig sind, aber das vollständige und typische klinische Bild einer Somatisierungsstörung nicht erfüllt ist, ist die Diagnose undifferenzierte Somatisierungsstörung zu erwägen.

Jetzt kommen noch die anderen von Ihnen aufgeführten Diagnosen hinzu, so dass es unmöglich erscheint (und auch unseriös) Ihnen über die unzureichenden Kenntnisse der Zusammenhänge überhaupt einen Rat geben zu wollen und zu können. 

Sie benötigen dringend intensive,längerfristige medizinische überwiegend stationäre Hilfe von etlichen Fachgebieten, sonst bekommen Sie Ihre Probleme nicht in den Griff. 

Die Information, der verschiedenen Diagnosen, die Anbindung an einen Schemrztherapeuten,der Sie auch stationär behandeln möchte sprechen für eine gute Versorgung, die Sie unbedingt 

kurzfristig in Anspruch nehmen sollten. Hier helfen keine noch so gut gemeinten Ratschläge von außen!

Es tut mir leid, Ihnen keine weitere Hilfe sein zu können. 

Bitte wenden Sie sichvertreauensvoll an Ihre Ärzte oder lassen Sie sich in einen Klinikambulanz einweisen. 

Bei uns hier im Norden ist z.B. die Kieler Universität ein geeignetes Anlaufziel. 

Entsprechende Hilfen bietet aber auch jede Universitätsklinik an. 

Mit den besten Wünschen, dass Ihnen schnell eine Besserung Ihrer Probleme geschieht, verbleibe ich mit freundlichen Grüßen 

Dr. med. Frank A. Schade
Facharzt für Orthopädie ⋅ Sportmedizin

Große Straße 86-88
49377 Vechta

Telefon: +49 4441 905810
Telefax: +49 4441 9058111

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