Forenthema: Gesundheitsvorsorge – Prävention – Krankheiten
Forentitel: Zahn- und Zahnhalteapparaterkrankungen
Beitrag: Spätinfektion nach Weisheitszahn OP
Autor Frage an den Experten
Frau Martha vom 28.04.2014 13:25 Uhr
Hallo, ich bin momentan ziemlich am Verzweifeln. Ich habe vor 2 Monaten einen Weisheitszahn unter Lokalanästhesie heraus operiert bekommen, was allerdings so schmerzhaft war, dass die anderen beiden unter Vollnarkose entfernt werden mussten (4 Tage später). Unten links -welcher unter Lokalanästhesie gezogen wurde- war auch eine follikuläre Zyste mit 13mm Durchmesser. Ich wurde ohne Antibiotika heim geschickt und es hat sich richtig übel entzündet. Daraufhin bekam ich 2x täglich Clindamycin 600mg für 10 Tage. Einen Monate nach der Op hat sich dann die Wunde unten rechts entzündet, wo wieder (wie beim ersten Mal) ein Band eingelegt wurde, diesmal 2x täglich Cefuroxim 500mg über 6 Tage. Drei Wochen danach entzündete sich wieder die Wunde unten links. Beim Spülen kamen Knochensplitter raus und es wurde mit einem Schnitt entlastet. Auf dem Röntgenbild sind keine Splitter mehr zu sehen, auch rechts nicht. Hier gabs kein Antibiotikum, wurde aber besser. Zwei Tage später ist die rechte Backe extrem schnell angeschwollen und äußerst schmerzhaft. Bisher hat sich einmal schwallhaft Eiter mit Blut entleert, zum Spülen kommt man nicht rein und ich hab wieder Cefuroxim 500mg. Es wurde nicht mit einem Schnitt entlastet und tut höllisch weh. jetzt frage ich mich, wie lange das noch so weiter gehen soll. Diese Antibiotika Schluckerei scheint mir nicht die Lösung zu sein. Ich spüle immer nach dem Essen mit antiseptischer Mundspülung und trotzdem eskaliert es ständig. Ich weiß echt nicht weiter... gibt es noch Ursachen, die man in Betracht ziehen könnte?
Herr Daniel P. Grotzer Antwort vom 06.05.2014 19:15 Uhr

Sehr geehrte Frau Martha,

bitte haben Sie Verständnis dafür, daß ich aus der Ferne und ohne Sie gründlich untersucht zu haben, keine gültige Diagnose stellen kann. Ich kann Ihnen allerdings ein paar Hinweise für mögliche Ursachen geben, welche nach Ihrer Schilderung wahrscheinlich und für die Art des Eingriffs sowie die Heilungszeit danach gut möglich sind.

- Nach dieser Zeit kann es zu einer Spätinfektion der Wunde kommen. Der Defekt kann dabei im Mund durchaus schon oberflächlich zugeheilt und verschlossen und bis dato beschwerdefrei gewesen sein. Z.B. kann sich der in der Wunde befindliche Blutpfropf - aus dem in Folge wieder Knochen und Schleimhaut gebildet werden - infizieren und in der Wunde zerfallen.

- Eine weitere Möglichkeit besteht in einer Ablagerung von Nahrungsresten in den verheilenden Wunden. Diese zersetzen sich in der Folge in den noch verbliebenen Höhlungen und rufen dadurch eine Infektion hervor, welche in der Regel nach Entfernen dieses Schmutzes selbstständig zurückgeht. Zur Vermeidung dieser Problematik gebe ich meinen Patienten eine Spritze mit entsprechender stumpfer Kanüle zur häuslichen Pflege mit. Damit wird dann der im Verlauf der Zeit wieder verknöchernde Defekt, welchen der Zahn hinterlassen hat, nach dem Essen gespült und somit sauber gehalten.

-Mitunter muß man auch an eine sogenannte Osteomyelitis denken. Dies ist eine Erkrankung des Knochens, bei welcher Teile des Knochens absterben und die abgestorbenen Stückchen sich im Knochen abkapseln. Man nennt dies in der Fachsprache Totenlade. Diese abgestorbenen Knochenstückchen könne dann im Verlauf über eine akute Infektion nach außen transportiert werden und mit Eiter und Blut abgegeben werden.

Auf jeden Fall sollten Sie bei Wiederauftreten der Beschwerden einen Zahnarzt oder Kieferchirurgen aufsuchen und noch einmal nach dem Rechten sehen lassen.


Mit besten Wünschen für eine komplikationsfreie Heilung,


Daniel P. Grotzer





Daniel P. Grotzer
Fachspezialist für Oralchirurgie und Implantologie • Parodontologie - Ästhetische Zahnheilkunde
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