Forenthema: Gesundheitsvorsorge – Prävention – Krankheiten
Forentitel: Ernährung – Diäten – Ernährungsmedizin
Beitrag: Untergewicht - BMI
Autor Frage an den Experten
Frau Stefanie vom 27.01.2007 21:26 Uhr
Hallo liebes EUSANA Team, ich habe über gesundheits-lexikon.de gerade meinen BMI ausrechnen lassen - dieser liegt bei 14,1 und sollte Sie an dieser Stelle nicht weiter alarmieren. Ich wiege derzeit 38 kg bei einer Größe von 1,64m - ich bin weder krank noch gefährdet sondern einfach nur davon genervt! Sicherlich mache ich einige Fehler, von rauchen bis hin zu unregelmäßigem Essen - sowas wie "sündigen", also von Pizza zu McDonalds ist alles dabei und trotzdem nehme ich kein Gramm zu... Mich stört es nicht weiter, viele beneiden mich um die Eigenschaft "alles" essen zu können ohne zuzunehmen - ich selber würde einfach gerne mal eine Hose kaufen in die ich reinpasse ohne in die Kinderabteilung gehen zu müssen... Gibt es sowas wie "WeightWatchers" auch für Untergewichtige? Klingt doof, ist aber so - an wen kann ich mich wenden mit meinem "Problem"?
Herr Dr. med. Werner G. Gehring Antwort vom 28.01.2007 06:55 Uhr

Liebe Frau Stefanie, auch wenn Sie sich wohl fühlen, so muss Ihr Untergewicht unbedingt sofort ärztlich behandelt werden.

Hier ein paar Info zum Thema Untergewicht:

Modifizierbare durch das Verhalten veränderbare Risikofaktoren

  • Fehl- und Mangelernährung – fett- und kalorienarm
  • Rohköstler
  • Orthorexia nervosa - im Gegensatz zu den Essstörungen Anorexie und Bulimie steht bei Orthorektikern nicht die Quantität der Nahrungsmittel im Vordergrund, sondern die vermeintliche Qualität. Diese Essstörung führt häufig zu Fehl- und Mangelernährung.
  • Unzureichende körperliche Aktivität im Alter – Abbau von stoffwechselaktivem Muskelgewebe
  • Chronischer Alkoholismus und Drogensucht

Behandelbare Risikofaktoren Erkrankungen

  • Aids – eine HIV-Infektion kann bereits durch den Leidensdruck zu Untergewicht und Mangelernährung führen
  • Akute Bauchschmerzsyndrome - z. B. aufgrund Pankreatitis - Bauchspeicheldrüsenentzündung oder akuter Darmentzündung, s.u.
  • Akute Infektionen
  • Akute Diarrhoe - Durchfall
  • Akute Verletzungen - gehen mit Stress einher und können zu Gewichtsverlust führen
  • Autoimmunerkrankungen wie z. B. rheumatoide Arthritis
  • Chronische Entzündungsprozesse
  • Chronische Lebererkrankungen - beispielsweise chronische Hepatitis, Leberzirrhose
  • Chronische Nierenerkrankungen wie chronische Niereninsuffizienz, chronische Pyelonephritis - Nierenbeckenentzündung
  • Depression
  • Endokrine Störungen
    - Hyperthyreose
    - Überfunktion der Schilddrüse
    -
    Diabetes mellitus Typ I – wegen erhöhtem katabolen Stoffwechsel (Abbaustoffwechsel)
    - Morbus Addison - Nebennierenrindeninsuffizienz
  • Essstörungen – Anorexia nervosa (Magersucht), Bulimia nervosa (Essbrechsucht)
  • Lungenerkrankungen
    - Pneumonie
     - Lungenentzündung
    -
    Chronisch obstruktive Lungenerkrankung – die Erkrankung führt zu einer chronischen Entzündung, die ein energiezehrender Prozess ist, der zu Lasten der Muskelmasse geht
  • Magen- und Darmerkrankungen
    -
    Enteritis - Darmentzündung
    -
    Magenresektion
    - Colitis ulzerosa
    -
    Morbus Crohn
  • Mukoviszidose - Zystische Fibrose
  • Sprue beziehungsweise Zöliakieglutensensitive Enteropathie ist eine chronische Dünndarmerkrankung aufgrund der Überempfindlichkeit gegen das Getreideeiweiß Gluten. Sie kann sowohl in den ersten Lebensjahren als auch im Erwachsenenalter auftreten. Bei Säuglingen sowie Kindern wird das Krankheitsbild Zöliakie und bei Erwachsenen einheimische Sprue genannt

Sie sehen, vieles kann zum Untergewicht führen. Deshalb ist auch die Diagnostik und Therapie des Untergewichtes eine wichtige ärztliche Tätigkeit.

Nachfolgend Gründe für eine Therapie, die auch Sie überzeugen sollten, auch wenn Sie sich derzeit noch wohl fühlen:

Im Folgenden die wichtigsten Erkrankungen, die durch Untergewicht mit bedingt sein können.

Haut Haare Nägel

  • Trockene, teils schuppende Haut
  • Haarausfall
  • Wundheilungsstörungen
  • Dekubitus (Wundliegegeschwür, Druckgeschwür)

Herz Gefäße Blutgerinnung

  • Hypotonie - niedriger Blutdruck
  • Koronare Herzerkrankung - BMI (Body-Mass-Index; Körpermassen-Index) < 20

Knochen Gelenke Muskulatur

  • Osteoporose
  • Proximale Femurfrakturen (Oberschenkel- beziehungsweise Oberschenkelhalsbruch) - ein BMI < 20 verdoppelt bei Männer und Frauen das Risiko für proximale Femurfrakturen im Vergleich zu höheren BMI-Werten
  • Muskelschwäche

Lungenerkrankungen

Sexualität Hormonstörungen Partnerschaft Schwangerschaft

Weiteres

  • Erhöhtes Operations- und Narkoserisiko
  • Erhöhtes Unfallrisiko
  • Immundefizienz - Schwäche der Immunabwehr
  • Vitalstoffdefizite

Wer kann Ihnen helfen?

Nachfolgend Ärzte, die sich diesbezüglich weitergebildet haben:


 
Ich wünsche Ihnen alles Gute - mit freundlichen Grüßen - Ihr Dr. med. Werner G. Gehring
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