Forenthema: Gesundheitsvorsorge – Prävention – Krankheiten
Forentitel: Zahn- und Zahnhalteapparaterkrankungen
Beitrag: Eiter Zahnimplantat
Autor Frage an den Experten
Frau Martina Pratl vom 29.02.2012 21:01 Uhr
Guten Tag!
Ich habe vor 2 Jahren im Unterkiefer Implantate eingesetzt bekommen.
Bei 2 Implantaten hat sich Eiter gebildet. Mein Zahnarzt hat mir den Zahn heruntergeschnitten das Implantat geöffnet und das Eiter ausgeputzt. Leider ohne Erfolg das Eiter ist wiedergekommen. Ich habe das Antibiotikum Dalacin eingenommen.
Heute hat mir der Zahnarzt das Implantat entfernt - diese Entfernung hat 1,5 Std. gedauert weil er es fast nicht herausbekommen hat. Es war schon so tief, gut und vor allem fest eingewachsen. Meine Frage ist nun ob es nicht eine andere Möglichkeit gegeben hätte, dass ich das Implantat behalte? Es bleibt noch  zu erwähnen, dass ich keinerlei Schmerzen hatte obwohl Eiter abgeflossen ist. Ich habe mir gedacht dass das Implantat, wenn es der Körper abstößt, ja locker werden müsste, das war aber nicht der Fall. Und wenn es der Körper abstößt dann müsste er ja alle abstoßen und nicht nur die 2 - und schließlich habe ich es auch jetzt 2 Jahre. Oder sollte man nicht ein anderes Antibiotikum einnehmen? Ich bitte Sie mir zu helfen damit ich das 2 Implantat nicht auch verliere.
Herr Daniel P. Grotzer Antwort vom 28.09.2012 15:30 Uhr

Sehr geehrte Frau Pratl,

die mögliche Infektion eines Implantates hat in der Hauptzahl der Fälle nicht das Geringste mit einer Abstoßungsreaktionen zu tun. Ein Implantat, bzw. die Strukturen rings um ein Implantat unterliegen den gleichen Abbauvorgängen wie ein natürlicher Zahn mit seinem Zahnhalteapparat (das sog. Parodont). Dementsprechend nennt man diese Art der Infektion analog zur Parodontitis dann auch Periimplantitis.
Hat eine solche Periimplantitis einmal einen entsprechend schwerwiegenden Grad erreicht, wie anscheinend in Ihrem Falle, so bleibt nur die Entfernung des betroffenen Implantates. Diese Infektion und die damit assoziierten Bakterien stellen nicht nur für das Implantat, sondern für ihren gesamten Körper eine nicht zu unterschätzende Gefahr dar. Selbst Abszesse der Leber, der Niere oder gar des Gehirns können daraus resultieren. Dass das Implantat an tieferer Stelle noch fest im Knochen verankerten ist, tut hierbei nichts zur Sache.
Wie kann es nun zu einer solchen schwerwiegenden Entzündung kommen? Hierfür sind mehrere Möglichkeiten denkbar. Eine Auswahl möchte ich Ihnen gerne nennen:
– vorhandene Bakterienherde in der Mundhöhle, zum Beispiel durch eine Parodontitis oder an der Wurzelspitze beherdete Zähne
–  kein hinreichendes Maß an verhornender Schleimhaut (sog. keratinisierte Gingiva)
– starke Fehlbelastung durch die prothetische Konstruktion

Die Wahl des Antibiotikums ist dem entsprechend abhängig von der Art der besiedelnden Bakterien.
Für die weitere Behandlung sollte zuerst die Ursache ihrer Infektion abgeklärt und eine entsprechende Therapie eingeleitet werden.

Ich hoffe, Ihnen damit ein wenig weitergeholfen zu haben. Für Rückfragen stehe ich selbstverständlich jederzeit zur Verfügung.
Alles Gute.
Mit freundlichen Grüßen,
D. P. Grotzer


Daniel P.
Grotzer

Fachspezialist für Oralchirurgie und Implantologie • Parodontologie - Ästhetische Zahnheilkunde


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