Forenthema: Sport und Bewegung
Forentitel: Kraft, Ausdauer & Vitalität durch Vitalstoffe (Vitamine, Aminosäuren etc.)
Beitrag: Neuroenhancement
Autor Frage an den Experten
Herr Lawstudent vom 11.11.2009 14:28 Uhr
Hallo!

Als Student, der sich auf sein Examen vorbereitet, habe ich in den letzten Tagen diverse Artikel über die Einnahme von Medikamenten zur Verbesserung kognitiver Fähigkeiten gelesen. Vermehrt wird wohl, vorallem in den USA, festgestellt, dass immer mehr Studenten, Schüler aber auch andere unter Leistungsdruck stehende Personen mit Substanzen wie Ritalin, Concerta etc. nachhelfen. Auch ich habe mich, in Anbetracht der "positiven" Eigenschaften in Bezug auf das Lernen, davon begeistern lassen. Nicht zu Letzt durch ein befürwortendes Memorandum renommierter Ärzte/Psychologen in einer einschlägigen Fachzeitschrift. 
Allerdings sind mir die Nebenwirkungen (noch) zu riskant. Aber auch die Sozial-Psychischen Begleiterscheinungen und Einschränkungen im sozialen Umfeld, die aufgrund der Tatsache, dass man ständig auf Hochturen läuft und möglicherweise nur noch am Lernen ist, sind es mir nicht wert.
Ich schaute mich also nach möglichen Alternativen um und möchte damit auch zu meiner Frage kommen:
1.) Wie sinnvoll ist es Aminosäuren gezielt, also nicht viele gleichzeitig (da Wirkungsweisen teilweise konträr), einzunehmen?
Ich dachte an folgende Einnahmen:
Morgens früh:
Tyrosin (ggf. Phenylalanin) > Dopaminerhöhung; Noradrenalin/Adrenalin >> Aufmerksamkeit, Konzentration, Motivation (Stressbewältigung)
Glutamin > GABA >> Lernfähigkeit, Wachsamkeit
Serin/Acetylcholin > Acetylcholin >> Gedächtnisleistung
B-Vitamin-Komplex und Omega-3 Fettsäuren
"Basica"

Abends:
Tryptophan > Serotonin >> fördert das Ein- und Durchschlafen

2.) Nebenwirkungen bei vorsichtiger Einnahme?

Mit Glutamin und Tyrosin habe ich bereits Erfahrungen gemacht.
Nahm ich zu viel Tyrosin ein (ca. 2000mg/Tag) hatte ich Schwierigkeiten mich zu konzentrieren.
Ansonsten meine ich besser arbeiten/lernen zu können.
Das Gleiche gilt grds. für Glutamin. Dort kam allerdings hinzu, dass man schlechter einschlafen konnte, wenn man es am späten Nachmittag einnahm.
Das Tyrosin hingegen, schien sich tatsächlich positiv auf das Einschlafen auszuwirken.

Grüße Ben

Herr Dr. med. Werner G. Gehring Antwort vom 15.11.2009 18:28 Uhr
Lieber Lawstudent, gerne will ich mich der Aufgabe stellen Ihre Fragen zu beantworten - bitte haben Sie allerdings Geduld - das Thema ist umfangreich und tief - deshalb werde ich es nach und nach bearbeiten - gewissermaßen in Stücken - heute der erste Teil dazu:

Neuroenhancement

In den USA wird unter dem Stichwort „enhancement“ (engl. für „Steigerung“ und „Verbesserung“) eine Debatte darüber geführt, ob es legitim ist, emotionale und kognitive Fähigkeiten mit Hilfe von Neurotechnologien zu verbessern.

Zur Anwendung kommen beim „gesunden“ Menschen beispielsweise Neuroleptika und Arzneistoffe mit stimulierender Wirkung (z. B. Methyphenidat; Handelsname: Ritalin), die einen direkten Eingriff in die neuronale Aktivität der Patienten darstellen. Es wird offen die Frage gestellt: Warum sollte man Menschen nicht etwa die Möglichkeit einer höheren Konzentration geben, wenn entsprechende neurotechnologische Eingriffe im Sinne eines Neuroenhancement keine Nebenwirkungen haben?

Neuroenhancement mit arbeitsunterstützenden Drogen wird vorgenommen um Schlafdauer zu senken und Arbeitskraft zu erhöhen. Die Abschätzung medizinischer Risiken ist schwer und wie jedes komplexe System (was ist komplexer als der Mensch selbst) fehlerhaft. In wieweit dadurch körperliche und psychische Langzeitfolgen entstehen ist schwer zu sagen.

Nachfolgend beispielhaft die Darstellung der Wirkung eines Stimulans an dem Arzneistoff Methylphenidat (Handelsname: Ritalin): Methylphenidat gehört zu den Amphetamin-ähnlichen Substanzen (Indikation: ADHS (Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung). Es ist ein Dopamin-Wideraufnahmehemmer, d. h. es hemmt die Wideraufnahme von Dopamin und Noradrenalin in den Präsynapsen und erhöht somit deren Konzentration im synaptischen Spalt. Dieses wiederum führt zu einem erhöhten Signalaufkommen am Rezeptor und zu einem erhöhten Sympathikotonus (Methylphenidat gehört somit auch zur Gruppe der Sympathomimeika). Dieses soll u. a. dazu beitragen, dass das Gehirn seine Kontrollfunktion besser wahrnehmen kann. Weitere Effekte sind gesteigerte Aufmerksamkeit und Konzentration!

L-Tyrosin – eine nicht essentielle Aminosäure –, die in den meisten Proteinen enthalten ist, kann ebenso aus  der essentiellen Aminosäure Phenylalanin synthetisiert werden.
Aus Tyrosin werden im Nebennierenmark die Hormone Adrenalin und Noradrenalin gebildet und bei Bedarf sezerniert (ins Blut ausgeschüttet). Des Weiteren werden Tyrosin-Untereinheiten zur Synthese (Produktion) von Trijodthyronin (T3) und L-Thyroxin (T4) verwendet. Dieses zeigt wie wichtig es ist, dass die morgendliche Mahlzeit nicht nur reich an komplexen Kohlenhydraten sein muss, sondern auch zu dem proteinreich!

L-Glutamin – eine proteinoge Alpha-Aminosäure – ist im Stoffwechsel ein universeller NH2-Donor und mit 20 % Hauptbestandteil des Pools an freien Aminosäuren. Es stellt das Gamma-Mono-Amid der L-Glutaminsäure da, die als Neurotransmitter bei glutamatergen Synapsen im ZNS (zentralen Nervensystem) vorkommt. Im ZNS wird L-Glutaminsäure durch das Enzym L-Glutaminsäuredecarboxylase zu γ-Aminobuttersäure (GABA), einem weiteren Neurotransmitter, umgewandelt. GABA ist der wichtigste inhibitorische (hemmende) Neurotransmitter im zentralen Nervensystem – 30 % der Transmittermenge im ZNS entfallen darauf. Seine Bedeutung ist umfassend: motorische Kontrolle im Kleinhirn, Aufrecherhaltung des Schlafs im Thalamus, wichtig für Motorneuronen im Rückenmark etc.

Glutaminsäure kommt wie L-Tyrosin in den meisten Proteinen vor. Lebensmittel besonders reich an freien L-Glutamat sind: Weizen-Vollkornmehl, Walnüsse, Käse und Fleischprodukte.
Herr Dr. med. Michael Ressel Antwort vom 17.11.2009 11:54 Uhr

Hallo,

dieses Thema muß komplex und nicht isoliert für die Aminosäure sehen.

Alle Mikronähstoffe wirken im Orchester.

Bei der Synthetisierung von Noradrenalin, Adrenalin und Dopamin sind Vitamin C, Vitamin B6, Kupfer, Magnesium und Folsäure essentielle Kofaktoren .  Defizite der Vitamine können zu Stoffwechselstörungen bei der Methylierung  führen.(Umwandlung Noradrenalin-Adrenalin).

Ich denke, ein Komplexpräparat ist die beste Lösung.

Herzliche Grüße

Michael Ressel



Dr. med. Michael Ressel
Frauenarzt


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