Forenthema: Gesundheitsvorsorge – Prävention – Krankheiten
Forentitel: Übergewicht – Stoffwechselerkrankungen – Diabetes mellitus
Beitrag: Langzeitzucker
Autor Frage an den Experten
Herr Chfahne vom 08.12.2006 16:57 Uhr
Wie kann ich beginnende höhere Langzeitzuckerwerte bekämpfen?
Herr Dr. med. Werner G. Gehring Antwort vom 08.12.2006 21:54 Uhr

Lieber Herr Chfahne, gerne beantworte ich Ihnen Ihre Frage zum "Langzeitzuckerwert" - den der Fachmann kurz mit dem Begriff HbA1c beschreibt:

HbA1c
Diabetes mellitus - Langzeitparameter

Die alleinige Bestimmung der Blutglukosekonzentration erlaubt lediglich die Beurteilung der aktuellen Stoffwechsellage des Diabetikers zum Zeitpunkt der Blutentnahme.

Da der Blutzuckerspiegel jedoch abhängig ist von zirkadianen – täglichen – Rhythmen und auch ernährungsbedingt oder durch andere Faktoren stark schwanken kann, benötigt man für eine längerfristige Beurteilung andere Laborparameter.

 

Um eine Beurteilung der Glykämie – des Blutzuckers – über die vergangenen Tage beziehungsweise Wochen zu erhalten, eignet sich insbesondere der Glykämie-Langzeitparameter HbA1c.

 

Das HbA1c ist sozusagen das "Blutzuckergedächtnis". Mit ihm kann der Arzt die Stoffwechsellage der letzten 4-6 Wochen beurteilen.

 

Glukose und andere Monosaccharide - Einfachzucker - reagieren konzentrationsabhängig mit den freien Aminogruppen der für sie erreichbaren Proteine – Eiweiße. Diese Reaktion wird als Glykierung bezeichnet. Insbesondere eignen sich die glykierten Hämoglobine – glykierter roter Blutfarbstoff – als Langzeitparameter der Blutzuckerkonzentration.

Das Ausmaß der Glykierung hängt dabei neben der Lebensdauer der Hämoglobine – die relativ stabil bei 100-120 Tagen liegt – im wesentlichen von der Dauer und der Höhe des Blutzuckers ab. Das bedeutet: Je höher der Blutzuckerspiegel ist, desto höher ist der prozentuale Anteil von HbA1c am Gesamthämoglobin.



Das Verfahren

 

Zur Bestimmung des HbA1c ist lediglich eine Blutprobe erforderlich.

Ist das HbA1c um ein Prozent erhöht, lag der Blutzuckerwert in den vorangehenden Monaten durchschnittlich 30 mg/dl über dem Normbereich!

 


Die Normalwerte liegen für Erwachsene

 

  • Physiologischer Bereich            5 bis 6 %
  • Gute Diabetes-Einstellung         6 bis 8 %                       
  • Diabetes-Einstellung sollte
    verbessert werden                     über 8 %

 

Verwendete Bestimmungsmethode: HPLC, Hochleistungs-Flüssigkeits-Chromatographie.

 

 

Diagnostik

 

Die HbA1c -Bestimmung  wird empfohlen beziehungsweise ist erforderlich bei folgenden Gesundheitsrisiken beziehungsweise Erkrankungen.

 

 

Wie häufig sollte die Bestimmung des HbA1c bei Diabetes mellitus durchgeführt werden?

Typ II – Diabetes mellitus    -       2 Mal pro Jahr bei stabilen Patienten

 

Typ I – Diabetes mellitus     -       Ca. 3-4 Mal jährlich bei konventioneller Therapie

Typ I – Diabetes mellitus     -       Alle 1 bis 2 Monate bei Intensivtherapie

 

Diabetische Schwangerschaft

Schwangerschaftsdiabetes     -       Alle 1 bis 2 Monate

 

 

 

Ihr Nutzen

 

Das HbA1c ist ein einfach zu bestimmender Laborparameter bei Verdacht und zur Therapiekontrolle des Diabetes mellitus – Zuckerkrankheit.

 

Diabetische Patienten, deren HbA1c durch intensivierte Diabetestherapie dauerhaft gut eingestellt ist (d.h. kleiner als 6.5 %), sind deutlich besser vor diabetischen Folgekrankheiten   z. B. Verlust der Sehkraft, Nerven-, Gefäß- und Nierenschädigung, offenes Bein –  geschützt!

 

 

Literatur 

  1. Thomas, L
    Labor und Diagnose: Indikation und Bewertung von Laborbefunden für die medizinische Diagnostik.
    5. erweiterte Auflage, Frankfurt/Main: TH-Books-Verl.-Ges., 2000


Was kann man dafür tun, dass der HbA1c im Normbereich bleibt?

 

Antwort: Alles was dazu beiträgt, dass der Blutzuckerspiegel oberhalb der Norm - das heißt im ungesunden Bereich - bleibt, hilft den HbA1c zu senken.

 

Was trägt dazu bei?

Falls Sie Diabetiker sind:
Exzellente Einstellung Ihres Diabetes, Sport - sportliche Aktivität - und eine Ernährung, die dazu beiträgt, dass Sie u.a. Einfachzucker - z.B. Glukose - vermeiden und stattdessen komplexe Kohlenhydrate aufnehmen.

Falls Sie Typ II Diabetiker und übergewichtig sind - Gewichtsreduktion - siehe dazu unter http://www.gesundheits-lexikon.com/Maennergesundheit/Gesund-abnehmen/

 

Falls Sie übergewichtig sind - Gewichtsreduktion -  http://www.gesundheits-lexikon.com/Maennergesundheit/Gesund-abnehmen/


Hier die Risikofaktoren für Übergewicht:

Risikofaktoren
Übergewicht - Adipositas

Biographische - unveränderbare – Risikofaktoren

  • Familiäre Disposition – Adipositas in der Familie
  • Erblich bedingte Krankheiten - z.B. Prader-Willi-Syndrom, Bardet-Biedl-Syndrom, Leptinresistenz, Beta-3-Rezeptor-Defekt
  • Alter - Sowohl bei Männern wie bei Frauen steigt im Alter der BMI - Body-Mass-Index/Körpermassen-Index
  • Sozio-kulturelle Umgebung – Menschen, die in einem Umfeld mit niedrigem Bildungsstand beziehungsweise niedrigem Sozialstatus aufgewachsen sind, weisen ein höheres Risiko für Adipositas auf
  • Kinder, die nicht gestillt wurden, weisen ebenfalls ein höheres Risiko auf [1] 


Modifizierbare - durch das Verhalten veränderbare – Risikofaktoren

  • Bewegungsmangel - es resultiert ein reduzierter Grundumsatz
    Bei gleichem Essverhalten entsteht eine positive Energiebilanz (= Gewichtszunahme)
  • Zu hohe Kalorienzufuhr, z. B. durch zu fettreiches Essen
    Dadurch erfolgt eine Stimulation der Leptin- und Insulinsekretion. Diese hat zur Folge, dass die Beta-Rezeptoren anfangs zwar stimuliert werden, aber es dann zu einer Down-Regulation kommt, sodass die kompensatorische Aktivierung des Sympathikus - ein Energieverbrauch erhöhender Mechanismus – ausbleibt
  • Übermäßiger Alkoholkonsum
  • Bei Kindern zeigten sich weiterhin übermäßiges Fernsehen und Videospielen sowie Schlafmangel als weitere Risikofaktoren [1]


Behandelbare Risikofaktoren – Erkrankungen

  • Cushing-Syndrom
  • Hypothyreose - Unterfunktion der Schilddrüse
  • Essstörungen - z.B. Binge Eating Disorder
  • PCO-Syndrom - Syndrom der polycystischen Ovarien – Eierstöcke


Labordiagnosen - Laborparameter, die als unabhängige Risikofaktoren gelten

  • Altersbedingte Hyperleptinämie die sich bis zur Leptinresistenz - siehe oben - entwickeln kann


Medikamente

  • Antidepressiva
  • Neuroleptika
  • Antidiabetika
  • Glukokortikoide
  • Betablocker


Operationen

  • Einige Operationen können zu Immobilisation – Bettlägerigkeit – führen und dadurch Adipositas begünstigen


Sonstige Risikofaktoren



Hier die Risikofaktoren für Diabetes mellitus:

Risikofaktoren für Diabetes mellitus Typ II sind


Biographische - unveränderbare – Risikofaktoren

  • Genetische Belastungen durch Eltern, Großeltern.
    Ist ein Elternteil an Typ-II Diabetes erkrankt, werden die Kinder zu 25 - 50 Prozent ebenfalls erkranken, wenn beide Eltern Typ-II Diabetiker sind, erhöht sich das Risiko auf 60 Prozent
  • Alter – mit zunehmendem Alter sinkt die körpereigene Insulinproduktion


Modifizierbare - durch das Verhalten veränderbare – Risikofaktoren


Behandelbare Risikofaktoren – Erkrankungen

 
Lieber Herr Chfahne, ich hoffe Ihre Frage umfassend beantwortet zu haben.
 
Mit freundlichen Grüßen - Ihr Dr. med. Werner G. Gehring
Weitere Informationen zu diesem Thema finden Sie im DocMedicus Gesundheitsportal unter
Übergewicht – Stoffwechselerkrankungen – Diabetes mellitus

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