Forenthema: Gesundheitsvorsorge – Prävention – Krankheiten
Forentitel: Herz- und Gefäßerkrankungen
Beitrag: PFO Schirmchen
Autor Frage an den Experten
Herr Tom vom 26.07.2011 23:51 Uhr

Sehr geehrter Herr Dr. Hertrich,

ich hatte vor ca. 5 Wochen einen Schlaganfall. Mein Gleichgewichtssinn wurde gestört, bin aber jetzt auf dem Weg der Besserung. Das MRT zeigt einen alten Kleinhirninfarkt links sowie zwei weitere kleinere Defekte.

Ich war zur Untersuchung eine Woche im Krankenhaus. Es wurde festgestellt, dass ich ein Persistierendes Foramen Ovale habe.

Es gibt keine anderen Risikofaktoren, alle anderen Werte sind im Normalbereich, ich führe eine gesunde Lebensweise und mache auch fast jeden Tag Sport (Laufen, Radfahren, Krafttraining). Ich bin 46 Jahre alt! Lt. Krankenhausbrief wird mir zur Therapie die Einnahme von ASS100 und Simvastatin empfohlen. Nachdem ich die Tabletten 2 Wochen einnahm, bekam ich sehr starke Krämpfe im rechten Rückenmuskel, die Krämpfe wurde besonders Nachts immer stärker. Ein Training war nicht möglich, konnte mich ja kaum bewegen!

Ich habe das Simvastatin abgesetzt und die Krämpfe sind nach ca. 2 Tagen verschwunden. Ich will jetzt nicht unbedingt abwarten, ob ich durch das ASS100 genug geschützt bin und evtl. irgendwann erneut einen Schlag bekommen und überlege, mir ein Schirmchen einbauen zu lassen. Der Chefarzt der Klinik (Neurologe) und mein Hausarzt empfehlen mir die Tablettentherapie. 

Das mit dem Schirmchen hört sich doch vernünftig an, oder gibt es da noch Risiken? Ist das nicht ein risikoarmer Eingriff?  Was würden Sie mir raten?

Mit freundlichem Gruß

Tom

Herr Dr. med. Frank Hertrich Antwort vom 27.07.2011 08:58 Uhr
Hallo,
Nun die Muskelschmerzen kommen wohl vom Statin; dieses sollten Sie dann absetzen ( wenn tatsächslich behandlungsbedürftig hohe Cholesterinwerte vorliegen, gibt es andere medikamentöse Maßnahmen).
Zum offenen Foramen ovale: Man war ja bisher der Meinung, dass ein PFO mit Schlaganfall erfolgreich einem interventionellen Verschluss ("Schirmchen") zugeführt werden sollte. Die Erfolgsquote wurde mit 90% angegeben und das Risiko für eine Embolie nach Verschluss mit 1,9 - 2,5%.
Jetzt wurde eine neue Stucie (CLOSURE I,Furlan AJ, et al "A prospective multicenter, randomized controlled trial to evaluate the safety and efficacy of the STARflex septal closure system versus best medical therapy in patients with a stroke or transient ischemic attack due to presumed paradoxical embolism through a patent foramen ovale" AHA 2010. ) aktuell vorgestellt, die keinen Vorteil gegenüber der medikamentösen Behandlung ( ASS ) ergeben hat.
Dies bestätigt die - von eher konservativ tätigen Ärzten schon immer vertretenen - Empfehlungen Ihres Hausarztes und Ihrer Neurologen.

man muss hier also überlegen, ob  man einen Kathereteingriff haben will, der an sich ein gewisses Risiko hat, dann einen Fremdkörper im Herzen hat, der mit 85-90% iger Sicherheit Embolien vermeidet ( ASS muss man trotzdem nehmen), oder nur ASS nimmt, das nur unwesentlich schlechteren Schutz bietet.

Ich persönlich würde mich nur mit ASS beahndeln......

mfg
FHertrich



Dr. med. Frank Hertrich
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Herr Tom Antwort vom 28.07.2011 23:33 Uhr

Sehr geehrter Herr Dr. Hertrich,

vielen Dank für Ihre schnelle Antwort. Mein Hausarzt hat mir heute empfohlen, das Simvastatin doch wieder zu nehmen. Lt. Blutbild v.20.07.11 habe ich folgende Werte: Cholesterin 189 mg/dl, LDL-Cholesterin (chemisch) 123 mg/dl, LDL-Cholesterin (Friedewald-Formel) 128 mg/dl, HDL 43 mg/dl. Ziel soll sein, meinen Cholesterinspiegel um 30% zu senken, um dass Risiko eines weiteren Schlaganfalls zu reduzieren. Die Einnahme von diesem Medikament gefällt mir überhaupt nicht. Ich habe seit dem Schlag schon meine Ernährung umgestellt und mache noch mehr Ausdauersport. Gibt es nicht vllt. ein cholesterinsenkendes Mittel mit weniger starken Nebenwirkungen? Ich würde gerne, wenn möglich, diese Medikamente durch ein Nahrungsmittel ersetzen. Vllt. haben Sie ja einen Tip für mich!

Mit freundlichem Gruß

Tom

Herr Dr. med. Frank Hertrich Antwort vom 29.07.2011 08:04 Uhr
Hallo,
da sind sich die Kollegen wohl nicht einig, woher der Schlaganfall kommt: das PFO hat ja mit erhöhtem Cholesterin garnichts zu tun. Vielleicht wurden Plaques in den Halsschlagadern gefunden?
Jedenfalls: Wenn ein zusätzlicher Risikofaktor besteht ( Diabets, Hochdruck, Plaques, Herzinfarkt, Durchblutungsstörungen durch Sternosen Erkrankungen in der Familie), dann beträgt der Zielwert des LDLs < 100mg/100ml. Bei Ihren schon so recht niedrigen Werten ist wahrscheinlich diäteteisch wenig zu machen, Sie könnten versuchen, mit Nahrungsergänzungen zu arbeiten: Haferkleie zur Resorptionsverminderung, Fischöl zur Veränderung der HDL/LDL-Verhältnisses.
Ansonsten ist ein Statin ( ich würde eher pravastatinempfehlen, hat weniger Nebenwirkungen) leitliniengerecht.

mfg
FHertrich



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Herr Tom Antwort vom 31.07.2011 12:59 Uhr

Sehr geehrter Herr Dr. Hertrich,

ich glaube nicht, dass ich Plaque habe, habe aber hier einmal meinen kompletten Krankenhausbericht eingescannt. Das ich Cholesterinsenker nehmen soll, verstehe ich selber nicht, vllt. verstehen Sie mehr aus der Diagnose!

Vielen Dank im Voraus!

 

Neurologische Diagnosen:

- Unspezifischer zentraler Lageschwindel

- Alter Kleinhiminfarkt links

Vaskuläre Risikofaktoren:

- Hypereholesterinämie

- PFO

Wir nahmen den Patienten zur Abklärung des vor drei Wochen aufgetretenen Schwankschwindels mit Gleichgewichtsstörung und Gangunsicherheit auf. Das auswärtig durchgeführte MRT zeigte einen alten Kleinhirninfarkt links. Der Patient berichtet, dass ein ähnliches Ereignis vor vier Jahren aufgetreten sei. Risikofaktoren waren bisher nicht bekannt. Wir führten eine kardiale Diagnostik durch. Die doplersonographische Untersuchung zeigte keine Hinweise auf hämodynamische Stenosen. Die TTE zeigte eine leichtgradig reduzierte linksventrikuläre Pumpfunktion mit globaler Hypokinesie. Im TEE fand sich kein Thrombus im linken Vorhof und Herzohr, allerdings ein PFO. Die Langzeit- Blutdruckmessung zeigte normotone Werte mit nächtlicher Senkung. Das EEG ist ebenfall unauffällig. Die Ergebnisse der Vaskulitis- Parameter und Thromophilie- Diagnostik stehen zum Zeitpunkt der Entlassung noch aus. Bei pathologischen Befunden werden wir gesondert berichten. Insgesamt kryptogener Schlaganfall. Der Patient wurde zunächst auf unserer Stroke- Unit überwacht. Therapeutisch setzten wir leitliniengerecht einen Thrombozytenfünktionshemmer sowie ein Statin ein. Bei erneutem Ereignis sollte bei PFO eine Antikoagulation erfolgen. Der Schwindelsymptomatik besserte sich. Am 29.O6.2O11 konnten wir den Patienten in Ihre weitere ambulante Behandlung entlassen. Wir empfehlen, das Langzeit- EKG ambulante durchzuführen.

Neurologischer Befund bei Aufnahme: Wach und voll orientiert. Hirnnerven: Visus und

Gesichtsfeld unauffällig. Pupillo- und Okulomotorik intakt. Keine Zentrale faziale Parese, kaudale

Hirnnerven unauftällig. Motorik: Kein Parese. Tonus und Trophik der Muskulatur unauffällig.

MER mittellebhaft seitengleich. keine pathologischen Reflexe. Sensorik: Intakt. Pallästhesie

normwertig. Koordination: FNV und KHV regelrecht. Eudiadochokinese. Stand und Gang sicher

Neurologischer Befund bei Entlassung: Unverändert.

Psychopathologischer Befund bei Aufnahme: Gedächtnis, Konzentration und Aufmerksamkeit regelrecht. Formales Denken intakt. Kein Hinweis für Wahn, Halluzinationen oder Ich-Störung. Im Antrieb und Affekt regelrecht.

Allgemeinmedizinischer Befund: RR und Puls normwertig, Cor auskultatorisch unauffällig.

Pulmo ohne pathologischen Befund. Abdomen weich, kein Hinweis für Hepatosplenomgalie.

Nierenlager frei. Periphere Pulse gut tastbar. Appetit gut, kein Gewichtsverlust. Stuhlgang und

Miktion regelrecht.

Diagnostik:

Auswärtig MRT vom 21.06.2011: Subakuter Kleinhirninfarkt links.

Doppler/Duplex der hirnversorgenden Gefäße vom 22.06.2011:

ACE, VA V2- V4, MCA, ACA und PCA bds., sowie A. Zusammenfassend kein Hinweis für Gefäßwandpathologika, extrakraniell.

Untersucht wurden ACC, ACI, basilaris bis 9,4 cm Tiefe. keine Stenosen intra- oder

Transthorakale Farbdopplerechokardiographie vom 27.06.2011: Dilatation der Aortenwurzel

auf 46 mm, Herzbinnenräume normal groß. Leichtgradig reduzierte linksventrikuläre

Pumpfunktion mit globaler Hypokinesie, Sinusbradykardie mit Herzfrequenz: 49/min,

Aortenklappeninsufflzienz Grad 1. Pulmonalklappeninsuffizienz Grad 1, minimale

Mitralklappeninsuffizienz Grad 1, sonst kein relevantes Vitium.

TEE vom 29.06.2011: Kein Thrombus im linken Vorhof und linken Herzohr. Hypermobiles Vorhofseptum mit sofortigem Kontrastmittelübertritt nach KM-Injektion. Ektasie der A. aseendens auf 44mm dilatiert, im weiteren Verlauf auf Normale Werte von 24 mm.

EEG vom 26.06.2011: Gut ausgeprägter, regelmäßiger, kontinuierlicher, frequenzstabiler 10 - 11/ sec. Alphagrundrhythmus. Blockierung und Reaktivierung. Occipitale Maxima bis 31 uV in der unipolaren Ableitung. Kein Herd, keine epilepsietypischen Potentiale. Lid- und Muskelartefakte. Insgesamt kein pathologischer Befund.

Langzeit RR vom 24.06.2011: Normotone Werte mit nächtlicher Senkung. Ruhe- EKG vom 22.06.2011: Sinusrhythmus, HF 65/min. Normale EKG.

3

Labor: Pathologisch waren HDL- Cholesterin 49,2 (55); LDL- Cholesterin 136 (100). (Kontroliwerte ohne Datum in Klammem). Alle übrigen routinemäßig erhobenen Parameter lagen im Normbereich.

Therapieempfehlungen: Die Medikamente können durch gleichwertige Generika ersetzt werden.

Substanz Handelname (Beispiel) Dosierung

ASS ASS1OO Tbl. lOOmg. 1-0-0

Simvastatin Simvastatin Tbl. 4Omg 0-0-1

 Wir bitten um Kontrolle der pathologischen Laborparameter

 

 

 

 

 

Herr Dr. med. Frank Hertrich Antwort vom 31.07.2011 17:11 Uhr
Hallo,

Hier scheimt mir ASS allein ausreichend.
Zum Cholesterin ist zu sagen,  dass Sie erstmal Akkgemeinmaßnahemen intensivieren sollten ( wie schon angedeutet)

mfg
FHertrich


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Herr Tom Antwort vom 01.08.2011 12:23 Uhr

Vielen Dank für die schnelle Antwort! Ich werde die Statine wirklich nicht nehmen. Ich achte z.Z. sehr auf meine Ernährung, habe mich über cholesterinsenkende Nahrungsmittel erkundigt und habe mein Körpergewicht schon reduziert.

Ich habe die Haferkleie, Fischöl, Beerenfrüchte, Pampelmusensaft u.a. in meine Ernährung eingebaut und vermeide Lebensmittel mit viel Cholesterin.  Sportlich habe ich das Krafttraining ein bißchen reduziert und mache mehr Ausdauersport (ca. 1 Std. lockeres Training tgl.). 

Ich hoffe, dass das ausreicht und bedanke mich noch einmal herzlich für Ihre Beratung!

MfG

Tom

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