Forenthema: Gesundheitsvorsorge – Prävention – Krankheiten
Forentitel: Frauengesundheit (Frauenmedizin)
Beitrag: Hormonresultate
Autor Frage an den Experten
Frau Liesel vom 10.09.2018 20:26 Uhr

Liebes Expertenteam,

schon meine erste Periode mit 14 brachte mir Probleme, denn diese dauerte mehr als 14 Tage und danach war erstaml über 8 Monate Ruhe. Mein Zyklus pendelte sich nicht ein und ich ging zum Frauenarzt. Ich weiss nichtmehr ob damals bereits ein Ultraschall gemacht wurde, es wurde mir jedenfalls die Pille verschrieben und gesagt ich hätte PCOS. 

Mit 20 habe ich dann ein 12 monatige Pillenpause eingelegt (ich wollte wissen was passiert). In diesen ganzen 12 Monaten hatte ich nie meine Tage. Meine Frauenärztin zeigte mir die vielen Zytsten in meinen Ovarien auf dem Ultraschall und ich war mit der Diagnose PCO zufrieden und nahm erneut die Pille.

Bis zu diesem Zeitpunkt war ich stets etwas pummelig, hatte jedoch weder Akne noch eine auffällige Körperbehaarung.

Mit 25 (und Normalgewicht) sagte ich dann endgültig Lebewohl zur Pille, ich wollte keine Hormone mehr nehmen. Daraufhin habe ich mir im Verlauf der nächsten 12 Monate die Kupferkette einsetzen lassen. Meine Periode bekam ich nicht. Im Ultraschall waren immer die PCO zu sehen. Mein Hormonspiegel wurde erneut getestet, das Ergebnis war "alles normal". Mit Hilfe von Gestagen versuchte mein Arzt die Periode auszulösen. Das funktionierte leider auch nicht.

Nach 15 Monaten bekam ich sie endlich von ganz allein. In den darauffolgenden Jahren (heute bin ich 32 und noch immer normalgewichtig, ohne Akne und ohne Körperbehaarung) hat es sich nach unten eingependelt. Ich habe einen Zyklus zw. 36 bis hin zu 65 Tagen, oft mit Schmier- und Zwischenblutungen. Auf Grund von häufigen vaginalen Infektionen und Schüben von fettigen Haaren mit Haarausfall besuchte ich nun einen neuen Arzt. Es wurde erneut ein Hormontest gemacht zu Beginn meines Zyklus. 

Ergebnis: Testosteron, DHEA, Östrogen, FSH, Vitamin D und TSH sind alle normal. Einzig und allein mein Progesteronwert ist viel zu niedrig, was ja klar ist, wenn meine Folikel nicht reifen und ich PCO habe.

Aber warum habe ich eigentlich immer normale Hormonwerte und trotzdem PCO? Wenn meine Hormone alle normal funktionieren, hab ich dann einen Gendefekt? Also funktionieren meine Eierstöcke einfach nicht? Woran kann das liegen?

Oder muss ich damit rechnen, dass die eigentliche Ursache woanders in meinem Körper zu finden ist und weitere Untersuchungen angehen?

Herr Dr. med. Tomás Bühler Antwort vom 11.09.2018 14:42 Uhr

Sehr geehrte Frau Conrad, (bzw. Liesel)
danke für Ihre Anfrage an unser Expertenteam.

Der von Ihnen geschilderte Verlauf Ihres Zyklusgeschehens ist zunächst einmal keine Seltenheit. Insofern müssen sich da bei Ihnen Ängste, betreffend normal oder nicht normal, nicht breit machen.
Beim PCO- Syndrom handelt es sich um eine komplexe Störung des hormonellen Regelkreises, wo viele Einflussfaktoren ursächlich sein können. Darunter befinden sich, allerdings eher selten, auch enzymatische Gendefekte, an die aber erst zuletzt, nach ausgiebiger Abklärung, und zum Ausschluss gedacht werden müsste.

Nun haben Sie schon zweimalig Hormonteste machen lassen, die angeblich „alle normal“ ausgefallen sind. Hierzu muss man wissen, dass das Hormonsystem, auch täglich, dynamische Änderungen der Hormonwerte aufweisen kann. Daher misst man vereinbarungsgemäß die Hormonwerte in der frühen Follikelphase (3.-5.Zyklustag). Da kann der Progesteronwert natürlich noch nicht im Normbereich ausfallen, bzw. wäre dann, falls doch normal, wiederum in dieser Zyklusphase als nicht normal aufzufassen.

Sie haben Recht daran, wenn Sie betonen, das bei Ihnen die Symptome Akne, Übergewicht und verstärkte Körperbehaarung nie ein Thema waren, denn diese sind bei der Beschreibung einer „PCO- Situation“, neben den polyzystischen Eierstöcken im Ultraschallbild, oft Kriterien, die zu dieser Diagnose veranlassen.

Bei der Labordiagnostik würden mir noch die Werte LH, SHBG (um die Fraktion des wirksamen Testosterons herauszufinden), sowie wichtige Parameter des Insulinstoffwechsels (hier bestehen teils enge Beziehungen zum weiblichen Hormonkreislauf) fehlen, um das Bild abzurunden.

Dass auf Progesterongabe keine Abbruchblutung ausgelöst werden kann, deutet, neben der Anfälligkeit auf Vaginalinfektionen, für mich doch auf eine nicht ausreichende Östradiolversorgung bei Ihnen hin. Das Auftreten von fettigem Haar und Haarausfall kann auch ein Hinweis auf eine hormonelle Fehlbalance sein.

So weit reicht mein Latein als „normaler“ Frauenarzt. Bei Fragen, deren Lösungen meinen Wissenshorizont überstiegen, habe ich immer gerne auf den Rat von endokrinologischen Experten eingeholt. Zur Führung weiterer Ziel gerichteten Untersuchungen, kann ich Ihnen da einen versierten Kollegen vorschlagen (unter anderen Endokrinologen). Voraussetzend müsste Sie ihre betreuende Frauenärztin / ihr Frauenarzt dabei in Ihrem Vorhaben unterstützen (Überweisung im Bereich kassenärztlicher Versicherung), oder Sie haben die Möglichkeit als Privatversicherte, bzw. Selbstzahlerin die Dienste dieses Experten selber in Anspruch zu nehmen:

Praxis Prof.Dr.med. Michael Ludwig
Facharzt für Frauenheilkunde und Geburtshilfe

Harburger Str. 1

29640 Schneverdingen

Niedersachsen - Deutschland

Telefon:05193/98700

Mit freundlichen Grüßen! Ich wünsche Ihnen viel Erfolg!

P.s.: im Übrigen: bei meiner erstgeborenen Tochter habe ich einen ähnlichen Verlauf beobachtet. Mittlerweile ist sie spontan, nach 35 und ohne ärztliche Hilfe zur glücklichen Mutter einer Tochter, unserer 3. Enkelin, geworden. Dieses zu Ihrer Ermutigung! Trotzdem wäre eine eingehendere Untersuchung bei Ihnen, denke ich, angebracht.

 

 

Dr. med. Tomás Bühler
Friedrichstr. 51
71638 Ludwigsburg

Frau Liesel Antwort vom 25.09.2018 21:03 Uhr

Sehr geehrter Herr Bühler,

herzlichen Dank für Ihre Rückmeldung. Ich hab inzwischen nach Einnahme von Inositol (Zuckeralkohol) meinen ersten normal langen Zyklus (29 Tage) bekommen. Leider hab ich dadurch viel mit Wassereinlagerungen und Hautunreinheiten zu kämpfen. Ich weiss nun nicht, ob das das richtige für mich ist.

Heute war ich bei meinem Frauenarzt und habe die genauen Resultate meines Hormontests erhalten. Für mich liegt auch der Progesteronwert noch im Normalbereich. Ich sehe hier also keinerlei Fehlbalance. Der Ultraschall zeigte jedoch auch heute die typischen polyzystischen Ovarien.

Testosteron: 35.5 nd/dl

SHBG: 93.6 nmol/L

Freies Testosteron: 1.42%

Östradiol: 102 pg/ml

Progesteron: 0.27 ng/ml

FSH: 9.3 mIU/ml

TSH: 1.47 µIU/ml

DHEA-SO: 104.2 µg/dl

Vitamin D: 33.07 ng/ml

Würden sie dies auch als normales Hormonbild einer frühen Folikelphase ansehen?

 

Vielen Dank für Ihre Emfehlung, ich bin zur Zeit allerdings im Ausland und kann ihren Kollegen nicht aufsuchen. Ich denke aber es wäre gut einen Endokrinologen aufzusuchen, da nun ja nicht ersichtlich ist, warum es überhaupt zu einem PCOS bei mir kommt. Was denken Sie?

Freundliche Grüsse und einen schönen Tag.

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Die Experten, die Sie ehrenamtlich beraten, sind Mitglieder des wissenschaftlichen Beirates der Deutschen Gesellschaft für Nährstoffmedizin und Prävention (DGNP) e. V.

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