Forenthema: Gesundheitsvorsorge – Prävention – Krankheiten
Forentitel: Schilddrüsenerkrankungen
Beitrag: Hashimoto nur eine Frauenkrankheit?
Autor Frage an den Experten
Frau diotima vom 25.05.2016 22:23 Uhr

Wertes Expertenteam, ich bin verunsichert.

Mein jetziger Hausarzt hat auf meinen Wunsch eine Sonografie der Schilddrüse durchgeführt und eine Hashimoto Entzündung der Schilddrüse gestellt. Meine TSH-Werte waren im Referenzbereich, daher hatte mein vorheriger Arzt eine Sonografie verweigert, mit der Begründung, egal, was bei der Untersuchung herauskäme, würde die Schilddrüse nicht behandelt werden, so lange nicht eine Funktionsstörung über den TSH-Wert nachgewiesen ist. Ebenso wenig könnten auch meine Symptome durch die Schilddrüse ausgelöst werden.

Nun schließt sich mein jetziger Arzt der Meinung an und meinte, es handle sich um "eine Art Frauenkrankheit", ich solle 1mal im Jahr zur Untersuchung kommen und eine Behandlung sei frühestens in 10 Jahren notwendig. Auf meinen Einwand, dass ich bezüglich der Behandlung der Entzündung anderes gelesen habe, ging er nicht ein.

Ich (weiblich, 56 J.)leide seit ca. 2 Jahren u.a. an Erschöpfung und ständiger Müdigkeit, Schlafstörungen, nächtliches Herzrasen, Schweissausbrüche, zunehmend Oedeme, zuletzt auch im Gesicht.

Meine Laborwerte sind, abgesehen vom Thyreoglobulin AK mit 255 U/ml im "Normbereich", der TSH Basal liegt bei 2,56 U/ml.

Nun habe ich gelesen, dass man heute früher behandelt und ggf. auch mit Selen Erfolge erzielt. Bin ich nur überängstlich und sollte die Diagnose "psychosomatische Störung" akzeptieren oder nochmals zu einem anderen Arzt gehen?

Über eine fachkundige Antwort freue ich mich.

 

 

 

Herr Udo Glatzner Antwort vom 26.05.2016 13:18 Uhr

Sehr geehrte Frau Diotima,

Sie fragen - ich finde aus Ihrer geschilderten Perspektive - zurecht:

"Bin ich nur überängstlich und sollte die Diagnose "psychosomatische Störung" akzeptieren oder nochmals zu einem anderen Arzt gehen?"

Die gegenwärtige Diskussion zu diesem Thema ist noch nicht abgeschlossen. Auch sog. medizinische Leitlinien dazu sind noch in der Bearbeitung.

Unsere praktische ärztliche Tätigkeit zeigt jedoch regelmäßig, was auch unten angeführte Studie* als Ergebnis beschreibt: Das subjektive Wohlbefinden wird durch eine ausreichend hoch und lang dosierte Gabe von Natriumselenit (200µg/d) als Basisbehandlung bei der Hashimoto-Thyreoiditis(HT) deutlich gebessert.

Eine gute Zusammenfassung zu diesem Thema ist auch auf der folgenden Internetseite zu finden:

- http://immunendokrinologie.de/html/thyreoiditis_und_selen.html (Unter “www.Immunendokrinologie.de” werden Texte publiziert, die sich mit Interaktionen des endokrinen Systems und des Immunsystems befassen. Die Texte dienen nur der allgemeinen Information von fachlich Interessierten und nicht der medizinischen Beratung. Sie können eine ärztliche Untersuchung nicht ersetzen.)

Mit freundlichen Grüßen

Dr.U.Glatzner

-------------------------------------------------------

*In einer Metaanalyse untersuchten griechische Forscher den Effekt einer adjuvanten Selentherapie bei der Behandlung der Hashimoto-Thyreoiditis(HT). In die Metaanalyse wurden vier Studien einbezogen. Patienten mit HT, die über einen Zeitraum von drei Monaten eine Selentherapie erhalten hatten, wiesen im Vergleich zu Kontrollpersonen signifikant niedrigere TPO-Antikörper auf. Außerdem führte die Selentherapie auch zu einer Verbesserung von Stimmung und Wohlbefinden. Referenz: Toulis KA et al.: Selenium supplementation in the treatment of hashimoto´s thyroiditis: a systematic review and a meta-analysis; Thyroid. 2010 Oct; 20(10=: 1163-73

Frau diotima Antwort vom 26.05.2016 20:27 Uhr

Vielen Dank für Ihre ausführliche Antwort; ich werde die Links gerne lesen und so ggf. besser vorbereitet sein, zum nächsten Arztgespräch. Ja nach den ärztlichen Leitlinien habe ich schon vergeblich gesucht; nun weiß  ich auch warum. Schönen Gruß aus Flensburg.

Weitere Informationen zu diesem Thema finden Sie im DocMedicus Gesundheitsportal unter
Schilddrüsenerkrankungen

Experten aller Facharztrichtungen beantworten Ihnen kostenfrei und auf Wunsch auch anonym Ihre persönlichen Fragen.

Beachten Sie bitte, dass der Expertenrat nicht den Arztbesuch ersetzt. Gehen Sie in akuten Krankheitsfällen bitte immer sofort zu Ihrem Arzt.


Die Experten, die Sie ehrenamtlich beraten, sind Mitglieder des wissenschaftlichen Beirates der Deutschen Gesellschaft für Nährstoffmedizin und Prävention (DGNP) e. V.

Sie setzen in ihrer Arztpraxis das DocMedicus Arzt- und Patienteninformationssystem ein.