Forenthema: Gesundheitsvorsorge – Prävention – Krankheiten
Forentitel: Krebserkrankungen – Neubildungen
Beitrag: Eisen bei Krebs
Autor Frage an den Experten
Frau suzieQ vom 19.10.2020 13:34 Uhr

Lieber Experte,

ich bin 56 Jahre jung, Normalgewicht, Hashimoto. Anfang des Jahres hatte ich eine Eierstock-Krebs-OP. Ich esse seither kein rotes Fleisch mehr, wodurch sich ein bereits vorhandener Eisenmangel vermutlich verstärkt haben dürfte. Der Speicher war vor ca. 1 Jahr noch i.O. Ich habe mich nicht mehr getraut, Eisen zu ergänzen, da Eisen Entzündungen triggert und sich auch mit einigen anderen Sachen nicht verträgt. Meine damalige Ärztin hat mir vor ca. 10 Jahren nur 2 Eiseninfusionen gegeben, obwohl ich extremen Mangel hatte, weil man eben mit Eisen sehr vorsichtig sein sollte und ich habe dann wieder rotes Fleisch gegessen, wodurch sich mein Eisenwert einigermassen "erholt" hat. Das kommt für mich nicht mehr infrage! Nun habe ich gelesen in "Im Focus Onkologie" 5-2009 zum Thema "Behandlung der Anämie von Tumorpatienten", dass man Tumorpatienten Eisen besser infundieren und nicht täglich oral geben sollte. Was ist Ihre Meinung dazu? Ich mache übrigens keine Chemo, habe eine biologische Krebstherapie gemacht und meine Werte sind bestens.

Ganz herzlichen Dank im voraus!

Herr Dr. med. Werner G. Gehring Antwort vom 19.10.2020 14:39 Uhr

Sehr geehrte Frau S., im Rahmen der Krankheitsentstehung spielt rotes Fleisch keine Rolle beim Ovarialkarzinom.

Ganz unabhängig davon sollte auch bei Tumorpatienten eine Eisenmangelanämie stets behandelt werden.

Bei Hämoglobin ≥ 8 g/dl ist eine orale Eisensubstitution ausreichend. Beachten Sie dabei bitte, dass die Einnahme auf nüchternen Magen zu einer 20 % höheren Absorptionsrate führt. 

Die Eisensubstitution sollte oral mit zweiwertigem Eisen erfolgen → bessere Resorption als dreiwertiges Eisen (dies wird bei der parenteralen Substitution eingesetzt; nur in Ausnahmefällen indiziert) und geringere Nebenwirkungen.

Hier noch ein paar Hinweise zum Thema Eisenmangelanämie und Ernährung: Eine vegetarische beziehungsweise vegane oder auch einseitige Ernährung kann Ursache für eine Blutarmut wegen Eisenmangels sein. Um einen Eisenmangel zu beheben, ist auf eine hohe Eisen-Zufuhr über die Nahrung zu achten.

Eisenreiche Lebensmittel:

  • Austern, Sojabohnen, Weizenkeime, Hülsenfrüchte, Hirse, Leber, Haferflocken und Petersilie

Zudem sollte der Verzehr von denjenigen Lebensmitteln erhöht werden, die die Eisenaufnahme im Darm fördern und die Zufuhr solcher Nahrungsmittel reduziert werden, die die Eisenaufnahme im Darm hemmen.
Eisenaufnahme fördernde Substanzen:

  • Aminosäuren, wie Methionin und Cystein/Cystin – Fisch, Geflügel, Fleisch (Filet), Sojabohnen, Erbsen, Bohnen, Käse (Brie, Gouda, Edamer), Nüsse (Mandeln, Erdnüsse, Cashew), Weizenkeime 
  • Vitamin C – frisch gepflücktes Gemüse und Obst wie schwarze Johannisbeeren, Paprika, Brokkoli, Kiwi, Erdbeeren, Apfelsinen, Rot- und Weißkohl  

Eisenaufnahme hemmende Substanzen:

  • Komplexbildner, wie Phytinsäure (Phytate) (Mais, Soja, Weizen- und Gerstenkleie) und Oxalsäure (Rhabarber, Sternfrucht, rote Rüben, Mangold, Spinat, Petersilie, Kakao, Schokolade)
  • Ballaststoffe

Lassen Sie sich bitte von Ihrem Hausarzt ein entsprechendes Eisenpräparat verordnen.

Mit freundlichen Grüßen

Ihr Dr. Werner G. Gehring

Frauenarzt und gynäkologischer Endokrinologe

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