Forenthema: Gesundheitsvorsorge – Prävention – Krankheiten
Forentitel: Untergewicht – Malnutrition – Mangelernährung
Beitrag: An der Grenze zum Untergewicht
Autor Frage an den Experten
Herr bjoern vom 13.06.2008 16:36 Uhr

Sehr geehrte Damen und Herren,

erstmal möchte ich dafür bedanken, dass Sie sich dem Thema Untergewicht annehmen und Fragen dazu beantworten. Ich habe leider festgestellt, dass dies Thema von zwei Hausärzten nicht wirklich als Problem aufgenommen und als "Essstörung" abgetan wird. Was nicht zwingend hilfreich ist! Aus dem Grund hoffe ich, dass Sie mir einige Anregungen / Tipps geben können, die mir weiterhelfen. Zu meiner Person: Ich bin 32 Jahre alt und wiege zurzeit 62 kg bei einer Größe von 1,79. Ich rauche relativ viel und trinke etwas zu viel Kaffee. Ich bin seit 8 Jahren in einer leitenden Position tätig die mit sehr viel Außendienst verbunden ist und hoher Arbeitsbelastung (ca.70 Stunden / Woche). Dies bedeutet dass sich meine körperlichen Aktivitäten sehr im Rahmen halten. In meiner Familie sind fast alle Personen sehr schlang (Vater, Oper, Onkel) Ich persönlich habe schon immer relativ wenig Gewicht auf die Waage gebracht max 75 kg. Dieses maximale Gewicht habe ich nur durch eine sehr reichhaltige Küche erreicht (5 Jahre), diese Küche führte bei meiner Frau zu Kleidergröße 42. Im Rahmen der Scheidung bin ich innerhalb von 4 Wochen um ca. 14 kg im Gewicht gesunken. Dies habe ich mit Aufbaunahrung aus der Apotheke versucht zu verhindern, der Gewichtsverlust hat trotzdem statt gefunden. In den letzten 2 Jahren lebe ich in einer neuen Beziehung, wo der gleiche Effekt auf getreten ist wie in meiner Ehe. Ich nehme nicht zu meine Partnerin schon.

Wir gehen sehr gerne und häufig Essen (3 mal die Woche Italiener) was auch jedes Mal sehr reichhaltig ist mit mehreren Gängen, Wein u.s.w. Außerdem esse ich den ganzen Tag was ich möchte und zum Teil 2 mal warm am Tag. Meine Lebensgefährtin kocht sehr gut und auch sehr reichhaltig (Sahne, Fisch u.s.w) Um das Thema Gewicht bei mir in den Griff zu bekommen, habe ich einen Bluttest machen lassen und es würde die Schilddüse ausführlich in einem speziellen Verfahren untersucht (Kontrastmittel). Beide Untersuchungen führten zu keinem Ergebnis. Ich habe die aussage erhalten ich würde mich nicht ausgewogen ernähren oder hätte Essstörungen. Dies halte aber weder ich noch mein Umfeld für möglich (die Reaktion vom Stammitaliener war gebe meine Rufnummer raus)

Was in den letzten Jahren bei mir sehr stark eingesetzt hat, ist das die Haarpracht sehr dünn wird (wie auch bei vielen anderen aus meiner Familie).

Ich würde gerne mein Gewicht auf 75 bis 80 kg bringen und dann keine Probleme mehr haben dies zu halten.

Herr Dr. med. Frank Hertrich Antwort vom 13.06.2008 20:12 Uhr

Hallo,

wenn Sie wirklich zunehmen wollen, sollten Sie neben gezieltem Muskelaufbautraining eine hochkalorische Zusatznahrung zu sich nehmen - vorausgesetzt Fettwerte, Nierenwerte  und Blutzucker sind normal. Am einfachsten wäre hier 250g Sahnequark pro Tag z.B. mit frischen Früchten als zusatzliche Zwischenmahlzeit für Sie selbst ( nicht für Ihre Frau, die ja nicht zunehmen will ); etwas differenzierter wäre die Einnahme eines hochkalorischen und eiweißreichen Nahrungsergänzungsmittels ( wie z.B. Eucell Optima ) zweimal pro Tag. das müsstrn Sie dann wenigstens zwei Monate durchhalten.

Prinzipiell ist natürlich anzumerken, dass Sie offensichtlich von Ihrer Anlage her ein sehr schlanken Mensch sind; vielleicht  ist hier das "Mästen" gar nicht so gut.....aber 62 kg sind zugegebenermaßen sehr wenig.

mfg

FHertrich


Dr. med. Frank Frieder Hertrich
Innere Medizin - Angiologie • Psychotherapie, Ernährungsmedizin, Reisemedizin


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Herr Dr. med. Werner G. Gehring Antwort vom 15.06.2008 09:34 Uhr
Sehr geehrter Herr Bjoern, ich schließe mich der Antwort von Herrn Kollegen Hertrich an.
Zur Ergänzung für Sie hier eine Info - es gibt ein ärztlich betreutes Programm für Untergewichtige.

Hier ein paar ernährungsmedizinische Tipps:
  • Hochkalorische Ernährung – mehr Kalorien essen als man benötigt.
    Tägliche Fettzufuhr bis zu 40 % der Tagesenergiemenge (das entspricht circa 90-95 g Fett pro Tag).
    Es sollten bevorzugt pflanzliche Fette – wegen ihres hohen Anteils an ungesättigten Fettsäuren (Lein-, Maiskeim-, Oliven-, Raps- und Sojaöl) – verwendet werden.
  • Sechs Mahlzeiten – drei Hauptmahlzeiten und drei Nebenmahlzeiten (jeweils zwei bis drei Stunden Abstand zwischen den Mahlzeiten).
    Die
    Nebenmahlzeiten müssen aus einer ausgewogenen Mischung hochwertigen Eiweißes (BCAA) – dieses steht für „Branched Chain Amino Acids*“, was verzweigtkettige Aminosäuren bedeutet –, energiereicher Kohlenhydrate und aller wichtigen Vitamine, Mineral- und Spurenelemente bestehen.
    Empfehlenswert als Zwischenmahlzeit ist beispielsweise EU-CELL OPTIMA – eine voll bilanzierte Diät – mit BCAA* – zur diätetischen Behandlung von Personen mit kataboler Stoffwechsellage.
  • Zu jeder Mahlzeit darf nur so viel gegessen werden, bis eine Sättigung einsetzt. Zu viel Nahrung auf einmal belastet das Verdauungssystem und führt dazu, dass bei der nächsten Mahlzeit der Appetit eingeschränkt ist.
  • Nach dem Aufstehen sollte gleich gefrühstückt werden.
  • Eine Flüssigkeitszufuhr sollte stets zwischen den Mahlzeiten erfolgen, damit der Magen nicht zu schnell gefüllt wird.
    Achtung! Bevorzugen Sie kohlensäurefreie oder kohlensäurearme Getränke.
  • Zwischenmahlzeiten sollten nach dem Training verzehrt werden.
  • Vitalstoffreiche Lebensmittel sind Lebensmittel, die reich an Vitaminen, Mineralstoffen, Ballaststoffen und sekundären Pflanzenstoffen sind.
    Hierzu zählen beispielsweise frisches Obst und Gemüse, Vollkornprodukte, Milch und Milchprodukte.
  • Energiereiche Lebensmittel und Speisen – beispielsweise frischer Salat mit gebackenem Camembert, überbackenes Baguette
  • Anreichern der Mahlzeiten mit fettreichen Zutaten, beispielsweise Sahne, Butter etc.

 

*Branched Chain Amino Acids“ (BCAA) – zu den verzweigtkettigen Aminosäuren gehören Valin, Leucin und Isoleucin.
 

Ich wünsche Ihnen alles Gute - so können Sie wieder zunehmen und sich wohl und vital fühlen.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. med. Werner G. Gehring


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Untergewicht – Malnutrition – Mangelernährung

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