Forenthema: Gesundheitsvorsorge – Prävention – Krankheiten
Forentitel: Infektionskrankheiten – Kinderkrankheiten, Geschlechtskrankheiten etc.
Beitrag: Wiederkehrende Blasenentzündung
Autor Frage an den Experten
Frau anomar vom 08.07.2019 11:17 Uhr

Guten Tag,

 

Ich (w, 30) bekam vor 6 Jahren plötzlich wiederkehrende Blasenentzündungen nach dem Geschlechtsverkehr die bis heute andauern. Zuvor hatte ich nie Probleme.

Mit Angocin kann ich meist (aber leider nicht immer) vorbeugen, ohne Angocin schlägt die Blasenentzündung nach maximal 24h in voller Härte (viele Leukos & Blut im Urin) zu.

Mein Partner und ich wurden auf Gonokokken und Chlamydienuntersucht. Ohne Befund.

Bei mir wurden Ureaplasmen gefunden und mit Doxy/Zithromax (paar-)behandelt.
Nachkontrolle zeigte eine erfolgreiche Behandlung. Der Blase hats aber nichts gebracht. Mykoplasmen wurden sonst keine gefunden.

Blasenspiegelung war ohne Befund. Urinkultur ist jeweils negativ.

Die letzte Blasenentzündung musste ich leider erneut mit Monuril behandeln. Mit Antibiotika sind die Beschwerden nach einem Tag grösstenteils weg.

Wie kann es sein, dass das Antibiotika anschlägt, aber nichts im Urin gefunden wird?
Haben Sie noch weitere Ansätze die ich in diesem Fall verfolgen könnte?

Mein Frauenarzt weiss nicht mehr weiter und ich bin langsam wirklich verzweifelt...


Ich danke für Ihre Antwort!

Herr Dr. med. Werner G. Gehring Antwort vom 09.07.2019 04:30 Uhr

Sehr geehrte Frau Anomar, 

sprechen Sie bitte mal Ihren Urologen an, ob ggf. eine interstitielle Zystitis vorliegen könnte?!

  • Interstitielle Zystitis (interstitielle Cystitis, IC; Synonym: Hunner-Zystitis) – vorwiegend bei Frauen auftretende Blasenentzündung unklarer Genese mit Fibrose der Harnblasenmuskulatur, Dranginkontinenz (Reizblase oder überaktiver (hyperaktive) Blase) und Entwicklung einer Schrumpfblase; Diagnosesicherung durch: Urethrozystoskopie (Harnröhren- und Blasenspiegelung) und Biopsie (Gewebeprobeentnahme) zur Histologie (feingewebliche Untersuchung) und Molekulardiagnostik spezifischer Zellproteine

Nachfolgend für Sie einige Ratschläge zur Vermeidung einer Blasenentzündung:

 

  • Beachtung der allgemeinen Hygienemaßnahmen! (Mangelnde Hygiene – aber auch übertriebene Hygiene kann Ursache einer Zystitis sein)
  • Beachtung der verhaltensbedingten Risikofaktoren
    • Benutzung von Scheidendiaphragmen und Spermiziden – hierdurch wird die normale bakterielle vaginale Flora verändert, sodass es zu einem Anstieg des Bakteriums E. coli (Escherichia coli) in der Scheide kommen kann, was mit einem erhöhten Risiko für eine Zystitis verbunden ist
    • Sexuelle Aktivität – durch Geschlechtsverkehr können Bakterien in die Blase gelangen und eine Entzündung verursachen. Eine Miktion (Wasserlassen) nach dem Geschlechtsverkehr (postkoitale Blasenentleerung) kann das Risiko vermindern (ca. ein Drittel der Patientinnen wird dadurch infektfrei), da hierdurch eventuell vorhandene Bakterien wieder ausgespült werden. Weiterhin sollte der männliche Partner auf eine ausreichende Hygiene achten
    • Analverkehr bei Männern, die Sex mit Männern haben (MSM) ist mit einem erhöhten Risiko verbunden
    • Tragen von feuchter Badebekleidung über längere Zeit, kalte Zugluft

 

Mit freundlichen Grüßen

Ihr Dr. Werner G. Gehring

 

Frau anomar Antwort vom 09.07.2019 11:40 Uhr

Besten Dank für Ihre rasche Rückmeldung. Die Blasenschleimhaut war bei der Blasenspiegelung unauffällig. Gegen IC spricht auch völlige Beschwerdenfreiheit wenn vom Sex abgesehen wird. Antibiotika wirkt zuverlässig innerhalb eines Tages, was ebenfalls gegen IC spricht.

Mein Gynäkologe vermutet, dass ich beide male zu spät den Urin abgegeben habe zur Untersuchung. Da er nur kurz in der Blase war zu dem Zeitpunkt und ich über den Tag viel getrunken hatte, hält er es für wahrscheinlich, dass die Erreger dann bereits grösstenteils ausgespült waren und daher beim Uricult nichts nachgewiesen werden konnte.

Halten Sie dies für ebenfalls für wahrscheinlich?

Er schlägt eine Instillation der Blase als nächsten Schritt vor. Da ich vom letzten Katheter eine Entzündung davongetragen habe, graust mir die Vorstellung.
Wie stehen Sie zu dieser Massnahme?


Besten Dank erneut für Ihre Antwort

Herr Dr. med. Werner G. Gehring Antwort vom 09.07.2019 14:28 Uhr

Sehr geehrte Fau Anomar, ich rate Ihnen keine Blaseninstallation machen zu lassen, ohne das ein Keimnachweis vorliegt: Keine Antibiotika-Therapie ohne Keimnachweis und ohne Resistogramm.

Lassen Sie von Ihrem Partner die Samenzellflüssigkeit bakteriologisch untersuchen und lassen Sie weiterhin von sich selber Uricults anlegen, bis es zu einem Keimnachweis kommt.

 

Mit freundlichen Grüßen

Ihr Dr. Werner G. Gehring

Frau anomar Antwort vom 09.07.2019 15:08 Uhr

Vielen Dank für Ihre Einschätzung.

Ich bedanke mich für Ihre Zeit, Herr Dr. Gehring. 

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